Julia Exklusiv 0227
richtig.“
Tue ich das wirklich? fragte Kate sich verbittert.
„Lass uns einmal ausprobieren, wie wir damit zurechtkommen, ehe wir ein endgültiges Urteil abgeben“, schlug Kate ruhig vor.
Louise betrachtete ihre Freundin über den Rand ihrer Brille hinweg. „Du siehst aus, Liebes, als hätte man dich in die Waschmaschine gestopft und nass aufgehängt.“ Sie zwinkerte vielsagend. „Hattest du eine schlaflose Nacht, du Glückliche?“
„Nein, ganz und gar nicht“, antwortete Kate leicht verlegen und errötete. Wenn Louise wüsste, wie weit entfernt sie von der Wahrheit ist, dachte sie deprimiert. Dann zauberte sie ein Lächeln auf die Lippen und fügte hinzu: „Wahrscheinlich habe ich gestern zu lange in der Sonne gesessen. Ich habe Kopfschmerzen.“
„Ich dachte, du könntest Sonne gut vertragen.“ Louise sah sie überrascht an.
„Offenbar jetzt nicht mehr.“ Kate war das Thema unangenehm. Sie wollte es beenden und beschäftigte sich wieder mit den Zahlenreihen vor ihr.
„Bist du ganz sicher, dass dir nichts fehlt?“, fragte Louise jedoch beharrlich weiter.
Insgeheim verwünschte Kate das Einfühlungsvermögen ihrer Freundin. Sekundenlang überlegte sie. Sollte sie Louise die ganze Geschichte erzählen? Sie entschied sich dagegen und behielt sie lieber für sich. Wenn man erst einmal den Geist aus der Flasche gelassen hatte, konnte man ihn nicht mehr einfangen. Man konnte nie wissen, was passierte. Vielleicht würde sie es eines Tages bereuen, wenn sie sich jetzt Louise anvertraute.
Mit ihrer Ehekrise, falls es überhaupt eine war, wollte Kate allein fertig werden, jedenfalls so lange, wie sich die Wahrheit verheimlichen ließ. Was natürlich dann nicht mehr möglich ist, wenn Ryan mich wirklich verlässt, dachte sie schmerzerfüllt.
Sie verzog das Gesicht. „Offenbar kann ich dir nichts vormachen, Lou. Gestern war ich bei meinen Schwiegereltern zum Lunch und habe mich immer noch nicht davon erholt.“
Louise runzelte die Stirn. „Ich dachte, du würdest gut mit ihnen klarkommen.“
„Ja, das tue ich auch. Aber wenn ich stundenlang mit ihnen zusammen bin, komme ich mir wie ein Außenseiter vor, dem man Einblick gewährt.“ Kate war selbst überrascht, wie gefühlvoll ihre Stimme klang. Sie war sich des vergangenen Tages und der vergangenen Nacht immer noch sehr bewusst, die wie Schatten über ihr zu liegen schienen.
„Weiß Ryan es?“
Kate zuckte die Schultern. „Wir haben momentan Kommunikationsprobleme.“ Es gelang ihr sogar zu lachen. „Wahrscheinlich ist es ganz normal und passiert in jeder Ehe.“
„Ihr führt eigentlich eine ausgesprochen gute Ehe“, sagte Louise ruhig. „Dennoch würde ich an deiner Stelle dafür sorgen, dass es nur eine vorübergehende Störung ist.“ Dann klopfte sie Kate noch einmal und wie ermahnend auf die Schulter und ging aus dem Raum.
Nachdem Louise die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte Kate sich in dem großen Ledersessel zurück und drehte den Kugelschreiber mit den Fingern hin und her. Es ist ein gut gemeinter Rat, aber vielleicht lässt er sich gar nicht beherzigen, dachte sie. Denn wie konnte man mit jemandem reden, der sich mit einer Mauer umgab? Bisher hatte Kate jedenfalls vergeblich versucht, zu Ryan durchzudringen.
Er stritt nicht mit ihr, und er verhielt sich auch nicht abweisend. Er hatte sie auch nicht aufgefordert, nicht hinter ihm her nach Whitmead zu fahren. Und es waren keine beleidigenden oder verletzenden Bemerkungen gefallen. Nein, nichts dergleichen. Kate kam nur nicht mehr an ihn heran.
Sie wünschte, sie hätte ihre Schwiegereltern nicht besucht. Der ganze Tag war eine einzige Katastrophe gewesen. Das Essen hatte natürlich köstlich geschmeckt, aber Kate hatte es nicht genießen können. Immer wieder stockte die Unterhaltung, und Kate fühlte sich unbehaglich. Das Schweigen empfand sie als peinlich. Als sie ins Wohnzimmer kam, unterbrachen Mrs Lassiter und Sally unvermittelt ihr Gespräch.
Alle scheinen etwas zu wissen und wollen in meiner Gegenwart nicht darüber reden, überlegte Kate unglücklich. Da Ryan und seine Eltern sich nahestanden, war es nicht ausgeschlossen, dass er ihnen seine Probleme anvertraute.
Kates Mutter lebte mit ihrem zweiten Mann in Spanien und somit viel zu weit weg, als dass Kate irgendetwas mit ihr hätte besprechen können. Außerdem war ihre Beziehung nie sehr innig gewesen. Dazu hatten sie gar keine Zeit gehabt, denn sie waren viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, sich
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