Julia Collection Band 26
Sie losfahren. Dann sind Ihre Sandwiches und eine Thermoskanne mit Tee bereit.“
„Danke, Chaz.“ Endlich lächelte er wieder. „Ich bin in einer Viertelstunde bei Ihnen.“
Kane verschwand auf seinem Motorrad in einer Staubwolke, und Charity wurde von Panik ergriffen. Jetzt war sie wirklich allein.
Sie hastete zur Hintertür, setzte sich neben Lavender auf die Stufen und drückte den Hund an sich. „Du Armer. Ich weiß genau, wie du dich fühlst. Uns beide hat man im Stich gelassen, nicht wahr?“ Sanft streichelte sie ihn. „Unser Hund Barnabus mag es, wenn man ihn streichelt. Er würde dir gefallen. Er ist ein ganz Hübscher.“
Lavender drückte zufrieden knurrend die feuchte Schnauze an Charitys Wange.
„Wir beide sitzen im selben Boot, Lavender“, fuhr sie fort. „Du wartest darauf, dass Annie heimkommt, und ich warte auf Nachricht von Tim.“
Roo kam schwanzwedelnd zu ihnen gelaufen.
„Du denkst wohl, du verpasst was, wie?“, fragte Charity, drückte auch ihn an sich und ließ sich von ihm die Wange lecken. Allerdings fühlte sie sich trotz der Hunde schrecklich einsam.
Aber das war unsinnig. Mit zwei Hunden und einem Gärtner war sie völlig sicher. Notfalls hatte sie auch noch das Telefon, falls sie Hilfe von außen brauchte. Und Kane war nur tagsüber weg.
Das bedeutete, dass sie einen ganzen Tag Zeit hatte, um herauszufinden, was der Gärtner wusste.
„Der junge Tim? Ja, den kenne ich. Das war ein netter Kerl.“
Vic saß auf der Veranda in einem bequemen Korbsessel und griff nach einem der Plätzchen, die Charity gebacken hatte. Zuerst war er allerdings sehr überrascht gewesen, als sie ihn am Vormittag zum Tee eingeladen hatte.
„So gute Plätzchen habe ich schon seit Jahren nicht mehr gegessen“, stellte er fest.
„Essen Sie, so viel Sie wollen.“ Charity schob ihm den Teller hin. „Erzählen Sie mir mehr über Tim. Hat er auf Sie einen glücklichen Eindruck gemacht?“
„Er hat eine herrliche Zeit hier verbracht, meine Liebe. Er hat sich angepasst, als wäre er fürs Outback geboren. Und er hat unermüdlich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gearbeitet.“
„Das ist neu bei ihm. Zu Hause hat er sich immer ums Geschirrspülen gedrückt.“
Vic lachte. „Das Leben eines Viehtreibers ist mit nichts zu vergleichen. Er lebt in einfachen Verhältnissen, hat viel harte Arbeit, aber auch viel Spaß. Und es geht nichts über eine Nacht unter freiem Himmel.“
„Wohl nicht“, sagte Charity und verstand sehr gut, dass es für Tim ein großes Abenteuer gewesen sein musste. „Er hat Ihnen nicht zufällig gesagt, wohin er von hier aus wollte?“
Vic setzte schon zum Sprechen an, überlegte es sich jedoch anders.
„Bitte, verschweigen Sie mir nichts“, sagte Charity. „Ich mache mir schreckliche Sorgen. Vielleicht können Sie mir einen Hinweis geben. Ich glaube einfach nicht, dass er verschwunden ist, ohne vorher mit jemandem über seine Pläne zu sprechen.“
„Sind Sie denn wirklich sicher, dass er vermisst wird?“, fragte Vic.
„Wir haben seit über einem Monat nichts mehr von ihm gehört.“
Vic murmelte kopfschüttelnd etwas vor sich hin.
Charity stellte die Teetasse aus der Hand. „Was ist denn, Vic?“, drängte sie. Er schien mit sich zu kämpfen.
„Was hat Kane Ihnen gesagt?“, fragte er schließlich.
Sie seufzte. Wenn sie zugab, dass Kane ihr gar nichts verraten hatte, würde der alte Mann bestimmt auch schweigen. „Kane hat gesagt, dass Tim hier gearbeitet hat und irgendjemand mir vielleicht erzählen könnte, was er vorhatte.“ Das stimmte zwar nicht ganz, war aber auch nicht direkt gelogen.
Vic runzelte die Stirn. „Haben Sie jemanden getroffen, der Ihnen was erzählt hat?“
„Bisher nicht“, meinte sie möglichst beiläufig. „Was wissen Sie denn, Vic? Ich bin sehr weit gereist und muss Tim unbedingt finden.“
„Ja, von England nach Australien ist es weit.“ Er seufzte, als hätte er die anstrengende Reise selbst hinter sich.
„Und ich habe meinem Vater versprochen, dass ich Tim finden werde.“
„Na ja …“
Charity beugte sich erwartungsvoll zu ihm.
„Ich kann Ihnen versichern, dass es Tim gutgeht“, sagte Vic.
„Ja, aber was noch?“
Er griff schweigend nach dem nächsten Plätzchen.
Wieso war dieser Mann genauso verschlossen wie Kane? Und was bedeutete es genau, dass es Tim gut ging? „Woher wollen Sie wissen, dass ihm nichts zugestoßen ist?“, hakte sie nach.
Der alte Mann stand mühsam auf. „Mit meinen
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