Julia Collection Band 63
tolle Interviews bekommen.“
„Und Owen Chase hat Sie nach Hause gebracht. Wie nett.“
„Ja.“ Es gab keine Geheimnisse in Bliss. Hatte Mrs Whitlow aus dem Fenster geschaut?
„Habe ich da eine Hupe gehört?“
Suzanne zuckte die Achseln und wechselte das Thema. „Ich habe Ihre Enkelin kennengelernt.“
„Na, dann haben Sie ja jemanden für ihre Geschichte“, meinte die Frau. „Hören Sie nicht auf ihren Unsinn. Sie ist ein gutes Mädchen – oder wird eines werden, wenn sie sich mal für jemanden entscheidet.“
Suzanne gingen zur Treppe. „Sie ist sehr schön.“
„Sie fährt auch wie der Teufel.“ Mrs Whitlow seufzte. „Möchten Sie noch einen Tee, ehe Sie nach oben gehen?“
„Ich gehe gleich ins Bett, aber vielen Dank.“
„Ist das Zimmer gemütlich? Es ist eins der schönsten“, sagte Mrs Whitlow.
„Es ist sehr schön“, versicherte Suzanne.
„Denken Sie daran, das Frühstück wird zwischen sieben und neun Uhr serviert. Aber wenn Sie länger schlafen möchten, ich lasse immer Kaffee und Brötchen im Esszimmer für die Spätaufsteher.“
„Ich werde es schon nicht vergessen. Vielen Dank. Gute Nacht.“
„Gute Nacht!“, rief Mrs Whitlow ihr nach. Suzanne eilte die Treppe hinauf. Das Haus war eines der soliden viktorianischen Häuser, die die Seitenstraßen von Bliss säumten, und hatte polierte Holzböden und große Fenster, Orientteppiche und dicke Samtvorhänge. Suzannes Zimmer hatte eine grüngelbe Tapete, cremefarbene Fußleisten und Möbel aus Kirschholz. Ein Vanille-Duftsträußchen stand in einer Vase auf der Kommode, und auf dem Himmelbett lag ein kuscheliges Federbett, dessen Bezug mit großen gelben Rosen bedruckt war.
Jetzt wollte Suzanne sich unter diesen Rosen vergraben und sich erinnern, wie es war, einen Cowboy zu küssen. Verdammt aufregend war es gewesen. Lust war nichts Schlimmes, es sei denn, eine Frau würde törichterweise finden, es wäre dabei mehr im Spiel als nur körperliche Anziehung und verrücktspielende Hormone, alles durch lange Enthaltsamkeit verstärkt. Ihre Enthaltsamkeit, nicht seine. Sie wusste nichts über Owens Liebesleben, aber bis er sie geküsst hatte, hatte sie gedacht, er hätte kaum eins, oder die Frauen der Stadt würden sich nicht viel aus ihm machen und ihn der erstbesten mütterlichen Frau überlassen, die einen Pick-up über eine Kuhweide fahren konnte, ohne den Zaun zu beschädigen.
Suzanne zog sich ihr Nachthemd an, wusch sich das Gesicht und vergaß auch die Feuchtigkeitscreme nicht. Aber sie konnte nur daran denken, wie Owen sie geküsst hatte. Sie fragte sich, ob der Mann nicht doch viel Übung hatte. Er war ein himmlischer Küsser; von der Art, der selbst eine kluge, erfahrene Frau dazu bringen konnte, sich wie ein verliebter Teenager zu benehmen. Und er war ein Mann, der eine Frau vergessen ließ, dass sie keine Verwendung für Männer hatte.
„Die Kleine hat wie ein Engel geschlafen“, flüsterte Louisa. Sie half Owen, die Kleine in Decken einzuwickeln, ehe er sie mit nach draußen nahm und nach Hause fuhr. „Ich sehe es sehr ungern, dass sie jetzt in die Kälte muss.“
„Ich halte sie warm“, versprach Owen. Darcy würde mit dem Baby auf dem Rücksitz sitzen und dafür sorgen, dass die Kleine es gemütlich hatte. „Vielen Dank, Louisa, dass Sie mir geholfen haben.“
„Ich habe es gern getan“, meinte sie. „Ich tue es gern wieder, wenn Sie wollen. Es ist ja nicht leicht, abends auszugehen, wenn man so eine Kleine wie Melanie hat, auf die man aufpassen muss.“
„So gut wie unmöglich“, bekräftigte Owen und drückte das Baby an seine Brust. „Aber ich gehe ja sowieso nicht viel aus.“
„Und das ist das Problem“, sagte Louisa, die ihm bis zur Haustür folgte. „Sie müssen ausgehen, damit Sie eine Frau zum Heiraten finden.“
„Denken Sie da an eine ganz bestimmte Frau?“
„Oh nein, Owen“, versicherte sie. „Oder haben Sie jemanden im Sinn?“
„Nein“, log er und dachte daran, wie er Suzanne in seinen Armen gehalten hatte. „Was ist mit der netten jungen Greenway? Haben Sie sich dazu durchringen können, ihr bei ihrer Geschichte zu helfen?“
„Ich denke noch darüber nach“, meinte Owen und versuchte, die Tür zu öffnen, ohne Louisa anzurempeln. Sie schien vergessen zu haben, dass er gehen wollte.
„Irgendein Kerl wird Sie noch aus dem Rennen werfen, wenn Sie nicht aufpassen“, warnte Louisa. „Aber ich habe ja das Verkuppeln für dieses Jahr aufgegeben und mich
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