Julia Collection Band 51
gut fünfzig Meter. So weit kann sie nicht gekrabbelt sein.“
„Wie lange ist sie denn schon weg?“, fragte jemand aus der Menge.
Das Schuldgefühl schnitt messerscharf durch Nicks Körper. Er hatte keine Ahnung. Er war auf dieses dumme Spiel konzentriert gewesen …
„Also los, Leute“, rief Rex jetzt. „Jeder hilft, Jenny zu suchen. Wir bilden Gruppen. Sucht überall, unter den Bäumen, im Gebüsch, beim Zelt, am See.“
„Ich übernehme den See“, knurrte Nick rau.
Rachel legte ihre Hand auf seinen Arm. „Ich bin sicher, dass sie hier in der Nähe ist.“
Er nickte stumm, mit aschfahlem Gesicht. Sie hatte ihn noch nie so besorgt gesehen. Sie sah ihm nach, wie er mit Rex, Mike, dem neuen Postler, Mildred, Rex’ Assistentin, und rund zwölf weiteren Barrington-Angestellten zum Seeufer marschierte. Dann stand Patricia neben ihr.
„Komm, Rachel, wir sollten auch suchen. Wenn sie gerade erst krabbeln gelernt hat, kann sie nicht weit gekommen sein“, drängte Patricia sanft.
„Jenny! Jenny!“
Rachel schlug die Zweige eines Busches auseinander. Ihre Verzweiflung wuchs. Sie suchten jetzt schon seit einer Viertelstunde und hatten Jenny noch immer nicht gefunden. Die Chance, das Baby unverletzt wiederzufinden, schrumpfte mit jeder verstreichenden Minute.
„Hier haben wir schon alles abgesucht“, meinte Patricia leise. „Sollten wir nicht woanders suchen?“
„Nein, sie muss hier irgendwo sein“, erwiderte Rachel fest. „So weit kann sie nicht fortgekrabbelt sein.“
Patricia runzelte sorgenvoll die Stirn. „Vielleicht ist sie ja gar nicht weggekrabbelt, vielleicht hat sie ja jemand entf…“
Rachel ließ Patricia das Wort nicht aussprechen. An einer solche Möglichkeit durfte sie nicht denken! „Nein!“ Sie ging auf alle viere. „Ich werde mir den Platz aus Jennys Perspektive ansehen. So sind wir auch in Nicks Haus vorgegangen, als wir alles kindersicher gemacht haben. Was könnte interessant für sie sein?“
Und damit bewegte sie sich auf Händen und Knien fort. „Jenny! Jenny!“
Plötzlich sah sie zu Patricia hoch. „Hast du auch etwas gehört? Da hat was geraschelt.“ Rachel drehte sich nach rechts. Da standen die Büfetttische.
Zuerst sah sie nur ein Stück Wassermelone. Es musste wohl vom Tisch heruntergefallen sein. Doch dann bewegte sich dieses Stück Wassermelone plötzlich.
„Jenny!“
Unter dem Tisch, versteckt hinter der herunterhängenden Tischdecke, saß Jenny und mampfte zufrieden an einem riesigen Stück Melone. Als sie Rachel erblickte, lachte sie fröhlich.
Rachel fiel ein Stein vom Herzen. „Jenny! Kleines! Wir hatten solche Angst um dich!“ Sie holte das Kind unter dem Tisch hervor und stand auf. „Wir haben sie gefunden!“, rief sie laut. „Wir haben sie!“
In wenigen Augenblicken hatten sich alle um Rachel und das Baby versammelt. Ein Aufatmen ging durch die Menge. Rachel suchte nach Nick. Ja, da hinten kam er und bahnte sich einen Weg durch die Menge, das Gesicht noch immer in tiefe Sorgenfalten gelegt. Er wusste noch nicht, dass Jenny nichts passiert war.
Sie hob das Baby hoch. „Nick, sie ist in Ordnung, ihr fehlt nichts!“, rief sie über die Köpfe hinweg.
In Sekundenbruchteilen wandelte sich seine Miene. Seine Stirn glättete sich, seine Augen begannen zu strahlen. Man trat beiseite, um ihn durchzulassen. Hastig eilte er zu ihr, und bevor Rachel wusste, wie ihr geschah, hatte er beide Arme um sie und das Baby gelegt und drückte sie so fest an sich, als wolle er sie nie wieder loslassen.
Endlich lockerte er seine Umarmung, sodass Rachel ihm das Baby geben konnte. „Jenny, dir ist nichts passiert! Ich bin ja so froh!“ Er sah zu Rachel. „Wo hast du sie gefunden?“
Rachel lächelte. „Da, wo wir zuerst hätten suchen müssen – unter einem Tisch am Büfett. Wassermelone scheint ihr zu schmecken.“
Nick sah lachend auf Jenny in seinem Arm, die fleißig dabei war, sein weißes Polo-Shirt mit Fruchtsaft vollzuschmieren. Dann sah er wieder zu Rachel. „Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll. Ich hatte solche Angst, dass …“
Er brauchte nicht weiterzureden. Rachel wusste, was er fühlte, wusste, was er dachte. Und in diesem Moment herrschte eine solche Übereinstimmung zwischen diesen beiden Menschen, dass ihre Herzen in einem Takt schlugen.
Rex war derjenige, der den Bann brach. Fröhlich klopfte er Nick auf die Schulter und lachte Jenny gutmütig an. „Die junge Dame scheint eine Vorliebe dafür zu haben, Sie mit Essen zu
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