Julia Exklusiv 0227
denn sie wollte nicht, dass er aufhörte. Sie sehnte sich nach ihm und gab sich ihm ganz hin.
Dieser Augenblick mit Mari schien anders zu sein als mit den Frauen, mit denen Nikos zuvor geschlafen hatte.
Er spürte es von der ersten Sekunde an.
Außer den Zärtlichkeiten und dem Feuer der Leidenschaft, das zwischen ihnen entbrannt war, gab es noch etwas anderes.
Das Zusammensein mit Mari schenkte Nikos ein Gefühl, das er noch nie zuvor empfunden hatte.
Leidenschaft? Ja, aber …
Verlangen? Und …
Liebe?
Mari würde es mit Sicherheit so nennen. Vielleicht war es das auch. Nikos wusste es nicht. Das Gefühl überkam ihn, bevor er Zeit hatte, darüber nachzudenken. Es hüllte ihn ein und fesselte ihn.
Um ihn gleichzeitig zu befreien.
Als er spürte, dass Mari erschauerte und erstaunt aufstöhnte, als hätte sie noch nie zuvor etwas Ähnliches erlebt, ahnte Nikos, wie sie sich fühlte.
Ihm ging es genauso.
Er war verloren. Und gleichzeitig in Maris Armen geborgen.
Das Klingeln des Telefons weckte sie.
Nikos warf einen Blick auf die Uhr, bevor er den Hörer abnahm. Es war kurz vor vier. Vermutlich musste er sogar noch froh darüber sein, dass Brian ihm so viel Zeit gelassen hatte.
„Wer ist es?“, fragte Mari schläfrig. Sie hielt Nikos noch immer in den Armen. „Brian? Carruthers?“
„Wer sonst?“, sagte Nikos verärgert. Er wollte nicht aufwachen. Was Mari und er gerade erlebt hatten, sollte nicht durch die Wirklichkeit gestört werden. Sie hatten ohnehin zu wenig Zeit. Nikos wünschte sich nur noch einige Stunden mehr, um Mari noch einmal zu lieben.
„Kannst du mich nicht mal eine Nacht lang in Ruhe lassen?“, rief er wütend in den Hörer.
Eine Weile herrschte Stille.
Dann sagte Julietta mit zittriger Stimme: „Nikos? Ist Mari bei dir? Ich habe sie gesucht. Ich möchte dich nicht stören, aber es ist wohl soweit. Diesmal habe ich wirklich Wehen.“
10. KAPITEL
Da war keine Zeit, verlegen oder gar beschämt zu sein.
Mari zog schnell eins von Nikos’ Hemden an und lief zum Haupthaus. In dem Gästezimmer, das sie benutzt hatte, als Julietta im Krankenhaus gelegen hatte, zog sie sich um und versuchte, ihr feuchtes, zerzaustes Haar durchzukämmen. Dann lief sie die Treppe hinunter und fand Julietta zusammengekrümmt im Bett.
„Sie kommen im Abstand von vier Minuten und sind stark.“ Julietta hatte dunkle Ringe unter den Augen, aber ihre Stimme klang kräftiger als beim ersten Mal. Sie wirkte nicht ängstlich, sondern nur nervös. „Ich hoffe, uns bleibt genug Zeit.“
„Bestimmt“, sagte Mari und hoffte inständig, dass sie recht behalten würde.
Einen Augenblick später betrat Nikos das Zimmer. Er trug Jeans und ein blaues Hemd, das er nicht ganz in den Hosenbund gesteckt hatte. Trotzdem sah er wesentlich weniger zerzaust aus als Mari.
„Fertig?“, fragte er Julietta.
Sie deutete auf einen kleinen Koffer neben dem Kleiderschrank. „Alles ist gepackt. Ich möchte nur noch zu Alex.“
„Willst du ihn wecken?“, fragte Nikos missbilligend.
Julietta schüttelte den Kopf. „Ich möchte ihn nur sehen.“ Sie ging in Alex’ Zimmer und beugte sich über ihn. Als sie ihm übers Haar strich, bewegte er sich im Schlaf, wachte aber nicht auf. Julietta beugte sich mühsam weiter hinunter und küsste Alex auf die Wange. Dann wandte sie sich zu Mari um, die im Flur stand, und sagte: „Jetzt können wir gehen.“
Mari trat zur Seite. Nikos, der Juliettas Koffer zum Auto gebracht hatte, kam gerade zurück. Er sah Mari an, und sie entdeckte Verzweiflung in seinem Blick. Offenbar hatte Nikos gerade festgestellt, dass einer von ihnen Julietta ins Krankenhaus bringen und ihr möglicherweise sogar während der Geburt zur Seite stehen musste. Jemand musste auch Stavros Bescheid sagen. Und einer von ihnen würde zu Hause bleiben und nach Alex sehen.
Mari war klar, was Nikos von ihr erwartete. Schließlich wäre es nur logisch, wenn sie bei Alex bleiben würde. Sie war schließlich das Kindermädchen.
Aber sie war Nikos’ Kindermädchen, und es war keine Frage, was das Beste für ihren Schützling war. Er würde bei Alex bleiben. Auch für Alex würde es das Beste sein.
Sie waren Brüder und brauchten einander.
Wenn Alex aufwachen und Nikos von seinem Schmerz ablenken würde, konnte die beiden immer noch zum Krankenhaus fahren.
Mari streckte Nikos die Hand hin. Seine war kalt, und Mari drückte sie kurz. „Bleib hier“, sagte sie. „Ich fahre.“
Etwas schien in seinen Augen
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