Julia Collection Band 51
wie zerstreut wirkendes Streicheln. Er hatte sogar mit seinen Lippen an ihrem Ohrläppchen gespielt, während sie mit Mildred über Hochzeitskleider und – menüs gesprochen hatte. Und Patricia war immer wieder leicht errötet, wie es sich für eine glückliche Braut gehörte.
Aber diese Liebkosungen verlangten jetzt ihren Tribut, und Patricia fühlte, wie ihre Selbstbeherrschung schwand. Und seine offensichtlich auch.
„Also fühlst du es auch?“, fragte sie leise. Fühlte er sich wie sie? So aufgewühlt und voller Sehnsucht und Verlangen? So gänzlich bereit?
Schlagartig fiel ihr ein, dass sie nicht die geringste Ahnung hatte, wie man sich benahm, wenn die Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau über einen freundschaftlichen Kuss hinausging. Sie würde nackt vor ihm stehen, sich seiner Berührung hingeben, mit ganzem Leib und ganzer Seele. Nach all den Jahren, in denen sie die Erfahrungen, die andere Frauen durchlebt hatten, nie selbst gemacht hatte.
Der Gedanke war so erschreckend, so Furcht einflößend, dass sie den Kopf schütteln wollte. Doch stattdessen hob sie ihm ihr Gesicht entgegen, und ihre Lippen öffneten sich erwartungsvoll.
„Ja, Patricia“, sagte er rau, „ich fühle es auch. Und dieser Kuss hat nichts mit Üben zu tun.“ Er zog sie an sich heran und küsste sie, sinnlich und zärtlich und fordernd. Mit einem Seufzer ließ sie sich gegen ihn sinken.
„Ich will dich“, flüsterte er rau.
Ihr Körper jubelte: „Ja!“, doch irgendwie schaffte sie es, sich von ihm loszumachen. „Sam, ich halte das für keine gute Idee“, brachte sie hervor.
„Warum nicht? Du hast doch selbst gesagt, dass wir erwachsen sind. Wir sind Freunde. Wir können damit umgehen.“
Er konnte vielleicht damit umgehen. Sie nicht. Und wenn er erst entdeckt hatte, wie unerfahren sie war, würde er auch nicht mehr damit umgehen können. „Genau das ist es ja, wir sind Freunde. Mehr nicht“, versuchte sie sich herauszureden.
„Du meinst, dadurch“, er küsste sie auf die empfindliche Stelle am Hals, „würde unsere Freundschaft zerbrechen?“
„Ich weiß es nicht, aber ich will es auch nicht riskieren.“
„Und dass wir heiraten, dadurch leidet unsere Freundschaft nicht?“ Er musterte sie nachdenklich. Sie konnte seinem Blick nicht standhalten und wandte den Kopf ab. „Patricia, du bist mir ein Rätsel. Du wirkst wie die selbstsicherste Frau, die man sich vorstellen kann, und dann wiederum sehe ich in deinen Augen eine Unschuld, die überhaupt nicht zu der karriereorientierten Geschäftsfrau, die ich kenne, passt.“
„Ich … ich bin nicht unschuldig“, log sie.
„Ich würde es auch nie ausnutzen, falls du es sein solltest.“
„Was meinst du überhaupt mit unschuldig?“
„Eine Jungfrau. Oder eine Frau, die kaum Erfahrung hat.“
„Ist es das, was du an einer Frau magst? Erfahrung?“
„Nein. Es geht mir darum, dass ich keiner Frau wehtun möchte.“
Patricia kaute an ihrer Unterlippe. „Du würdest mir nicht wehtun. Es ist nur, dass ich der Meinung bin, wir sollten nicht miteinander schlafen. Die ganze Geschichte ist schon kompliziert genug. Und unserer Zusammenarbeit im Büro würde es auch nicht unbedingt helfen.“
Bei der letzten Bemerkung ließ er sie los, als hätte er sich verbrannt. „Tut mir leid, Patricia“, meinte er schuldbewusst. „Ich verabscheue Männer, die ihre berufliche Position dazu benutzen, um eine Frau …“
„Nein, das meinte ich nicht. Es ist nur … Ich denke, ich brauche einfach etwas Luft.“ Sie wandte das Gesicht ab, damit er den Schmerz in ihren Augen nicht sehen würde. „Distanz. Abstand. Diese Sache wird langsam ziemlich aufreibend.“
„Ich habe verstanden. Ich werde meine Sachen holen.“
Die Zeit, die er brauchte, um seinen Frack, seine Schuhe und seine Manschettenknöpfe einzusammeln, gab ihr Gelegenheit, sich wieder zu fangen. Sie hatte sich genügend unter Kontrolle, um ihn zur Tür zu geleiten und ihm nachzuwinken.
„Bis morgen, im Büro“, verabschiedete sie sich.
„Ja, bis morgen dann.“ Er sagte es so unbeschwert, dabei schien sein ganzer Körper vor Verlangen zerspringen zu wollen. „Und nochmals danke, Patricia.“
Sie schloss die Tür. Sie brauchte eine kalte Dusche.
Sie zog ihr T-Shirt über den Kopf.
Kalte Dusche. Jetzt. Sofort. Bevor sie hinter ihm herrannte und ihn anflehte, mit ihr zu schlafen.
Sie ließ das T-Shirt zu Boden fallen und zog sich noch auf dem Weg zum Bad die Jeans aus. In Slip und BH stand
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