Julia Collection Band 62
einem Freifahrschein, falls du dich das fragen solltest. Wir werden Partner sein. Wir werden beide hart arbeiten und in erster Linie an unsere Kinder denken.“
„Jill …“
„Aber du solltest vielleicht mal ein paar Dinge überdenken. Eine Menge Frauen haben heutzutage ‚Gepäck‘ dabei. Eine Menge Männer übrigens auch. Und wenn du tatsächlich glaubst, dass diese Frauen keinen zweiten Blick wert sind, dann bist du ein oberflächlicherer Mensch, als ich gedacht habe.“
„Vielleicht ist das richtig. Hast du schon mal die Möglichkeit in Erwägung gezogen, warum ich eine solche Entscheidung getroffen habe? Weil ich mich kenne? Und weiß, dass ich es nicht schaffe?“
„Wie kannst du das wissen? Hast du es probiert?“
„Zweimal. Genau wie mein Vater es versucht hat. Er hat sich jahrelang bemüht, Vertrauen zu Mitch aufzubauen. Und wenn ein Mann wie mein Dad es nicht geschafft hat …“
„… dann kannst du es auch nicht. Du vergleichst dich in diesem Punkt mit ihm genau so, wie du dich im Hinblick auf die Ranch mit ihm vergleichst. Warum?“
Sie war immer noch wütend, doch der Grund dafür veränderte sich gerade.
„Weil er ein toller Mann war. Er war intelligent und ein harter Arbeiter, er liebte Mom, als wenn in ihrem Lächeln die Sterne für ihn schienen. Er war der Mann, der ich sein will.“
„Und wie kommst du auf die Idee, dass du das nicht bist? Warum glaubst du, dass du nicht genauso großartig bist, Gray?“
„Weil ich es nicht schaffe, okay?“ Seine Stimme zitterte vor Emotionen, und seine Hände waren zu Fäusten geballt. „Die Ranch geht den Bach runter, und wir stehen so kurz davor, zu verkaufen. So kurz , Jill.“ Er presste Daumen und Mittelfinger zusammen. „Und zwar nicht nur Thurell Creek zu verkaufen, sondern Flaming Hills auch. Daher weiß ich, dass ich nicht der Mann bin, der Dad war.“
Er wollte ganz offensichtlich nicht weiter darüber reden und beschleunigte seinen Gang. Dennoch hielt sie mit ihm Schritt, und sie überquerten den letzten Rest kaputter Zaunlinie und erreichten wieder McCall-Land. Die Kühe liefen vor ihnen her.
Jills Ärger war einem anderen Gefühl gewichen. Einem schmerzhafteren. Schwerer zu verstehen. Sie versuchte es erst gar nicht und sprach stattdessen aus vollem Herzen.
„Du musst mich helfen lassen, solange ich hier bin. Ich weiß, das ist nicht viel, aber lass mich tun, was ich kann. Jede Kleinigkeit macht einen Unterschied, oder? Jedes Stück Zaun, das wir reparieren, jeder Ballen Heu, den wir lagern.“
„Ich weiß dein Angebot zu schätzen, Jill, aber …“
„Aber! Ich will das Wort nicht hören. Sei nicht so dickköpfig. Und verwehre mir nicht die Chance, das zu tun, was richtig ist.“
„Warum ist es richtig?“, argumentierte er. „Du wolltest nicht auf der Ranch festsitzen. Du wolltest nicht, dass Sam krank wird.“
„Es ist richtig, weil wir verheiratet sind, Gray.“
„Laut irgendeinem Stück Papier.“
„Okay, ich weiß, dass das nicht dasselbe ist, dennoch bedeutet es etwas. Wir müssen doch nicht komplett leugnen, was wir erlebt haben.“
„Und was haben wir deiner Meinung erlebt, Jill?“
Magie. Für ein paar Stunden war es Magie. Das weißt du auch. Dieselbe Magie, die wir heute wieder entdeckt haben, als wir uns küssten …
Natürlich sagte sie davon nichts laut. Wieder einmal war da eine Schroffheit in seiner Stimme, die sie aufbrachte. Er musste nicht so klingen. Doch vielleicht war das seine Art, auf diese explosiven Minuten, die sie vorhin geteilt hatten, zu reagieren. Der Kuss hatte die Dinge für ihn anders gestaltet, genau wie für sie auch. Allerdings schienen ihre Reaktionen in unterschiedliche Richtungen zu gehen.
Er wollte alles abstreiten. Jetzt, wo sie ihn immer besser verstand und ihn als Mann immer mehr achtete, wollte sie zumindest an der Erinnerung festhalten.
„Wir hatten eine Verbindung.“ Verzweifelt versuchte sie, die richtigen Worte zu finden. „Wir waren ‚Freunde‘ in dieser Nacht in Las Vegas. Wir haben in einer Art und Weise miteinander gesprochen, wie wir es in dieser Woche auch getan haben. Über die Ranch. Über unsere Väter. Es steht nur auf dem Papier, es ist nur temporär, aber ich bin deine Frau, Gray. Und ich werde alles tun, was ich kann. Selbst wenn es nur für deine Mutter ist, die so gut zu uns war.“
Exakt in diesem Moment traten sie durch eine Lücke in den Büschen, die den Bach flankierten, und standen eine Sekunde später Louise gegenüber. Sie war
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