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Julia Collection Band 26

Julia Collection Band 26

Titel: Julia Collection Band 26 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BARBARA HANNAY
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verspannte sich, als der Fremde Annies Zimmer betrat, und hielt den Atem an. Der Ärmel eines Abendkleides kitzelte sie an der Nase. Um nicht niesen zu müssen, drehte sie den Kopf zur Seite, und ein Kleiderbügel schlug gegen die Tür.
    Oh nein! Hatte der Fremde das Geräusch gehört? Verzweifelt schickte Charity ein Stoßgebet zum Himmel.
    Der Mann brauchte endlos lange, sich in Annies Zimmer umzusehen, raschelte mit den Papieren auf dem Schreibtisch, öffnete Schubladen.
    Gab es im Schrank vielleicht etwas, das sie als Waffe benutzen konnte, falls er sie entdeckte? Sie fand jedoch nichts weiter als Stiefel.
    Nach einer halben Ewigkeit begab sich der Fremde ins nächste Zimmer. Danach dauerte es wieder endlos lange, bis er aus dem Haus ging. Erst dann wagte Charity sich ans Fenster und blickte ihm nach, wie er Southern Cross verließ, so, wie er gekommen war, und scheinbar ins Nichts verschwand.
    Erst eine halbe Stunde später wagte sie sich aus dem Hauptgebäude und lief zum Gärtnerhaus.
    „Vic!“, schrie sie und hämmerte an die Tür. „Vic! Wo sind Sie?“
    Als sie keine Antwort erhielt, geriet sie erneut in Panik.
    Aber dann kam Roo mit aufgestellten Ohren auf sie zugelaufen und bellte laut.
    „Wo warst du denn, als ich dich gebraucht hätte?“, schimpfte sie mit ihm. „Hast du Wallabys gejagt? Du bist mir vielleicht ein Wachhund!“
    Er sprang an ihr hoch, lief ein Stück weg, drehte sich um, sah sie an und bellte wieder.
    „Soll ich dir folgen?“, fragte sie. „Was ist denn los?“
    Der Hund lief über die Koppel voraus zur Windmühle.
    Dort fand sie Vic. Er lehnte mit dem Rücken an einer der Streben. Sein Gesicht war blass und schmerzverzerrt, ein Arm so verdreht, dass Charity sofort wusste, er war gebrochen.
    Es war der schlimmste Albtraum!
    Seit zwölf Jahren fürchtete sie einen solchen Moment, einen erneuten medizinischen Notfall. Der Hausarzt hatte damals zwar versichert, dass sie an jenem verhängnisvollen Freitag nichts für ihre Mutter hätte tun können, weil sie den Herzinfarkt schon lange vor Charitys Rückkehr aus der Schule erlitten hatte. Trotzdem war sie die schrecklichen Schuldgefühle niemals losgeworden.
    „Was ist passiert?“, fragte sie Vic, kniete sich neben ihn und hoffte, er würde ihre Angst nicht merken.
    „Weiß ich nicht, meine Liebe. Ich war oben auf dem Turm, weil die Pumpe blockiert war, und dann hat was unter mir nachgegeben, und ich bin heruntergefallen.“
    „Tut Ihnen mehr als nur der Arm weh?“
    „Ich habe mir blaue Flecken eingehandelt, aber den Arm hat es am schlimmsten erwischt. Der ist wahrscheinlich gebrochen.“
    „Das glaube ich auch, Vic.“ Sie war froh, dass er die Ruhe bewahrte. „Bleiben Sie hier, und ich wähle den Notruf. Null, Null, Null, nicht wahr?“
    „Nein, nicht anrufen.“
    „Wieso denn nicht?“, fragte sie betroffen.
    „Es ist doch nur ein gebrochener Arm und kein richtiger Notfall. Der Krankenwagen soll nicht wegen einer solchen Kleinigkeit einen Einsatz fahren.“
    Kleinigkeit? Der arme Mann hatte bestimmt große Schmerzen.
    Charity atmete tief durch. Sie wusste genau, was zu tun war. Schließlich hatte sie in den letzten zwölf Jahren zahlreiche Erste-Hilfe-Kurse belegt und dabei verzweifelt gehofft, ihr Wissen nie einsetzen zu müssen. „Ich kann Ihnen helfen und den Arm schienen, aber Sie brauchen einen Arzt.“
    „Ich muss nach Mirrabrook zum Doc.“
    „Richtig.“ Sie betrachtete ihn forschend. Er nahm sich sichtlich zusammen. Der Himmel wusste, wann Kane zurückkommen würde. „Keine Sorge, Vic, ich bringe Sie zum Arzt.“
    „Kommen Sie denn mit einem Geländefahrzeug mit Allradantrieb zurecht?“
    „Nein“, gestand sie. In England hatte sie nur einen kleinen Wagen mit Automatik gefahren. Hier musste sie einen Geländewagen mit Gangschaltung bedienen, und die Straße war gefährlich. „Aber Sie können mir dabei helfen.“ Das kam später. Eins nach dem anderen. „Also, erst einmal schaffe ich Sie in den Schatten. Dann mache ich Ihnen einen schönen, süßen Tee und suche etwas, womit ich Ihren Arm schienen kann.“
    „Danke, meine Liebe. Sie sind ein Engel.“

5. KAPITEL
    Kane betrachtete ungläubig das Blatt Papier, das auf dem Küchentisch gegen die Zuckerschale gelehnt war. Erst vor wenigen Tagen hatte Annie eine solche Nachricht hinterlassen. Jetzt hatte Charity es getan. War auch sie fort?
    Besorgt griff er nach dem Zettel und überflog die Notiz.
    „Verdammt!“, schrie er, knüllte das Blatt zusammen

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