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Julia Collection Band 63

Julia Collection Band 63

Titel: Julia Collection Band 63 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Rolofson
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gehen.“ Maggies Tochter Georgianna, die ihr beim Anziehen zugesehen hatte, wurde langsam ungeduldig.
    „Meinst du?“ Maggie warf einen skeptischen Blick in den Spiegel. Hoffentlich sah sie in ihrem Hosenanzug aus roten Seide nicht aus wie der Weihnachtsmann. Eigentlich hatte sie diesmal etwas wirklich Neues kaufen wollen, etwas, das vorher niemand anderem gehört hatte. Doch dann hatte sie im Schaufenster von „Vintage Violet“, ihrer bevorzugten Secondhandboutique, diesen Anzug gesehen und einfach nicht widerstehen können.
    Maggie hatte den Versuch, ihr blondes lockiges Haar zu einem strengen Knoten hochzustecken, schnell wieder aufgegeben. Sosehr sie sich auch bemühte, es würde ihr wohl nie gelingen, elegant auszusehen. Mit ihren üppigen Rundungen hatte sie ohnehin nicht gerade eine Figur wie ein Model. Und leider auch keinerlei Geschick im Umgang mit Make-up und Haarnadeln. Normalerweise war sie schon froh, wenn sie die Farbe von ihren Händen abgewaschen bekam. Sie trug ihre Fingernägel kurz geschnitten. Ihre Lippen waren rau, und an den Armen und Beinen hatte sie häufig blaue Flecken. Das einzige Schmuckstück, das sie besaß, war der Ehering, den sie in der untersten Schublade ihrer Wäschekommode aufbewahrte.
    „Lippenstift!“, rief Lanie. Georgies kleine Schwester hüpfte vergnügt auf dem Bett auf und ab. Die beiden Mädchen, sechs und acht Jahre alt, waren Maggie wie aus dem Gesicht geschnitten. „Du hast gesagt, wir sollen dich an den Lippenstift erinnern.“
    „Danke, Schatz.“ Maggie kramte in dem Kosmetikkoffer auf der Kommode, fand den Lippenstift und trug etwas Rot auf ihre Lippen auf.
    „Was für eine Farbe ist das?“, wollte Georgie wissen.
    Maggie warf einen Blick auf die Hülle. „Sie nennen es ‚Heiße Nächte‘“, sagte sie und lachte. Der Name passte kaum zu ihrer momentanen Lebensführung.
    Georgie begutachtete ihre Mutter. „Du siehst cool aus.“
    „Ich weiß nicht“, widersprach Lanie zögernd. „Irgendwie siehst du gar nicht aus wie du, Mom.“
    „Das ist manchmal gar nicht so schlecht“, sagte Maggie. Sie wäre gern einmal Margaret Moore, die geheimnisvolle Frau in Rot, statt immer nur Maggie Moore, die Schrotthändlerin und Besitzerin eines sogenannten Antiquitätengeschäfts, das eher an einen Flohmarkt erinnerte.
    „Die Verkäuferin hat gesagt, ich sähe damit aus wie ein Filmstar. Aber das war wohl ein wenig übertrieben. So, jetzt aber los.“ Sie folgte ihren beiden Töchtern aus dem Zimmer und durch den Flur zur Treppe. Sie waren fertig angezogen und zur Abfahrt bereit. Maggie hoffte, dass das Auto ihnen keinen Strich durch die Rechnung machen würde. Cals Ranch war zwar nicht sehr weit entfernt, aber ihr uralter Ford Pick-up fiel beinahe auseinander. Statt immer wieder Geld in Reparaturen zu stecken, wollte sie lieber bald einen anderen Gebrauchtwagen kaufen. Am liebsten so einen wie den hellblauen 1998er Chevrolet mit Vierradantrieb, der seit einiger Zeit an der Zufahrt zur O’Connor-Ranch stand.
    In den letzten Wochen war Maggie fast jeden Tag auf ihrem Weg in die Stadt mit sehnsüchtigem Blick an diesem Pick-up vorbeigefahren und hatte ein Stoßgebet zum Himmel gesandt, dass ihre alte Klapperkiste nicht mitten auf der Straße zusammenbrechen würde.
    „Knöpft eure Mäntel gut zu“, sagte Maggie, während sie die Haustür hinter sich abschloss. Draußen wehte ein eisiger Wind, und der Dezemberhimmel war wolkenverhangen. Hoffentlich fing es nicht an zu schneien, bevor die Hochzeitsfeier vorüber war. Eine Ehe war schwierig genug, auch ohne dass sie mit einem Schneesturm begann.
    Maggie tat ihr Bestes, um dem zweiten Trauzeugen nicht zu nahe zu kommen. Nur einmal streifte sie mit der Schulter versehentlich Gabes Arm. Nachdem der Friedensrichter Cal und Lisette zu Mann und Frau erklärt hatte, strömten die Hochzeitsgäste herbei, um dem Brautpaar zu gratulieren. Cals Großvater Mac nahm Lisette so überschwänglich in seine Arme, dass Gabe sich in Sicherheit bringen musste. Er trat ein paar Schritte zur Seite und stand plötzlich direkt vor Maggie. Unvermittelt sprach er sie an.
    „Die beiden werden bestimmt glücklich miteinander“, sagte er.
    „Das hoffe ich“, stammelte Maggie verlegen. Gabe O’Connors Nähe hatte sie schon immer etwas nervös gemacht, schon seit ihrem zwölften Lebensjahr. Mittlerweile waren sie beide zweiunddreißig und längst erwachsen. Wahrscheinlich war ihre kindische Reaktion auf ihn reine Gewohnheit. Außerdem

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