Julia Collection Band 57
warten.“
„Das ist ja lächerlich. Und gefährlich für die Stute.“
„Ich weiß. Das ist noch ein Grund für meinen Besuch hier. Ich wollte dir Bescheid sagen.“ Haley zuckte mit den Schultern, und selbst das wirkte elegant. „Dein Bruder mag anscheinend keine Frauen.“
„Unsinn. Er findet Frauen jeden Alters, jeden Typs hinreißend. Und sie ihn.“
„Mag sein. Den Typ Tierärztin mag er jedenfalls nicht. Es ist ja wohl klar, dass er mir nicht zutraut, seine Pferde behandeln zu können, und mir nicht mal eine Chance geben will. Wie auch immer, vielleicht willst du ja nach der Stute sehen.“
„Das werde ich, danke.“
„Jetzt muss ich aber wirklich los.“ Haley winkte Cade zu. „Denk dir einen schönen Namen aus.“ Und zu Lindsey sagte sie: „Sie können sich glücklich schätzen. Nach allem, was ich von Jesse gehört habe, ist er ein großartiger Junge. Und er wird einmal ein großartiger Mann werden, genau wie sein Dad.“
Sie winkte noch einmal kurz. „Lincoln, Lindsey, Cade – bis dann.“ Und schon war sie verschwunden.
Lindsey fand als Erste die Sprache wieder. „Ist sie immer so? So warmherzig, so nett, so …?“
„So direkt? Ja, immer. Außerdem ist sie einer der intelligentesten Menschen, die ich kenne. Haley gehörte zu den Besten meines Studienjahrgangs.“ Lincoln seufzte auf. „Frauen, die sich über Vorurteile gegen sie beim Studium der Humanmedizin beklagen, sollten es mal mit Tiermedizin versuchen.“
„Deshalb seid ihr Freunde geworden, und deshalb hast du sie in deine Praxis geholt.“ Lindsey hatte keine Mühe, sich vorzustellen, wie Lincoln Haleys Beschützer wurde, der ihr das Leben etwas leichter machte. Das Gleiche hatte er auch für sie getan, und sie hatte sich hoffnungslos in ihn verliebt. Haley auch? War sie deshalb nach Belle Terre gekommen?
„Haleys Vater war bei der Armee, und als er eines Tages an einen Ort versetzt wurde, den ihre Eltern nicht sicher genug fanden, lebte sie eine Weile in Belle Terre bei einer Tante. Seitdem betrachtet sie diese Stadt als ihre Heimat. Dass wir zufällig aus derselben Stadt kamen, hat uns beim Studium damals zusammengebracht.“
Das und deine angeborene Ritterlichkeit gegenüber Frauen in Bedrängnis, dachte Lindsey. „Haley und ich können von Glück sagen, dass wir dich kennen.“
Unvermittelt meldete sich Cade zu Wort und fragte Lincoln schüchtern, ob die Geschenke eigentlich für ihn seien.
Lincoln zerzauste ihm liebevoll das Haar. „Aber natürlich sind sie für dich. Für wen denn sonst?“
„Na ja, weil ich deinen Stiefel kaputt gemacht habe und dein Hut, den du mir gegeben hast, in den Bach gefallen ist und ich auf dein gutes Hemd geblutet habe, dachte ich eben, ich hätte gar keine Geschenke verdient.“
„Meinen Stiefel kaputt gemacht? Das war doch die Falle, nicht du. Das Hemd wurde gewaschen und ist wieder blütenweiß. Und den Hut habe ich weggebracht, damit er gereinigt und neu geformt wird. Er wird auf dich warten, wenn du entlassen wirst.“
Da lächelte Cade, und Lincoln überreichte ihm seine Geschenke. Zuerst bestaunte Cade das Pferdebuch. „Sind das schöne Pferde. Wenn ich lesen kann, erfahre ich dann alles über Pferde?“
„Aber sicher. Wenn du wieder zu Hause bist, können wir es auch gemeinsam lesen, wenn du willst.“
Ohne sich zu wundern, dass Lincoln bei ihnen zu Hause sein würde, als wäre das völlig normal, meinte Cade: „Du musst es vorlesen, ich sehe mir die Bilder an.“
„Abgemacht.“
Während Cade glücklich das Päckchen auswickelte, beschwerte sich Lindsey bei Lincoln: „Das hörte sich eben an, als würdest du regelmäßig auf der Farm sein.“
„Das werde ich, Lindsey. Ich habe vor, so oft wie möglich dort zu sein. Morgens und auch abends.“
Lindsey starrte ihn an. Ehe sie etwas sagen konnte, schrie Cade vor Begeisterung auf. „Ein Pferd! Sieh mal, Mom! Lincoln hat mir ein Spielzeugpferd geschenkt, das die Beine bewegen kann. Und es hat sogar einen Ledersattel.“ Strahlend wandte er sich Lincoln zu. „Das ist das tollste Geschenk, das ich je bekommen habe.“
„Ich habe noch eine Überraschung für dich.“ Lincoln hob das Geschenkpapier auf und warf es in den Papierkorb.
„Was denn für eine Überraschung, Lincoln?“
„Wie würdest du es finden, wenn Jefferson dich besuchen käme? Vielmehr, wenn er die Nacht hier verbringen würde?“
„Mit meiner Mom?“ Cade war sichtlich verwirrt.
„Nein, statt deiner Mom. Sie war fünf Tage
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