Julia Collection Band 26
Annie. Du bist völlig fasziniert von Dr. Graingers Hund. Aber hallo – die Hälfte der Studentinnen der philosophischen Fakultät ist verrückt nach Dr. Theo.“
Annie sah sie überrascht an.
„Leider nützt es ihnen nichts“, fuhr Mel fröhlich fort. „Es ist allgemein bekannt, dass er sich nie mit Studentinnen einlässt.“
„Schön für ihn.“
„Deshalb bin ich ja auch so platt. Wie hast du es nur geschafft, dich mit ihm zu verabreden?“
„Verdammt, Mel, den Hund ausführen bedeutet kein Rendezvous.“
„Nein?“ Sie lächelte anzüglich. „Das klingt ein bisschen so, als würde man behaupten, eine Fußmassage hätte nichts mit Sex zu tun.“
Annie wusste selbst nicht, warum sie den forschenden Blick ihrer Freundin nicht erwidern konnte.
Sie sah zu Boden, und Mel fügte nun etwas freundlicher hinzu: „Mach dir keine Sorgen. Wir wollen nur hoffen, dass Dr. Grainger nicht auch ein solcher Mistkerl wie Damien ist.“
Spontane Entscheidungen haben manchmal unangenehme Folgen, dachte Theo, als er am nördlichen Ende der Goodwill Bridge auf Annie wartete. Versonnen betrachtete er die kleinen blauweißen City-Cats-Fährboote, die auf dem Brisbane River auf- und abfuhren.
Wahrscheinlich war es ein Fehler gewesen, Annie einzuladen, mit ihm und Basil spazieren zu gehen. Aber sein Neffe hatte ihr übel mitgespielt, und er tröstete sich mit dem Gedanken, dass er sich ihr gegenüber moralisch verpflichtet fühlte.
Nach zehn Jahren als Dozent war ihm sehr bewusst, welche Gefahren darin lagen, wenn er sich mit einer attraktiven jungen Dame anfreundete. Doch in Annies Fall dürfte es eigentlich leicht sein, sich vor den Folgen zu schützen.
Er hatte ihr deshalb auch nicht angeboten, sie abzuholen, sondern ihr vorgeschlagen, dass sie sich an der Brücke treffen sollten. Aber jetzt fragte er sich, ob sie sich verlaufen hatte.
In diesem Moment sah er, dass jemand ihm von der anderen Straßenseite her zuwinkte.
Annie.
Sie wartete auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig, bis die Fußgängerampel auf Grün schaltete. Dann kam sie schnell auf ihn zu.
„Hoffentlich habe ich mich nicht allzu sehr verspätet“, sagte sie, noch ganz außer Atem.
„Nein, überhaupt nicht.“
Sie kniete nieder und streichelte Basil begeistert.
„Oh Basil, du bist ja wunderschön!“
Sie zauste ihn bei den Ohren. Theo fiel auf, wie sehr ihr Haar glänzte und wie hübsch sie an diesem Morgen in ihren schwarzen Shorts und dem ärmellosen blauen Top aussah. Er wandte sich rasch um und tat so, als würde er die Apartmenthäuser auf der anderen Seite des Flusses betrachten.
„Also, wohin gehen wir?“, fragte sie und stand auf.
„Zuerst einmal über die Brücke. Kann’s losgehen?“
„Na klar.“
Auf der Goodwill Bridge durften keine Autos fahren, sie war Fußgängern und Fahrradfahrern vorbehalten. So früh am Morgen war die Luft frisch und klar, der Himmel blau, die Gärten und Parks waren von einem fantastischen Grün. Brisbane zeigte sich von seiner besten Seite.
„Hey, Theo, ist das Italienisch auf Ihrem T-Shirt?“
Er nickte. „Ja, das ist Werbung für italienischen Kaffee.“
„Sprechen Sie italienisch? Was bedeutet es denn?“
„Es bedeutet in etwa … Für Leute, denen guter Kaffee wirklich am Herzen liegt.“
Sie sah ihn beeindruckt an. „Waren Sie schon einmal in Italien?“
„Ja, schon öfters.“
„Wow! Ich würde so gern einmal nach Rom oder nach Venedig fahren.“
„Italien ist wirklich wunderschön. Ich glaube, es ist mein Lieblingsland in Europa.“
„Wirklich?“ Annie sah ihn verwundert an.
„Haben Sie damit ein Problem?“
„Nein, es ist nur … Damien hat auch behauptet, es wäre sein Lieblingsland.“
„Aber er war noch nie in Italien!“
Sie blieb ganz plötzlich stehen.
„Das ist ja seltsam“, sagte sie. „Glauben Sie, Damien hat so getan, als wäre er jemand wie Sie?“
„Das kann ich mir nicht vorstellen. Warum hätte er das tun sollen? Und wie kommen Sie darauf? Wegen des Hundes und Italien?“
„Nein, nicht nur. Wir haben uns auch oft über Philosophie unterhalten.“
Theo lachte. „Philosophie? Damien aber hat keine Ahnung von Philosophie.“
„Nun, mir hätte er durchaus etwas vormachen können, ich weiß nämlich selbst nichts darüber.“ Sie schüttelte den Kopf. „Irgendwie komme ich mir langsam richtig idiotisch vor. Ich kann einfach nicht glauben, dass alles, was mir an Damien so gefallen hat, eine einzige Lüge war.“
Es war keine Lüge,
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