Julia Collection Band 26
gut geschlafen?“
„Unglaublich gut. Und du?“
Er zuckte die Schultern und lächelte erneut. Aber diesmal hatte Sarah den Eindruck, als würde ein trauriger Schatten seine Augen verdunkeln. Plötzlich wickelte er sich eine Ecke des Lakens um die Hüften.
„Ich bin eingeschlafen, bevor wir miteinander sprechen konnten“, sagte Sarah, stützte sich auf einen Ellbogen und klopfte auf die leere Stelle neben sich. „Willst du jetzt reden?“
Er blieb auf der Bettkante sitzen, in gebührender Entfernung von ihr. Seine Brust hob und senkte sich, als er einen tiefen Seufzer ausstieß. „Eigentlich weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll.“
Sie durfte jetzt nicht in Panik verfallen.
Aber die wunderschöne Nacht, die sie miteinander verbracht hatten, verlieh ihr Mut, daher lächelte sie ihn tapfer an. „Du könntest damit anfangen, dass du zugibst, mich zu lieben.“
„Sarah, ich bin mir nicht sicher, ob es klug ist, über Liebe zu reden.“
„Es ist nicht klug, ehrlich zu sein? Ich finde, das ist sehr wichtig.“
„Warte, bis du hörst, was ich dir zu sagen habe.“
„Okay. Ich warte.“
Sie versuchte, ihm ermutigend zuzulächeln, aber er sah weg und schluckte.
„Vielleicht hättest du einen Brief an die Kummerkastentante schreiben sollen“, forderte sie ihn auf.
„Ja, vielleicht.“
„Was hättest du ihr geschrieben?“
Erneut schluckte er, und ohne sie anzuschauen, sagte er: „Dass ich ein schreckliches Geheimnis habe, das mich für immer davon abhält, die Frau zu heiraten, die ich liebe.“
Sie atmete tief durch und verbat sich, darüber nachzudenken, ob er eine schreckliche Krankheit oder eine zweite Frau mit Kind hatte, die er vor ihr verborgen hielt.
„Reid“, sagte sie und zwang sich zur Ruhe. „Kein Geheimnis kann so schrecklich sein.“
Er drehte sich zu ihr um, und seine Augen wirkten wie harte glitzernde Steine. „Was würdest du sagen, wenn ich dir erzählte, dass ich nicht Cob McKinnons Sohn bin?“
Sie sah ihn erstaunt an. Was immer sie auch erwartet hatte, das jedenfalls nicht. Reid war eine so wichtige Säule in der McKinnon-Familie, man konnte ihn unmöglich für jemand anderen als Cobs Sohn halten. „Das … das verstehe ich nicht.“
„Es ist wahr, Sarah. Cob ist nicht mein Vater.“
„Wann hast du das herausgefunden?“
„Kurz nach seinem Tod.“
„Das muss ja ein furchtbarer Schock gewesen sein.“
„Keine Angst, es kommt noch schlimmer.“
Er sprang vom Bett auf, ging durchs Zimmer und riss den Schrank auf. Dann holte er eine Jeans hervor und zog sie an. Sarah sah ihm niedergeschlagen zu. Indem er sich anzog, signalisierte er ihr, dass dies das Ende ihrer Intimität bedeutete. Er ging ganz bewusst auf Distanz zu ihr.
Dann stemmte er die Hände in die Hüften und blieb mitten im Zimmer stehen. „Ich sollte den Namen McKinnon eigentlich gar nicht tragen“, sagte er. „Jessie ist nicht meine Mutter, Annie nicht meine Schwester und Kane nicht mein Bruder. Ich gehöre gar nicht hierher.“
„Willst du damit sagen, dass man dich adoptiert hat?“
„Ja.“
Sie runzelte die Stirn. Die Nachricht, dass Reid adoptiert war, traf sie zwar wie ein Schock, aber das konnte doch wohl nicht sein schreckliches Geheimnis sein. Viele Leute waren adoptiert. Diese Tatsache allein konnte doch nicht der Grund für ihre jahrelange Trennung gewesen sein. Das ergab keinen Sinn.
Sarah wickelte sie sich in das Betttuch und krabbelte auf Knien zur Bettkante. „Was ist daran so schlimm, dass du adoptiert wurdest? Du gehörst doch trotzdem hierher, nach Southern Cross. Und … wir gehören zusammen.“
Er schüttelte den Kopf. „Das Schlimmste habe ich dir noch nicht erzählt.“
Sie konnte es nicht ertragen, ihn so unglücklich zu sehen. Mit klopfendem Herzen wickelte sie das Laken noch fester um sich und wartete darauf, dass er fortfuhr.
„Ich trage eine schlechte Veranlagung in mir, Sarah.“
„Was soll das bedeuten? Wessen schlechte Veranlagung?“
„Die meines Vaters“, sagte er, ohne sie anzuschauen. „Meines wirklichen Vaters. Er … er … er war ein Vergewaltiger.“
Sarah wusste, dass Reid auf eine Reaktion von ihr wartete, blieb jedoch völlig ruhig.
„Mein Vater hat meine Mutter vergewaltigt. Dann hat sie mich weggegeben, weil sie meinen Anblick nicht ertragen konnte.“
Oh nein! Das also war die Neuigkeit, die ihn so schrecklich verletzt hatte. Wenn sie seinen Kummer nur lindern könnte!
Sie wollte ihn an sich drücken, ihn mit ihrer ganzen
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