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Julia Collection Band 62

Julia Collection Band 62

Titel: Julia Collection Band 62 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Darcy
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kümmern.“
    Sie hatte sich großzügig gezeigt, indem sie das einen Brief nannte. Dann hatte er nicht weiter über die Angelegenheit nachgedacht. Seine ganzen Überlegungen richteten sich auf wesentlich dringlichere Probleme.
    Ihre Ehe war so bizarr, so unwirklich und nicht existent in irgendeinem realen Sinn. Machte es da tatsächlich einen Unterschied, wenn sie die Formalität der Scheidung noch eine Weile hinauszögerten? Offensichtlich war es für sie jedoch wichtig, da sie den ganzen langen Weg zurückgelegt hatte, und er hatte deshalb echte Gewissensbisse, so, wie er es ihr auch gesagt hatte.
    Wahrscheinlich sollte er sich auch wegen ihrer Ehe schlecht fühlen. Verärgert darüber, wie ihr trauriges Gesicht ihn gerührt und so impulsiv hatte handeln lassen. Verärgert über den privaten Fernsehsender, der den „Cinderella-Heiratsmarathon“ organisiert hatte, in dem schamlosen Versuch, auf die Reality-TV-Schiene mit aufzuspringen.
    Aber er ärgerte sich nicht über diese Nacht. Aus irgendeinem seltsamen Grund war ihre gemeinsame Zeit – die ganzen acht Stunden – die einzig schöne Erinnerung, die er von seiner unglücklichen Reise nach Las Vegas mitgebracht hatte.
    Sechs Monate später war sein Körper sofort erwacht und sandte bei ihrem bloßen Anblick eine Welle des Begehrens durch ihn. Sechs Monate später konnte er sich praktisch an jedes ihrer Worte erinnern, an jede Geste, die sie gemacht hatte, an jede Nuance ihres Lachens.
    Sechs Monate später jedoch, und auf seinem eigenen Grund und Boden, sah er viele Dinge wesentlich realistischer und war sich auch seiner eigenen Verletzbarkeit bewusst. Er wollte nur, dass die schöne, warmherzige Jill Chaloner Brown aus seinem Leben verschwand.

2. KAPITEL
    Jill dankte Mr Thurell für das Abladen ihres Koffers und stieg die Treppe zum Haus hinauf. Sie fühlte sich sehr allein, als sie den fiebrigen Sam auf ihrer Hüfte platzierte und mit dem anderen Arm ihre Reisetasche schulterte.
    Die Lage des Hauses war einfach grandios. Die Landschaft von Montana beeindruckte sie und ließ ihre Sorgen klein und unbedeutend erscheinen. Niemals hatte sie eine derartig atemberaubende Szenerie gesehen. Die Berge wirkten wie in den Himmel gemalt, riesig und doch nah genug, um sie zu berühren.
    Abgesehen von der faszinierenden Lage waren Alter und Baufälligkeit des Hauses jedoch unübersehbar. Es schien seit Ewigkeiten nicht mehr gestrichen worden zu sein, einige Schindeln hatten sich gelöst, und die große Veranda vor dem Haus senkte sich ab.
    Dennoch hatte das Gebäude etwas sehr Ansprechendes an sich. Der Eingangsbereich war blank gefegt und mit einem sehr hübschen Herbstarrangement aus Gräsern, Kürbissen und Getreidesträußen geschmückt. Ein halbes Dutzend schöner alter Bäume umgab das Grundstück, und an den Seitenwänden des Hauses rankten Rosenbüsche empor.
    Als Jill die Veranda betrat, knackte der Boden unter ihren Füßen. Die Wolken, die bislang wie Zuckerwatte über den Horizont gezogen waren, verdichteten sich zu einer großen grauen Masse. Sam hatte für dieses Wetter nicht die richtige Kleidung an, und seine Wange brannte an ihrer. Das Bedürfnis, ihn ins Innere des Hauses zu bringen, wo er sicher, warm und geborgen sein würde, überkam Jill mit plötzlicher Heftigkeit, und so pochte sie laut an die Haustür, ohne wirklich zu glauben, dass jemand zugegen sein würde. Der Ort schien so ruhig und verlassen. Bis sie zu ihrer großen Erleichterung Schritte hörte.
    Die Tür öffnete sich, und Jill sah sich einer älteren und weiblichen Version von Gray gegenüber, die Jeans und ein weiches graues Flannellshirt trug. Sie hatte die gleichen dunklen Augen wie ihr Sohn, ihr hübsches Gesicht wurde von einer Welle grauen Haars eingerahmt.
    „Gray hat mich geschickt“, stammelte Jill. „Er kommt nach … ich glaube, er sagte, entlang des Flusses. Er wird bald hier sein. Er meinte, Sie würden … Die Sache ist die: Mein kleiner Junge ist krank, und es wird jede Minute kälter, und ich möchte wirklich gerne …“
    „Schon gut. Schon gut“, sagte Mrs McCall mit beruhigender Stimme. Sie griff mit ihrer mehlbestäubten Hand nach Jills Reisetasche und stellte sie im Flur hinter sich ab. Mit derselben Hand hinterließ sie weiße Mehlspuren auf Sams Stirn, als sie für einen Moment seine Temperatur fühlte und dann flüsterte: „Du bist so heiß, wie man nur sein kann, Cowboy, hm? Komm rein, Süßer.“
    Sie legte einen Arm um Jills Schulter und führte sie

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