Julia Collection Band 55 (German Edition)
ausgereicht, mein Selbstbewusstsein zu untergraben, und darum wurden meine Noten auch so schlecht, dass ich nicht aufs College konnte. Und darum bin ich immer noch eine Jungfrau. Seit dieser Zeit hasse ich auch Männer, die mich mit den Augen verschlingen und sich ihre dreckigen Gedanken machen. Wieso hätte ich mit einem von denen schlafen sollen? Selbst du, ein Wissenschaftler und Professor, denkst das Gleiche. Du kannst also ganz beruhigt sein und dich entspannen. Ich habe kein Interesse daran, mit dir ins Bett zu gehen!“
Mühsam unterdrückte sie ihre Tränen, stand auf und ging ins Wohnzimmer. Es dauerte ein paar Minuten, bis Jake ihr folgte.
„Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht beleidigen. Bei dem Kuchen habe ich überreagiert. Ich bin einfach etwas nervös, weil ich noch nie mit einer Frau zusammengewohnt habe. Du wirst dich darauf einstellen müssen, dass ich noch eine ganze Menge falsch machen werde. Es tut mir auch leid, dass du so eine schlimme Zeit an der Highschool hattest. Männer neigen dazu, schöne Frauen als Sexobjekte zu betrachten. Wir glauben gerne, was wir glauben wollen. Hat alles etwas mit Testosteron zu tun.“
Cheri nickte. „Ich weiß.“
„Wieso verwirrt uns Sexualität so sehr?“, fragte Jake nachdenklich.
„Ich habe keine Ahnung“, antwortete sie trübsinnig und starrte auf ihre Hände.
Eine Zeit lang herrschte Schweigen. Als sie schließlich wieder aufsah, stand Jake immer noch am Türrahmen und betrachtete sie mit einem merkwürdig verträumten Ausdruck in den Augen. Plötzlich schien es ihm peinlich zu sein, sie so anzusehen.
„Ruh dich aus“, sagte er. „Ich übernehme den Abwasch.“
„Das musst du nicht.“
„Ich möchte es. Sieh doch ein wenig fern. Du hast einen langen Tag gehabt.“
Sie fühlte sich tatsächlich etwas erschöpft. „Okay. Danke. Tut mir leid, dass du meine Strafpredigt über die Männer abbekommen hast. Ich habe mich bemüht, das abzustellen, aber manchmal verfalle ich wieder in die alten Muster.“
„Wir müssen alle lernen, mit unserer Vergangenheit umzugehen.“ Er wollte in die Küche gehen, hielt jedoch inne. „Wo ist das Spülmittel?“
Cheri lächelte. „Unter der Spüle.“
Jake trocknete das Geschirr ab und betrachtete durch das Fenster den Vollmond. Vielleicht war seine Gereiztheit darauf zurückzuführen. Bei Vollmond vergrößerte sich die Anziehungskraft zwischen Erde und Mond, und es hieß ja, das wirke sich auch auf die Menschen aus.
Dude hatte sein Schläfchen auf Jakes Bett beendet und kam in die Küche spaziert. Er streckte sich genüsslich und machte sich über das Katzenfutter her, das Cheri in einem Napf in der Ecke angerichtet hatte. Tira, die ihrerseits auf dem Küchentisch geschlafen hatte, erwachte, und sprang zu Dude herunter. Der fuhr herum und fauchte sie an, doch die kleine Katze fauchte furchtlos zurück. Dann lief sie in Cheris Zimmer zurück. Jake betrachtete belustigt die Szene. Die beiden Katzen waren nun seit einer Woche in dem Haus zusammen und mochten sich noch immer nicht.
Er musste daran denken, dass Cheri, so nett und gelassen sie auch war, durchaus zu schnippischen und treffenden Antworten fähig war. Auf längere Sicht würde es ihm nicht möglich sein, sie als eine Studentin zu betrachten.
Wie sollte er nur mit dieser Situation umgehen? Er hatte nicht die leiseste Ahnung. Jake seufzte und räumte das Geschirr weg. Das Bild von Cheri, nur mit dem T-Shirt bekleidet, ängstlich seinen Namen rufend, ließ ihn nicht mehr los. Sie war betörend schön mit ihrem langen, im Wind wehenden Haar, ihren großen blauen Augen und ihren wippenden Brüsten. Sie war so natürlich und arglos. Es war seine eigene Einbildung gewesen, die ihm vorgespielt hatte, sie wolle ihn mit dem Kuchen betören.
Und sie war noch Jungfrau. Im Vergleich zu ihr war er sehr erfahren. Er verspürte den Impuls, sie zu beschützen. So etwas wie sie gab es nicht mehr oft. Es war bestimmt der Traum eines jeden Mannes, mit einer dreiundzwanzigjährigen, üppigen Jungfrau allein auf einer einsamen Insel zu sein. Und sein Vater hatte ihm dies ermöglicht. Dieser trickreiche alte Kuppler, dachte Jake. Er denkt wirklich, dass er mich herumkriegen kann.
Das Klingeln des Telefons riss ihn aus seinen Gedanken. „Ich geh ran, Cheri!“, rief er und eilte zum Telefon in der Küche. „Hallo?“
„Hi, Jake. Hier ist dein Dad. Ich wollte nur hören, wie es dem frisch gebackenen Ehepaar geht.“
„Das ist lustig. Ich habe nämlich
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