Julia Collection Band 26
Zärtlichkeit halten. Sie sehnte sich danach, ihn zu trösten und zu beruhigen, bis die schreckliche Kälte, die ihn in diesem Moment erfüllte, verschwunden war.
Noch immer hielt sie das Tuch fest und machte Anstalten, das Bett zu verlassen. Aber Reid zuckte zusammen, als hätte sie ihn bereits berührt, und zog sich von ihr zurück.
„Ich kann mir vorstellen, wie verletzt du dich fühlen musst“, sagte sie zu ihm. „Reid, ich weiß nicht viel über den Hintergrund von Vergewaltigungen, aber ich glaube nicht, dass es erblich ist. Bestimmt hat es etwas mit der sozialen Umgebung dieses Mannes zu tun.“
Er schien sie nicht zu hören. „Kannst du dir vorstellen, wie das ist? Jedes Mal, wenn meine Mutter mich anschaut, muss sie an die furchtbaren Umstände denken, unter denen ich gezeugt wurde.“
Das war zu viel. Sarah stand auf, ging zu ihm und legte ihm die Arme um den Nacken. „Mein armer Liebling. Was für eine unerträgliche Bürde für dich!“
Zu ihrer Bestürzung wehrte er ihren Versuch, ihn zu umarmen, ab. Er versteifte sich, bis sie schließlich keine andere Wahl hatte, als ihn loszulassen.
„Es tut mir leid“, sagte er schroff.
„Ist schon okay. Du hast alles Recht der Welt, wütend zu sein.“
Auch diese Bemerkung schien ihn zu irritieren. Sie blieben schweigend stehen, während die Sekunden verstrichen.
„Reid, ich kann verstehen, warum dich das so aufregt. Aber es muss kein so schreckliches Problem sein. Wenn es dir hilft, kann ich dir versichern, dass das keinen Unterschied für meine Gefühle für dich macht.“
Überrascht sah er sie an.
„Ich liebe dich“, erinnerte sie ihn mit weicher Stimme.
Er schüttelte den Kopf. „Das darfst du nicht.“
Panik erfasste sie. „Reid, du hast mit diesem Mann nichts gemein.“
„Wie kannst du dir da so sicher sein? Gestern Abend habe ich dich von Annies Hochzeit weggeschleppt. Ich habe den Kopf verloren.“
„Auch nicht mehr als ich. Wir waren eben beide ein bisschen wild.“
Als er nicht antwortete, trat sie erneut auf ihn zu und wartete darauf, dass er ihrem Blick begegnete. Schließlich sah er sie an. Sein Gesicht war ausdruckslos und maskenhaft starr.
„Wie dem auch sei, gestern hast du mich ja nicht das erste Mal geliebt, Reid. Denk doch nur mal an all die anderen Gelegenheiten.“
Er schloss schnell die Augen, aber Sarah hatte den Kummer darin wohl gesehen. Sie hoffte einen Weg zu finden, ihn zu zwingen, sich der Realität zu stellen – und nicht der verrückten Vision, die sein Geist sich ausgedacht hatte. „Du warst immer ein sehr fürsorglicher Mann, Reid. Leidenschaftlich, ja, aber niemals gewalttätig.“
Er antwortete nicht, doch Sarah wusste, dass er ihr zuhörte. „Gestern Abend wollte ich alles, was du mir geben konntest. Ich habe mir sogar ein Baby von dir gewünscht.“
„Nein!“ Er ging mit schnellen Schritten zum Fenster. „Willst du es denn nicht verstehen, Sarah? Das ist doch genau das Problem. Ich werde nie ein Kind mit dir haben können. Der Himmel weiß, was aus ihm werden würde.“
„Wahrscheinlich das süßeste Baby der Welt.“
„Entweder das oder kriminell.“
„Das bezweifle ich.“ Als er nicht antwortete, fragte sie: „Heißt das, du möchtest lieber sichergehen?“
Er drehte sich um und ballte die Hände zu Fäusten. „Was dich betrifft, auf jeden Fall. Immer.“
„Aber, Reid, im Leben muss man eben Risiken eingehen.“
„Ich kann dich aber nicht bitten, dieses Risiko einzugehen, Sarah. Es ist gut, dass du uns verlässt. Dann wirst du mich endlich vergessen.“
Sie sah ihn entsetzt an. „Das kann doch nicht dein Ernst sein.“
„Oh doch. Du musst zur Küste ziehen und an der neuen Schule unterrichten, genau wie du geplant hast.“
„Aber gestern Nacht …“
„Vergiss gestern Nacht. Das war ein Fehler. Es hätte nie passieren dürfen.“ Ein Muskel zuckte an seiner Wange. „Es tut mir leid. Mein Benehmen war unverzeihlich. Ich war schwach und habe dich enttäuscht, trotzdem musst du gehen.“
„Reid, ich liebe dich.“
Ein gequälter Ausdruck legte sich auf sein Gesicht, dann wandte er den Blick ab. Sarah wusste, dass er mit den Tränen kämpfte. Ihr ging es genauso.
„Ich kann dich nicht heiraten, Sarah.“ In seiner Stimme lag etwas Endgültiges. „Ich werde dich nicht heiraten. Ich werde dich nicht mit meinen Genen belasten.“
„Du liegst so falsch, Reid. Ich liebe dich“, wiederholte sie.
Schweigen.
„Reid, wir müssen keine Kinder bekommen. Es genügt,
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