Julia Collection Band 26
saß.
Nimm die Schultern zurück, Annie. Du kannst dich durch eine solche Bagatelle nicht aus der Fassung bringen lassen.
Ein attraktiver junger Kellner trat an ihren Tisch, er trug ein Tablett mit einer Karaffe Eiswasser.
„Wie geht es Ihnen heute Abend?“, fragte er lächelnd.
Sie lächelte zurück, und schon fühlte sie sich ein wenig besser.
„Sehr gut, danke.“
„Ich bin Roberto und werde mich um Ihren Tisch kümmern.“
„Ich bin Annie und freue mich auf Ihren Service.“
Sein Lächeln wurde noch breiter, als er ihr ein Glas Wasser einschenkte.
„Möchten Sie unsere Speisekarte sehen?“
„Nein, ich warte noch auf …“ Sie zeigte auf den leeren Stuhl ihr gegenüber.
„Auf Ihre Freundin?“
„Nein, es … es handelt sich um einen Mann.“
Er schien ein wenig enttäuscht zu sein oder tat wenigstens so, als er ihren Tisch verließ, um sich dem nächsten Gast zuzuwenden.
Annie trank einen Schluck Wasser und wünschte, sie könnte das kühle Glas gegen ihre erhitzte Wange drücken. Sie versuchte, sich einzureden, es wäre nicht schlimm, dass Damien sich verspätet hatte. Wahrscheinlich stand er im Stau und verfluchte das Schicksal. Bestimmt würde er jeden Moment aus dem Lift herausstürzen und sich bei ihr entschuldigen.
Sie zählte bis hundert und trank dann noch einen Schluck Wasser. Nachdem sie mit dem Zählen bei dreihundert angekommen war, sah sie plötzlich an einem anderen Tisch ein Pärchen, das gerade Händchen hielt und sich sehnsüchtig in die Augen blickte.
Im Hintergrund spielte eine Gitarre das Lied Beautiful Dreamer.
Annie seufzte tief. Wie lange hatte sie schon von diesem Rendezvous geträumt? Davon, was Damien von ihr, was sie von ihm halten würde?
Natürlich hatte sie Angst gehabt, sie könnte das Falsche sagen oder während des Gesprächs entdecken, dass er einige schreckliche Angewohnheiten hatte. Sie hatte sich auch überlegt, wie sie es anstellen musste, um herauszufinden, ob er verheiratet war. Das war nämlich ihre größte Angst. Aber nie im Leben hätte sie gedacht, dass sie hier ganz allein herumsitzen würde. Ohne ihn.
Das Schlimmste daran war, dass sie sich in einer solchen Situation in der Stadt, umgeben von Menschen, noch viel einsamer fühlte als im Busch, wo es nur die wilde Natur gab.
Sie drehte sich um und sah aus dem Fenster. Die hohen Gebäude um sie herum waren hell erleuchtet, überall blinkten die Neonschilder. Tief unter ihr sah sie Straßenlaternen und die Rücklichter der Autos – wie ein rotweißer Strom, der in beide Richtungen floss …
Wo war Damien?
Vielleicht hätte sie ihm ihre Handynummer geben sollen, aber sie hatte damit noch warten wollen, bis sie ihn kennengelernt hatte. Jetzt war sie versucht, Mel und Victoria anzurufen, damit die beiden sie in dieser schwierigen Situation unterstützen konnten. Aber sie widerstand der Versuchung.
Sie wollte auch nicht auf ihre Uhr schauen. Na gut, vielleicht ganz kurz. Oh nein! Damien hatte sich bereits um fünfundzwanzig Minuten verspätet.
Vielleicht hatte es ja etwas damit zu tun, dass er ein Mann war. Indem er sie warten ließ, bewies er ihr seine Dominanz. Und es wurde immer später …
Um sie herum bekamen die Gäste ihr Essen serviert. Die Speisen waren auf großen weißen Tellern angerichtet. Jemand hatte Linguini mit grüner Soße bestellt, es sah köstlich aus.
In diesem Moment kam Roberto zurück und fragte sie, ob er ihr sonst noch etwas bringen könne. Etwas Bruschetta vielleicht? Annie schüttelte den Kopf, aber sie merkte, dass einige Gäste ihr schon wieder neugierige Blicke zuwarfen.
Oh Damien, ich weiß, es ist wahrscheinlich nicht deine Schuld, aber ich bin so furchtbar enttäuscht!
Wie viel länger würde sie wohl noch warten müssen?
Als der Kellner gegangen war, betrachtete Annie ihre schicke neue Handtasche und überlegte, ob sie ihre Freundinnen nicht vielleicht doch kurz anrufen sollte. Als sie nach der Tasche griff, fiel ihr auf, dass der Geschäftsführer geradewegs auf sie zukam. Was wollte er von ihr? Würde er sie auffordern, etwas zu bestellen oder das Restaurant zu verlassen?
„Miss McKinnon?“, fragte er, als er vor ihr stand.
„Ja?“ Ihr Magen zog sich zusammen. Woher kannte er ihren Namen?
„Wir haben einen Anruf bekommen – eine Nachricht von Mr. Grainger.“
„Ja?“, fragte sie, und ihr Herz schlug schneller.
„Es tut ihm sehr leid, aber er muss Ihre Verabredung für heute Abend absagen.“
Absagen?
Annie hatte plötzlich das
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