Julia Collection Band 26
dir nicht verübeln“, sagte er, als er das Paket Sandwiches neben den Schlafsack legte. Dann richtete er sich auf. „Ich sehe mich hier mal um und lasse dich für eine Weile in Ruhe.“
Damit drehte er sich abrupt um und ging mit schnellen Schritten hinaus in die dunkle Nacht.
Erschrocken sprang Sarah auf, aber er war bereits verschwunden.
7. KAPITEL
Reid stürmte hinaus in die Nacht.
Er bahnte sich seinen Weg durch das dichte Gehölz, angetrieben von einer wilden Verzweiflung. Es war idiotisch von ihm, anzunehmen, dass Sarah und er die Nacht allein miteinander verbringen konnten. Wie sollten sie das – besonders hier draußen, wo die Sterne, die Stille und der Schein des Lagerfeuers sie die ganze Zeit über an ihre leidenschaftliche Vergangenheit erinnerten.
Er machte sich bittere Vorwürfe. Hatte er Sarah nicht schon genug Kummer bereitet? Er hätte sie dazu überreden sollen, heute Abend auf der Farm zu bleiben – in der Obhut von Heath Drayton. Er hätte Himmel und Hölle in Bewegung setzen müssen, um ihr seine Anwesenheit zu ersparen.
Und jetzt hatte er alles nur noch schlimmer gemacht, indem er davonlief, anstatt ihr eine ehrliche Antwort auf ihre Fragen zu geben. Was war er nur für ein Mistkerl!
Das Wissen, dass er sie schon zu oft verletzt hatte, quälte ihn. Er war ein Narr gewesen, zu glauben, dass sein edles Schweigen ihr Schmerzen erspart hätte. In Wirklichkeit hatte es ihr unendliches Leid zugefügt.
Er musste diesen Zustand beenden. Er musste Sarah heute Abend die Wahrheit über seinen Vater sagen. Und er würde es jetzt tun, jetzt gleich, bevor ihm noch ein weiterer verrückter Grund einfiel, um sich davor zu drücken.
Ich bin deiner nicht wert. Ich bin der Sohn eines Vergewaltigers. Deshalb musst du mich und das Tal verlassen.
Reid drehte sich um und wollte zum Feuer zurück, als ihm plötzlich etwas auffiel. Bildete er sich das nur ein, oder leuchtete ihm gegenüber tatsächlich ein schwaches Licht?
Er blieb wie erstarrt stehen. Angestrengt beobachtete er den dunklen Busch. Tatsächlich, es sah aus wie ein Feuer, etwa einen halben Kilometer entfernt. Konnte das der Junge sein?
Er formte die Hände zum Trichter und rief: „Danny? Bist du das?“
Stille herrschte. Doch als er genau hinhörte, war ihm, als würde er eine leise Antwort hören. Er prägte sich die genaue Lage der Feuerstelle ein, bevor er zu Sarah zurückeilte.
Sie stand mit dem Rücken zu den Flammen und wartete auf ihn. „Ich habe dich rufen hören. Hast du Danny gesehen?“
„Ich bin mir nicht ganz sicher. Dort drüben scheint es noch ein zweites Feuer zu geben. Natürlich können das auch andere Sucher sein, aber wenn wir Glück haben, ist er es.“
„Er muss es sein! Ich könnte es nicht ertragen, wenn er es nicht wäre.“ Im Schein des Lagerfeuers sah er die Spannung in ihren Augen.
„Sarah, ich muss dir etwas erzählen.“
„Über Danny?“
„Nein … über … die Vergangenheit.“
„Oh.“ Neugierig und ängstlich zugleich sah sie ihn an. Aber dann seufzte sie und schüttelte ungeduldig den Kopf. „Nicht jetzt, Reid. Wir müssen Danny finden. Lass uns gehen.“
Er zuckte zusammen. Dies war wirklich schlechtes Timing. „Möchtest du nicht lieber hier bleiben?“
„Auf gar keinen Fall. Ich komme mit dir.“
Sie hatte bereits eine Taschenlampe aus dem Wagen geholt und knipste sie an, als sie durch das dunkle Gehölz aufbrachen.
„Ohne die Taschenlampe dürfte es leichter sein, den Schein des Feuers zu entdecken“, meinte Reid.
„Aber ich habe die ganze Zeit ins Feuer gestarrt und kann dort drüben überhaupt nichts entdecken.“ Doch sie knipste die Lampe aus.
„Hier … nimm meine Hand!“
Er erwartete, dass sie ihn zurechtwies, bot ihr aber trotzdem seine Hand an.
In der Stille der Nacht wurde ihr Schweigen ihm beinahe unerträglich. Und dann: „Na gut, warte nur kurz, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben.“
Sie reichte ihm ihre Hand, und als sie sich berührten, durchfuhr ihn ein Hitzestrahl, der ihm den Atem raubte. Es war schon so verdammt lange her, dass er die Hand dieser Frau gehalten hatte. Er wollte sie für immer in seiner halten. Sarahs Hände waren schmal und feingliedrig. So oft hatten sie ihn schon um den Verstand gebracht.
Hör auf, Mann. Denk jetzt nicht daran!
„Sollten wir noch einmal nach Danny rufen?“, fragte sie.
„Gute Idee!“
Gemeinsam riefen sie noch mehrere Male Dannys Namen und lauschten dann. Dieses Mal kam eine schwache
Weitere Kostenlose Bücher