Julia Collection Band 26
helfen?“, fragte Charity.
„Nehmen Sie einen Karton mit Konservendosen.“
„Gern.“
Die Holzstufen knarrten gefährlich, als sie ihm ins Haus folgte. Ein blau gesprenkelter Hund war an einem Verandaposten festgebunden und bellte bei ihrem Anblick.
„Hallo, Bruiser!“, rief Kane. „Ist der Boss daheim?“
Der Hund legte sich wieder hin, und Kane drückte die Haustür mit dem Ellbogen auf. Charity folgte ihm nach drinnen und schauderte. Seine Schwester Annie war bestimmt nicht für diese Unordnung verantwortlich. Der Fußboden sah aus, als wäre er wochenlang nicht gefegt worden. Ein alter Tisch quoll über von Bierdosen, Zeitschriften und schmutzigen Aschenbechern. An den Fenstern gab es keine Vorhänge, und eine fehlende Scheibe war durch ein Stück Jute ersetzt worden.
Der Boden des schmalen Korridors war mit gesprungenem Linoleum bedeckt, das geradezu antik aussah. Kane trug die Vorräte in die Küche, stellte sie auf einem wackeligen Tisch ab und öffnete den Kühlschrank.
„Der ist ja voll Bier!“, rief Charity.
Er warf ihr einen vernichtenden Blick über die Schulter zu. „Im Outback muss ein Mann entscheiden, was für ihn wichtig ist.“
„Ja, aber was ist mit Ihrer Schwester? Wie hält sie es bloß hier aus?“
Er schlug die Kühlschranktür zu, drehte sich um und stemmte die Hände in die Hüften. „Hört sich an, als wären Sie von diesem Ort nicht sonderlich beeindruckt.“
Charity presste die Lippen zusammen. Sie konnte sich nicht vorstellen, hier zu leben, aber Taktgefühl war ihr anerzogen, und sie wollte Kanes Gefühle nicht verletzen.
Er betrachtete sie abweisend. „Vielleicht sind Sie doch nicht geeignet, sich um unser Haus zu kümmern.“
„Ich werde mich bemühen“, erwiderte sie gepresst. „Aber um ehrlich zu sein, merke ich nichts davon, dass man sich bisher gut darum gekümmert hat.“
Kane lachte. Er lachte doch tatsächlich. Und sie hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst. Charity ballte die Hände zu Fäusten und atmete tief durch. Ihr war heiß, sie hatte Kopfschmerzen und sorgte sich um Tim, und die Vorstellung, in dieser kleinen schäbigen, unordentlichen Hüte wohnen zu müssen, war der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
„Jetzt regen Sie sich ab, Charity“, sagte Kane.
„Ich soll mich abregen?“ Sie schrie es fast.
„Beruhigen Sie sich. Das ist nicht das Wohnhaus der Southern Cross, sondern ein Außenposten. Den benutzen gelegentlich die Viehtreiber. Einer von ihnen wohnt ständig hier und behält die Gegend im Auge. Ich stocke nur seine Vorräte auf.“
„Das darf nicht wahr sein!“, stellte sie zornig fest. „Sie können es wohl nicht lassen, mich zu necken, wie?“
„Sie haben sich geradezu angeboten.“
Der Wunsch, ihn zu schlagen, war wieder da.
„Tut mir leid“, sagte er, sah jedoch überhaupt nicht so aus, als würde ihm irgendwas leidtun. „Ich necke auch Annie, seit sie laufen kann. Das ist eine schlechte Angewohnheit von mir.“
„Das stimmt. Mir tut Ihre Schwester sehr leid, und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie darauf verzichten könnten.“
„Annie hat Humor.“
„Wie schön für sie. Mein Humor ist zusammen mit meinem Bruder verschwunden.“
Prompt hörte er zu lächeln auf und sah sich kurz in der Küche um. „Ferret scheint nicht da zu sein. Ich lasse die Sachen auf dem Tisch stehen, und wir fahren weiter.“
„Zum Haus der Southern Cross?“
„Ja.“
Die Hütte für die Farmhelfer hatte Charitys Selbstvertrauen reichlich erschüttert, und während der Fahrt über die unebene Piste bereitete sie sich auf die nächste Enttäuschung vor. Wenn Menschen irgendwo in der Wildnis lebten, brauchten sie vermutlich kein hübsches Haus, um Besucher zu beeindrucken. Sie hätte allerdings nicht erwartet, dass die Menschen im Outback mit so wenig Bequemlichkeit auskamen.
Wie schaffte das eine Frau wie Annie McKinnon?
„Da vorne ist unser Haus“, bemerkte Kane.
Durch die staubige Windschutzscheibe sah Charity Weiß und frisches Grün zwischen den Bäumen. Hinter einer Kurve tauchten eiserne Tore in blendendem Weiß auf, und dahinter zogen sich zu beiden Seiten der Straße grüne Rasenflächen mit üppigen Palmen und weißen Bougainvilleen hin, die Charity an Brautschleier erinnerten.
Und dann sah sie das Wohnhaus der Southern Cross Farm.
Es war ein niedriges, weitläufiges Gebäude, das aus schneeweiß gestrichenen Balken erbaut war. Breite, schattige Terrassen zogen sich rings um das Haus.
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