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Julia Collection Band 26

Julia Collection Band 26

Titel: Julia Collection Band 26 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BARBARA HANNAY
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grellbunten tropisch gemusterten Hemd am Computer beschäftigt war, blickte Charity durchs Schaufenster ins Freie. In der Mitte des Einkaufszentrums wuchs in einer Gartenanlage ein Frangipanibaum mit schimmernden grünen Blättern und schönen weißen Blüten mit gelben Kelchen.
    Sofort dachte sie wieder an die Southern Cross, in deren Garten ebenfalls ein Frangipani stand. Sie hatte die Blüten in einer flachen runden Vase auf der Anrichte schwimmen lassen, und der feine tropische Duft hatte das ganze Haus erfüllt.
    Voll Sehnsucht stellte sie sich vor, dass sie auf die Southern Cross zurückkehrte, und sie malte sich die überraschten Gesichter der McKinnons aus, wenn sie vor der Haustür auftauchte.
    „Sie haben Glück!“ Der Angestellte holte sie in die Wirklichkeit zurück. „Ich kann Sie heute Nachmittag auf einem Flug von hier nach Cairns unterbringen“, fuhr er lächelnd fort. „Von dort haben Sie einen Direktflug nach London. In vierundzwanzig Stunden landen Sie in Heathrow. Das ist wirklich ein Glücksfall.“
    Sie sah den Mann betroffen an. England … morgen schon …
    Ihr Blick glitt erneut auf die sonnenüberflutete Straße hinaus. In England neigte sich der Herbst dem Ende zu. Die Bäume waren kahl und grau, und über den Himmel zogen dunkle Wolken.
    Noch vor wenigen Sekunden hatte sie sich ausgemalt, wie sie nach Mirrabrook zurückkehrte, Kane traf und endlich den Mut fand, ehrlich mit ihm über … über … einfach über alles zu sprechen.
    Hatte sich das Schicksal gegen sie verschworen? Es schien so zu sein. Zuerst war das Postauto aufgetaucht, dann hatte Tim erneut seine Unabhängigkeit unter Beweis gestellt, und jetzt stimmten auch noch die Flugpläne überein.
    Es kam ihr vor, als würde sie von allen Seiten die Botschaft erhalten, Kane McKinnon zu vergessen und heimzukehren. Und vermutlich war es sinnlos, sich dagegenzustemmen.
    „Ein Glücksfall?“, fragte sie und hielt eisern die Tränen zurück. „Ja, sicher. Das bin eben ich. Glück ist mein zweiter Vorname.“
    Annie spürte Kane im Zeugraum beim Sattelputzen auf. „Ich habe gehofft, dass du hier allein bist, großer Bruder. Ich muss als Schwester mit dir reden.“
    „Darauf habe ich schon gewartet“, erwiderte er lächelnd und verrieb Lederfett. „Du musst mir schließlich noch erzählen, wieso du unbedingt nach Brisbane wolltest.“
    „Darüber möchte ich aber nicht mit dir reden.“
    Kane blickte auf und ertappte seine Schwester beim Erröten.
    „Mach dir um mich keine Gedanken“, fuhr sie fort. „Ich habe mein Leben fest im Griff, aber um dich mache ich mir Sorgen.“
    „Um mich?“, wiederholte er und arbeitete weiter. „Wozu denn das? Mit mir ist alles in bester Ordnung.“
    Annie schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Wenn du wirklich glaubst, ich würde dir das abnehmen, bist du noch dümmer, als ich dachte.“ Sie kam einen Schritt näher. „Übrigens sorge ich mich nicht nur um dich, Brüderchen, sondern auch um Charity Denham.“
    „Was ist mit ihr?“, fragte er und blickte überrascht auf.
    Annie warf seufzend die Hände in die Luft und entfernte sich von ihm. Kane polierte den Sattel, als hinge sein Leben davon ab. Während seine Schwester ihn langsam umkreiste, wagte er einen Blick auf sie. Ihr Gesicht wirkte älter, trauriger und weiser.
    Endlich blieb sie wieder stehen und sah ihn an. „Wenn du weiterhin so tust, als wüsstest du nicht, wovon ich spreche, verschwende ich nur meine Zeit.“
    „Du verschwendest ganz sicher deine Zeit.“
    Annie seufzte hörbar. „Sagen wir mal, ich habe in Brisbane so einiges gelernt.“
    „Ach ja?“
    „Und wenn du Charity nach England zurückfliegen lässt, ohne ihr zu sagen, was du wirklich fühlst …“ Sie stockte. „Du hast einen schrecklichen, verbrecherischen Fehler begangen“, sagte sie, drehte sich um und stürzte aus dem Zeugraum.
    Kane legte den Kopf in den Nacken, atmete tief die sommerlich warme Luft ein und blickte durch die Tür zum Abendstern hinauf, der bereits am Himmel funkelte. Als er Annies Worte endlich in ihrer vollen Tragweite begriff, wurde ihm eine gewaltige Last von den Schultern genommen.
    Der Pfeil in seinem Herzen blieb jedoch stecken.

11. KAPITEL
    „Gabriel, das ist euer Stichwort!“
    Charity blickte zur Tür, in der nun eine Gruppe sechs Jahre alter Engel erscheinen sollte.
    „Wo ist Gabriel?“, rief sie.
    In ihrer Nähe stand ein Junge, der ständig selbstzufrieden strahlte, seit sie ihm die Rolle des Joseph zugeteilt

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