Julia Collection Band 26
noch glauben, dass er unschuldig war.
Vielleicht war es ihm wirklich nicht möglich gewesen, die Verabredung einzuhalten. Es war immer noch denkbar, dass er krank geworden und genauso enttäuscht war wie sie.
„Vielleicht ist er ja krank“, sagte sie wehmütig.
Victoria rümpfte die Nase. „Ja, das ist ebenso wahrscheinlich, als wenn ihn ein Bus überfahren hätte.“
„Oder es gab einen wichtigen Grund, warum er sofort das Land verlassen musste“, warf Mel ein. „Komm schon, Annie. Du musst den Tatsachen ins Gesicht sehen. Wenn Damien auch nur ein Fünkchen Anstand und eine ernst gemeinte Entschuldigung hätte, würde er alles tun, um dir zu erklären, warum er nicht kommen konnte.“
Annie seufzte. „Vermutlich habt ihr recht. Wahrscheinlich will ich es nur nicht wahrhaben.“
Es fiel ihr so schwer, ihre Träume vom Glück loszulassen. Am liebsten hätte sie sich ins Bett verzogen und einen Monat lang nur geweint.
„Die Sache ist die“, sagte Mel und rührte mit dem Strohhalm in ihrem Erdbeercocktail herum, „er ist nicht nur mies, sondern auch noch feige. Warum hätte er sonst so getan, als wäre er jemand anderer?“
„Was meinst du damit?“
„Ich wette mit dir um jeden Cocktail auf dieser Karte, dass dieser so genannte Onkel, der dir die Nachricht hinterlassen hat, in Wirklichkeit gar nicht existiert.“
Der Gedanke, es könnte tatsächlich Damien gewesen sein, der angerufen und behauptet hatte, sein eigener Onkel zu sein, machte die Sache für Annie noch zehnmal schlimmer.
Victoria klopfte ihr auf die Schulter. „Ich finde, du solltest dich in Zukunft vor solchen Treffen mit unbekannten Männern hüten und dich lieber mit deinen Freundinnen um die Erhöhung des Cocktailkonsums in der Gegend von Greater Brisbane kümmern.“
Annie nickte unglücklich. Eigentlich war das nicht ihr Stil, aber in einer solchen Situation war Alkohol genau das Richtige. Das Problem war, es half nur im Moment, ihren Schmerz zu vergessen. Morgen würde alles anders aussehen. Und nicht nur morgen, sondern für den Rest der Woche in Brisbane. Vor ihr lag eine ganze Woche in der Stadt. Ohne Damien.
„Ich würde jetzt gern mit euch nach Hause gehen und diesem Idioten eine E-Mail schicken, die sich gewaschen hat“, sagte sie.
„Genau“, stimmte Mel ihr zu. „Gute Idee! Außerdem müssen Victoria und ich morgen leider arbeiten. Kommt, wir gehen nach Hause und schicken Damien eine Nachricht, die er so schnell nicht vergisst. Wir müssen ihm klarmachen, dass sein Verhalten wirklich das Allerletzte ist.“
„Ja, aber wenn er ein solcher mieser Typ ist, wie es scheint, wird ihn das völlig kalt lassen“, meinte Victoria düster.
Mel war das egal. „Darum geht es doch gar nicht. Annie wird sich viel besser fühlen, wenn wir ihn zum Teufel schicken.“
2. KAPITEL
Unruhig wälzte Annie sich auf Mels alter Couch hin und her und blickte starr in die Dunkelheit. So würde das nie etwas mit dem Schlafen.
Nachdem ihre beiden Freundinnen ihr dabei geholfen hatten, Damien eine gepfefferte E-Mail zu schicken, waren Mel und Victoria in ihre Zimmer gegangen und schliefen jetzt bestimmt schon tief und fest. Annie musste die lange Nacht allein durchstehen. Und leider verpuffte langsam die Befriedigung, die sie verspürt hatte, als sie die Nachricht abgeschickt hatte.
Sie wälzte sich erneut auf die Seite, versetzte ihrem Kissen einen Schlag und stöhnte laut. Es hallte durchs ganze Haus, aber niemand rührte sich. Das war das einzig Gute an der Einsamkeit, man musste nicht mehr so tun, als wäre man besonders mutig. Endlich konnte sie sich gestatten, in ihrem Elend zu baden.
Es ließ sich nicht leugnen, die ganze Sache mit Damien war ein einziges Fiasko. Bestimmt das größte Fiasko, das es je in Bezug auf Rendezvous gegeben hatte. Schlimmer als das, was sie im La Piastra erlebt hatte, konnte es wohl kaum noch gehen.
Wenn sie ganz ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie am Boden zerstört war. Zerstört, verletzt, unglaublich enttäuscht! Und sauer. Sauer und verbittert.
Ihre wunderbare Romanze war vorbei, noch bevor sie überhaupt begonnen hatte.
Wie hatte Damien ihr so etwas antun können?
Weshalb hatte er so viele Wochen lang im Netz um sie geworben, nur um sie dann sitzen zu lassen, wenn es darauf ankam?
Warum? Was war nur schiefgelaufen? War sie zu voreilig gewesen, als sie vorgeschlagen hatte, dass sie sich treffen sollten? Hätte sie darauf warten sollen, dass der Vorschlag von ihm kam? Aber er hatte ihr
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