Julia Collection Band 57
ja, ich war ebenso überrascht wie alle hier.“
Über die Köpfe ihrer Gäste hinweg lächelte Eden Adams an. Und ihr Lächeln nahm ihm den Atem. In ihrem Porträt war ganz genau derselbe Blick verewigt, den sie ihm eben zugeworfen hatte.
All seine guten Vorsätze lösten sich in Luft auf. Voller Ungeduld, die er kaum verbergen konnte, wartete er, dass Eden wieder zu ihm kam. Stattdessen trat Jefferson zu ihm. „Und, Bruderherz, was hältst du davon?“
Adams umarmte ihn herzlich. „Ich finde, du hast sagenhaft viel Talent, Jeffie, und Lady Mary hat recht – du vergeudest es, indem du dich im Sumpf und in Belle Rêve verkriechst.“
„Wohin soll ich denn sonst gehen, Adams? Was soll ich sonst machen?“
„Nein, Jeffie.“ Adams schüttelte seinen Bruder sanft, als könne er ihn so zur Vernunft bringen. „Die Frage ist, was kannst du nicht machen? Wenn du aufhörst, dich und dein Talent vor der Welt zu verstecken.“
„Gus hat mich gebraucht. Er braucht mich immer noch.“
„Gus ist auf dem Weg der Besserung. Wenn er zukünftig besser auf seine Gesundheit achtet, wird er wohl keinen weiteren Schlaganfall bekommen. Zudem wird es mit Belle Rêve bald wieder aufwärtsgehen. Die Instandhaltungsarbeiten sind fast abgeschlossen.“
„Durch deine Arbeit, Adams, und das Geld aus der Firmenbeteiligung, das du in Belle Rêve gesteckt hast, hast du alles wieder gerichtet.“ Jeffersons Blick wanderte zu Eden hinüber, dann zurück zu Adams. „Wie du es immer getan hast, auf Kosten deiner eigenen Träume.“
„Und das heißt, dass du keine eigenen Träume haben darfst? Dass du nicht verwirklichen kannst, wovon du träumst?“ Adams wusste, dass er die Schlacht verlor. Und dass jetzt nicht der geeignete Moment war, um die Diskussion zu vertiefen. „Wie auch immer, ich kenne deine Antwort. Aber sieh dir noch mal deine Arbeit an.
„Lincoln und Jackson sagten, Eden habe dir nicht Modell gestanden, und vermutlich hattest du auch keine Fotos. Also hast du dieses Porträt aus dem Gedächtnis geschaffen.“ Adams warf einen bewundernden Blick auf das Bild. „Es ist mir schleierhaft, wie dir das bei so wenig Zeit gelungen ist, und doch hast du etwas Wunderbares und Einmaliges eingefangen.“
„Ich habe sie gemalt, wie sie meiner Meinung nach aussehen würde, wenn wir die Vergangenheit hinter uns lassen könnten.“
„Vielleicht können wir das, Jeffie.“ Adams legte Jefferson eine Hand auf die Schulter. „Junior verhält sich nun schon so lange ruhig, dass ich die Hoffnung habe, der Vandalismus im Cottage war sein großer Racheakt. Vielleicht hat er gemerkt, dass seine ewige Fehde letztendlich nichts bringt.
Diese Party mit dem Wiedersehen alter Schulfreunde und jetzt dein Porträt von Eden haben mir gezeigt, dass ich vielleicht doch wieder nach Hause kommen kann.“
„Gus’ Einstellung hat sich nicht geändert, Adams. Obwohl du so hart gearbeitet hast und er einen gewissen Verdacht hat, woher das Geld für die Reparaturen kam, hat er seine Meinung über dich nicht geändert.“
„Das bedrückt mich schon. Doch seine Meinung ist für mich endlich nicht mehr das Wichtigste im Leben.“
„Nein.“ Jefferson lächelte. „Das Wichtigste in deinem Leben steht dort drüben am Springbrunnen. Wenn ich du wäre, würde ich sie keine Minute länger warten lassen.“
„Ganz meine Meinung.“ Jackson legte seinem jüngsten und seinem ältesten Bruder einen Arm um die Schulter. „Ehrlich gesagt, wenn jemand wie Eden auf mich warten würde, dann würde ich mich überschlagen, ins nächste …“
„Wow, Rotschopf, es könnte eine Lady mithören.“ Lincoln machte die Runde komplett. „Aber ich gebe euch absolut recht.“
„Worauf warte ich dann noch?“, überlegte Adams laut.
„Keine Ahnung.“ Jackson, der wieder einmal das letzte Wort haben musste, grinste schelmisch.
Eden hatte es geschafft, sich ihren Gästen zu entziehen, nachdem sie nach Jefferson selbst noch viele Fragen zu ihrem Porträt beantwortet hatte.
Jetzt stand sie allein neben einem kleinen Springbrunnen und genoss die beruhigende Wirkung des Geplätschers. Dass Adams sie auf einmal von hinten an der Taille umfasste und an sich zog, überraschte sie nicht. Sie hatte gewusst, dass er kommen würde. Von dem Moment an, als er sie nach der Enthüllung des Porträts mit diesem gewissen Blick angesehen hatte, hatte sie auf ihn gewartet.
Als sie sich an ihn schmiegte, fiel ihr auf, dass er nicht mehr nach dem teuren Cologne duftete. Der
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