Julia Collection Band 61 (German Edition)
zusammengenommen und ihrer Mutter am Telefon gestanden, dass sie und Nick geheiratet hatten.
Maeve Riley hatte es für eine Weile die Sprache verschlagen, dann musste Annie sich eine Stunde lang ihre Vorwürfe anhören. Wie konnte sie nur heiraten, ohne die Familie einzuladen? Wusste sie nicht, was sich gehörte? Liebte sie ihre Familie nicht? Außerdem, eine Hochzeit ohne den Segen der Kirche war keine richtige Hochzeit …
Selbstverständlich blieben diese Vorwürfe nicht ohne Folgen. Annie hatte ein schlechtes Gewissen bekommen. Und sie nahm sich fest vor, sich bei ihrer Familie zu entschuldigen und zu versuchen, ihren Standpunkt zu erklären. Aber momentan kreiste ihr ganzes Denken nur um Nick. Sie sehnte sich so sehr nach ihm, dass sie unbedingt einen Weg finden musste, die alte Intimität wiederherzustellen.
„Hallo, Annie.“ Elizabeth stand hinter ihr. „Bist du schon fertig mit deiner Arbeit, oder fühlst du dich nicht gut?“
Annie drehte sich zu ihrer Schwiegermutter um und lächelte. „Nein, mir geht es blendend. Aber das Forschungsteam hat alles so gut unter Kontrolle, dass für mich nicht viel zu tun bleibt. Ich muss mich lediglich um die Aufzeichnungen kümmern.“
„Das passt ja sehr gut. Ich wollte dich nämlich fragen, ob du Lust hast, mit mir nach St. Thomas hinüberzufliegen und dort den Nachmittag zu verbringen.“
Annie zog die Schuhe wieder an und stand auf. „Das ist eine gute Idee, aber ich kann leider nicht.“ Sie legte Elizabeth einen Arm um die Schultern und flüsterte verschwörerisch: „Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?“
„Nick gegenüber? Ich glaube schon. Allerdings hängt es davon ab, worum es sich handelt.“
„Es ist nichts Schlimmes. Mir geht es gut, und ich bin auch nicht in irgendwelchen Schwierigkeiten.“ Sie brannte darauf, jemandem zu erzählen, woran sie in der letzten Zeit so viel Freude hatte. „Es ist nur … also, ich nehme schon seit ein paar Tagen Segelunterricht.“
Elizabeth hob überrascht die Augenbrauen. „Ich vermute, dass mein Sohn nichts davon weiß.“
„Nein, ich habe ihm nichts erzählt.“ Annie blickte verlegen zu Boden. „Ich bin sicher, dass er damit nicht einverstanden ist, aber es macht mir ungeheuren Spaß“, fuhr sie hastig fort. „Es ist ein tolles Gefühl, wenn der Wind in die Segel fährt und das Boot so richtig an Fahrt gewinnt.“
Elizabeth lächelte, aber ihre Augen blickten traurig. „Du hörst dich genau wie Nick an. Er war zehn, als er seine Begeisterung für das Segeln entdeckte.“
„Du wirst ihm doch nichts davon erzählen?“, bat Annie, obwohl sie ein bisschen befürchtete, Nick könnte ihre Heimlichtuerei als Verrat an ihrer Freundschaft empfinden. Dann würde es noch länger dauern, bis ihre Beziehung sich normalisierte. „Weißt du, Nick möchte immer gern das Sagen haben in allem, was mich betrifft. Er würde mir den Unterricht sofort verbieten, und ich habe doch so viel Freude daran.“ Außerdem wollte sie ihn eines Tages mit dem Segelschein überraschen und ihm auf diese Weise helfen, seinen Schock zu überwinden.
Ihre Schwiegermutter strich ihr liebevoll eine Locke aus der Stirn. „Komm doch bitte kurz mit mir ins Haus. Ich möchte dir etwas erzählen.“
Sie setzten sich auf das Sofa, und Elizabeth nahm Annies Hand. „Ich glaube, ich muss dir etwas erklären. Es geht um Nick und die Gründe, warum er so ist, wie er ist.“
Das hörte sich so ernst an, dass Annie ihre Schwiegermutter ängstlich ansah.
„Als ich so alt war wie du“, fing Elizabeth an, „begegnete mir ein Mann, zu dem ich mich ungeheuer hingezogen fühlte. Er war charmant und interessant, aber leider hatte er kein Vermögen und keinerlei Aussicht, jemals an Geld zu kommen, zumindest nicht in dem Maßstab, in dem meine Familie es erwartete. Natürlich war sie mit einer Verbindung nicht einverstanden, aber ich liebte den Mann. Deshalb belog ich ihn in Bezug auf Verhütung und ließ mich von ihm schwängern, damit meine Eltern mir erlauben mussten, ihn zu heiraten.“
Annie entzog ihr die Hand und runzelte unwillig die Stirn.
„Natürlich weiß ich, dass das bei dir nicht der Fall war“, fuhr Elizabeth schnell fort. „Das soll auch kein Vorwurf sein. Ich erzähle dir die Geschichte nur, um dir zu erklären, warum mein Mann, das heißt Nicks Vater, zu seinem Sohn ein etwas schwieriges Verhältnis hat. Mein Mann liebte mich, aber er hatte immer den Eindruck, dass meine Familie ihn verachtete. Das entsprach zwar
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