Julia Exklusiv 0227
überzeugen, was dafür sprach, dass sie seiner Meinung war. Später sagte sie, dass es seinem Vater besser gehe.
„Sein Zustand ist stabil. Es war nur ein leichter Infarkt. Außerdem war er ja schon im Krankenhaus, als es passierte.“
Nikos hörte, dass sich Stavros von Tag zu Tag mehr erholte. Aber er war nie wieder selbst zu ihm gefahren.
Jetzt fuhr er natürlich mit Alex ins Krankenhaus. Als Mari gemeldet hatte, dass Georgiana Elizabeth Costanides gesund und munter in den Armen ihrer Mutter liege, war Nikos sehr erleichtert gewesen. Auf der Säuglingsstation hob er Alex hoch, damit sie gemeinsam durch die Glasscheibe das Baby im rosa Körbchen ansehen konnten.
„Na, was haltet ihr von eurer Schwester?“
Als Nikos die raue Stimme mit dem griechischen Akzent hörte, drehte er sich um und hielt Alex beinahe wie einen Schutzschild vor sich.
„Papa!“, rief Alex, löste sich aus Nikos’ Armen und rannte auf den Mann zu, der sich auf eine Gehhilfe stützte und seine Söhne ansah.
Nikos beobachtete, wie Alex um die Gehhilfe herumlief und die Arme um die Beine seines Vaters legte. Stavros senkte den Blick, strich dem Jungen übers Haar und blickte dann wieder auf.
„Nikos?“
Nikos hatte plötzlich das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben, der es ihm zuerst unmöglich machte, zu sprechen. „Herzlichen Glückwunsch“, stieß er schließlich hervor.
Dann wandte er sich ab und ging.
Mari traf ihn auf dem Parkplatz.
Er hatte dem Krankenhaus den Rücken zugedreht und blickte starr in die Ferne. Mari bezweifelte, dass er seine Umgebung wahrnahm.
Sie hatte die Begegnung zwischen ihm und Stavros vom Ende des Flurs aus beobachtet. In Nikos Zügen hatten sich viele Gefühle widergespiegelt: Überraschung, Schmerz, Sehnsucht und Resignation. Dann hatte Mari gesehen, wie Nikos weggegangen war.
Sie wäre ihm am liebsten nachgelaufen, musste aber erst sicherstellen, dass Stavros mit Alex zurechtkam. Als sie Vater und Sohn endlich in Juliettas Zimmer gebracht hatte, war Nikos längst fort.
„Setzen Sie sich“, befahl Stavros, als Mari ruhelos im Zimmer herumging.
Aber Mari konnte seiner Aufforderung nicht folgen, lief stattdessen den Flur entlang zum Warteraum und kam dann wieder zurück. Sie fand noch immer keine Ruhe. Verzweifelt blickte sie aus dem Fenster und entdeckte Nikos.
„Ich muss gehen“, sagte sie und lief hinaus. Es war ihr gleichgültig, was die anderen dachten.
„Mari?“, hörte sie Julietta noch rufen.
„Miss Lewis!“ Auch Stavros’ gebieterischer Tonfall hielt sie nicht auf.
Mari lief einfach weiter, bis sie wenige Meter hinter Nikos stand. Dann blieb sie unvermittelt stehen und bekam Angst.
Sie hatten kaum miteinander gesprochen, seit sie sich geliebt hatten. Die wenigen Sätze hatten nichts mit dem zu tun gehabt, was zwischen ihnen passiert war.
Jetzt schien auch nicht der richtige Zeitpunkt für eine Unterhaltung zu sein. Vielleicht war es Zeit für etwas anderes. Mari erklärte den Eltern ihrer Schützlinge immer, dass Worte manchmal nicht ausreichten, um wichtige Dinge auszudrücken.
Sie nahm allen Mut zusammen und ging zu Nikos, obwohl sie nicht sicher war, wie er reagieren würde.
„Nikos?“
Er zuckte zusammen, drehte sich dann um und sah Mari an. Noch immer lagen Schmerz und Verwirrung in seinem Blick. Doch da war noch etwas anderes, das Mari einen Augenblick lang hoffen ließ.
Sie umarmte Nikos und presste sich an ihn. Sie küsste ihn nicht, sondern hielt ihn nur fest. Ich liebe dich, signalisierte sie ihm mit Armen, Körper und ihrer Wärme. Es ging jetzt nicht um die Leidenschaft, die Nikos vom ersten Moment an in ihr geweckt hatte, sondern um etwas Tieferes und Wertvolleres.
Es ging um Liebe.
Ein Schauer überlief Nikos’ Körper. Er stand regungslos da, schien nicht einmal zu atmen. Doch dann senkte er den Kopf auf ihr Haar, umarmte sie fest und atmete tief durch.
„Ich liebe dich.“ Jetzt sagte Mari die Worte und beugte sich zurück, um Nikos in die Augen zu sehen. „Ich liebe dich“, wiederholte sie.
„Ich weiß es“, flüsterte er rau. „Ich weiß es.“
Am Nachmittag buchte Nikos einen Flug nach London. Er würde am nächsten Morgen abreisen. Als Mari mit Alex nach Hause kam, teilte er es ihr mit.
„Du willst weg?“, fragte sie fassungslos.
Nikos hatte sich gegen ihre Reaktion gewappnet. Es ist besser so, versicherte er sich. Mari liebte ihn, aber das spielte keine Rolle. Wann hätte die Liebe je etwas anderes als Schmerz verursacht? Er
Weitere Kostenlose Bücher