Julia Exklusiv 0180
sicher Mom, sagte Sabina sich und griff schon nach dem Hörer, aber dann dachte sie, es könne Natalie sein, die kurz berichten wolle, wie die Reise bisher verlaufen war. Sabina zögerte. Wie sollte sie der Freundin gegenüber andeuten, dass Rod den Verlobungsring womöglich gestohlen hatte? Das würde äußerstes Taktgefühl erfordern …
Endlich hob Sabina ab.
„Ich warte schon die ganze Zeit darauf, dass Sie sich mit mir in Verbindung setzen“, ertönte eine aufgebracht klingende Männerstimme.
Fast hätte Sabina den Hörer fallen lassen. „Das habe ich doch getan“, verteidigte sie sich wütend. „Woher haben Sie überhaupt meine Telefonnummer?“
„Die steht auf dem Telefon in Ihrem Apartment“, erklärte Yorke Mackinnon. „Haben Sie den Ring gefunden?“, fügte er ungeduldig hinzu.
Sabina wünschte sich, ihr würde das Lügen nicht so schwerfallen. Sie wollte schon verneinen, sagte dann aber doch: „Ja.“
„Bestens. Ich komme und hole ihn“, verkündete Yorke.
„Das können Sie sich sparen“, meinte Sabina schnippisch. „Ich überlasse Ihnen den Ring nämlich nicht.“
Das beeindruckte ihn nicht. „Sie weigern sich also, ihn mir auszuhändigen?“, fragte er schroff.
„Er gehört mir nicht, also kann ich ihn nicht aus der Hand geben“, erklärte sie.
„Da er Ihnen nicht gehört, haben Sie kein Recht, ihn zu behalten“, rief Yorke Mackinnon so wütend, dass ihr die Ohren klingelten.
Da es darauf keine passende Antwort gab, legte Sabina einfach den Hörer auf.
Nervös und missmutig wartete sie dann zehn Minuten lang darauf, dass Yorke Mackinnon nochmals anrufen würde. Sicher ließ er es sich nicht gefallen, dass jemand ein Gespräch mit ihm unterbrach.
Obwohl es ihr egal war, ob es ihm gefiel oder nicht … Und falls er anzurufen versuchte, um ihr eine Standpauke zu halten, würde er sich vergeblich bemühen. Sabina war nämlich fest entschlossen, nicht abzuheben.
Nachdem zwanzig Minuten vergangen waren, ohne dass das Telefon geklingelt hatte, entspannte sie sich allmählich. Und das war ein Fehler. Denn nach einer halben Stunde klingelte es an der Haustür.
Hoffentlich ist das Oliver, dachte Sabina. „Ja, wer ist da?“, fragte sie durch die Sprechanlage.
„Mackinnon“, erklang es schroff.
„Und was möchten Sie, Mr. Mackinnon?“
Das zu beantworten hielt er nicht für nötig. Verdammt, dachte Sabina und drückte auf den automatischen Türöffner. Dabei stellte sie sich vor, sie würde stattdessen den Finger in Yorkes Auge bohren.
Lieber Himmel, seit wann war sie denn so aggressiv? Daran war nur Yorke Mackinnon schuld. Und schon klingelte er an der Apartmenttür.
Sabina schluckte trocken, riss sich mühsam zusammen und öffnete. Ins Apartment wollte sie ihn nicht lassen. „Ja bitte?“, fragte sie kurz angebunden.
Er sah auf sie herunter, seine dunkelblauen Augen blitzten. „Sie wissen genau, was ich möchte“, bemerkte er grimmig.
„Und Sie wissen, was ich nicht möchte“, konterte sie.
Nun schienen seine Augen förmlich Funken zu sprühen, doch Sabina ließ sich nicht einschüchtern. Er hob das Kinn – sie ebenfalls. Wütend sah sie ihn an, und er erwiderte den Blick.
Dann schien Yorke plötzlich eine andere Taktik für angebracht zu halten. Vielleicht hatte er an Sabinas trotziger Haltung erkannt, dass er mit Schroffheit bei ihr nichts ausrichtete.
Jedenfalls konnte Sabina sich sein Benehmen nicht anders erklären. In einem Moment standen sie noch da wie Duellanten, die sich gegenseitig vor dem Kampf abschätzten, dann sah Yorke plötzlich nicht länger finster aus und sagte fast schmeichelnd: „Mit Zorn kommen wir nicht weiter, Sabina. Lassen Sie uns lieber diskutieren.“
Meine Güte, dachte sie, allein schon sein freundlicher Ton wirkt sich verheerend auf mich aus. Sabina riss sich zusammen. „Es gibt nichts zu diskutieren“, erwiderte sie scharf und funkelte ihn an.
Er lächelte. Mühsam versuchte sie, feindselig zu bleiben. Aber sein Lächeln war umwerfend. Sie war fast bereit nachzugeben.
„Ich habe aufs Abendessen verzichtet, nur um Sie zu sehen“, sagte Yorke charmant.
Sabina sah ihn schweigend an und erwartete, er würde jetzt gehen, aber er lächelte wieder und bat: „Würden Sie mir vielleicht ein Sandwich machen?“
Am liebsten hätte sie ihm gesagt, er solle sich zum Teufel scheren. Stattdessen sagte sie: „Ich habe aber nur Dosenthunfisch da.“
„Den esse ich am liebsten“, versicherte Yorke ihr, bevor sie hinzufügen
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