Julia Collection Band 57
brauchen wir nicht, Jericho. Es steht alles in der Akte. Ich habe dem nichts hinzuzufügen.“ Mit einem letzten müden Lächeln verließ Adams das Büro des Sheriffs.
Mitten auf dem Gehsteig blieb Adams stehen und besah sich das prachtvolle River Walk, das schon Edens Vorfahren gehört hatte. Diese Straße mit ihren alten Häusern war einmal das Vergnügungsviertel reicher Plantagenbesitzer gewesen. Fancy Row hieß sie allerdings wegen der Ladys, die hier ihrem Gewerbe nachgingen, nicht wegen der schönen Gebäude.
Belle Terre hatte seine ganz eigene Geschichte, ein ganz besonderes Flair. Er würde seine Heimatstadt vermissen. Wo sonst würde ein Mann mit dem hochtrabenden Namen Caesar Augustus Cade seine Söhne nach den Präsidenten John Quincy Adams, Abraham Lincoln, Andrew Jackson und Thomas Jefferson nennen?
Adams hatte nicht erwartet, dass er bedauern würde, Belle Terre wieder verlassen zu müssen. Aber er tat es. Und jetzt war es Zeit für den Abschied.
Vor dem Eingang des Hotels blieb er erneut stehen. Es war früh am Morgen. Im Garten würde noch Tau liegen, und Eden würde dort Blumen schneiden. Deshalb ging er um das Haus herum zum Gartentor. Eden war wirklich da, mit einem Korb frisch geschnittener Hortensien in der Hand. Es überraschte ihn immer wieder, wie bildschön sie war. Er liebte sie über alles.
„Adams?“ Sie klang atemlos und erfreut zugleich. Dann sah sie den perfekten Anzug, die perfekte Krawatte. Den perfekt gestylten Mann, der ihren Geliebten verdrängt hatte.
Der Korb mit den Blumen fiel auf den Boden. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht, und Tränen traten ihr in die Augen.
„Du bist gekommen, um dich zu verabschieden.“
„Ja.“ Adams zuckte zusammen. Es tat ihm weh, sie so fassungslos zu sehen.
„Warum?“ Ehe er antworten konnte, schüttelte sie den Kopf. Sie trug ihr Haar heute Morgen offen, und es begann sich in der feuchten Morgenluft gerade zu locken. „Ich hoffte …“
„Was, Sweetheart?“ Adams’ Stimme klang heiser. Es kostete ihn große Beherrschung, Eden nicht in die Arme zu reißen.
„Es ist egal.“ Mit gesenktem Kopf starrte sie auf ihre verstreuten Blumen. Dann suchte sie seinen Blick. „Ich werde dich nicht fragen, ob du mich liebst. Ich weiß es. Ich werde dich nicht fragen, warum du glaubst, abreisen zu müssen. Ich wollte es nicht wahrhaben, aber ich wusste seit dem Feuer, dass du gehen würdest. Um die, die du liebst, vor Junior Rabbs Rache zu schützen.“
„Wenn es einen anderen Weg gäbe …“
„Aber es gibt keinen. Ohne deinem Vater noch mehr Gram zu bereiten.“ Edens Ton wurde bitter. „Einem Mann, der dich unbarmherzig ausgenutzt hat und doch nicht verzeihen kann, was du angeblich getan hast. Ich werde es niemals glauben, Adams. Egal, was du sagst oder Junior Rabb behauptet, ich werde niemals glauben, dass du grundlos jemanden angreifen würdest.“ Ihre Bitterkeit und Niedergeschlagenheit waren verschwunden. Sie sah großartig aus in der Morgensonne, großartig in ihrem Vertrauen zu und ihrem Glauben an ihn.
„Dieses Kapitel ist abgeschlossen, Eden. Niemand kann es mehr ändern.“
„Ich schon.“ Junior Rabb, der an einer alten Eiche gelehnt hatte, trat vor. Sein Blick war wild und brutal. Er hob ein Gewehr an die Schulter und nahm Adams ins Visier. „Jetzt.“
„Nein!“ Mit einem Aufschrei machte Eden einen Schritt auf Rabb zu.
„Eden. Nicht.“ Adams packte sie am Handgelenk und zog sie neben sich. So sehr ihr Mut ihn erstaunte, sosehr bedauerte er, dass sie Rabbs Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte.
Denn in dem Gesicht, das von dem Angriff, der ihrer aller Leben verändert hatte, eine Narbe davongetragen hatte, hatte Adams blanken Irrsinn aufflackern sehen. Diesen zum Töten bereiten Irrsinn, den er zu oft im Gefängnis erlebt hatte, um ihn mit normaler Wut zu verwechseln.
Und er war die Antwort auf das Rätsel, warum Rabb plötzlich mit seinen Racheakten angefangen hatte. Der Mann, geprägt von Brutalität und Inzucht, hatte vermutlich schon jahrelang am Rande des Wahnsinns gelebt. Adams’ Rückkehr, die seinen Hass und Neid neu entfachte, war sicher der letzte Anstoß, der seinen Wahnsinn voll zum Ausbruch gebracht hatte.
Mit Vernunft war ihm nicht beizukommen, doch er musste es versuchen. „Du willst gar nicht schießen, Junior.“
„Nein?“ Das Gewehr wackelte.
„Wir wissen, dass du das Cottage verwüstet und Jacksons Pferdestall angesteckt hast. Aber wir haben keinen Beweis. Wenn du mich erschießt,
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