Julia Exklusiv 0227
erwartete, dass er sich auf den Rücken drehen und sie zu sich hinunterziehen würde, um sein Verlangen zu stillen und mit einem zufriedenen Seufzer in sie einzudringen.
Aber er tat es nicht. Er rührte sich nicht und atmete so ruhig und gleichmäßig, als verspürte er nicht die geringste Erregung.
Du liebe Zeit, ich glaube es nicht, er ist tatsächlich eingeschlafen, hatte Kate ärgerlich und frustriert gedacht.
Dabei habe ich ihn viel freundlicher behandelt als mich selbst, sagte sie sich jetzt und blickte auf den Bildschirm ihres Computers. Beinah die ganze Nacht hatte sie sich ruhelos im Bett herumgewälzt, während Ryan tief und fest neben ihr schlief.
Irgendwann war sie auch eingeschlafen. Sie wurde wach, als sie Ryan unter der Dusche fröhlich pfeifen hörte. Er tut gerade so, als hätten wir überhaupt keine Probleme, dachte sie gereizt.
Sonst hatte ihn die zärtliche Massage immer sehr angeregt, und noch nie zuvor hatte er so gleichgültig auf Kates liebevolle Berührungen reagiert. Ihre Beziehung schien sich in eine Richtung zu entwickeln, über die sie lieber noch nicht nachdenken wollte.
Er kam aus dem Badezimmer und rieb sich die Haare trocken. Außer einem Handtuch, das er sich um die Hüften geschlungen hatte, war er nackt.
„Guten Morgen, Katie“, begrüßte er sie völlig locker und lächelte. „Hast du gut geschlafen?“
„Du ganz bestimmt.“ Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme ziemlich scharf klang. Doch Ryan schien es nicht zu merken.
„Ich habe dir ja gesagt, dass ich ganz erledigt war.“ Er strich sich das Haar glatt. Dann löste er das Handtuch um seine Hüften und warf es zu Boden, ehe er in den winzigen und sehr sexy wirkenden schwarzen Slip schlüpfte. „Und du hast wirklich heilende Hände, meine Liebe.“
Nicht sexy, nicht erregend, sondern heilend – ich komme mir vor wie eine Krankenschwester, überlegte Kate zornig. Das hörte sich an, als wäre sie eine der ausgesprochen liebenswerten und hilfsbereiten Frauen aus einer Seifenoper.
„Vermutlich sollte ich mich für das Kompliment bedanken“, erwiderte sie kühl und stand auf. Noch nie hatte es ihr etwas ausgemacht, sich Ryan nackt zu zeigen. Doch als sie an ihm vorbei ins Bad gegangen war, hatte sie sich völlig unsicher und gehemmt gefühlt.
Da sieht man, was die Gleichgültigkeit des eigenen Ehemannes alles bewirkt, denn ich hätte mich am liebsten in eine Decke gehüllt oder dergleichen, dachte sie, während sie die Ereignisse noch einmal durchlebte.
Wie lange würde sie das alles ertragen können?
Mittags rief sie zu Hause an, um Ryan vorzuschlagen, sich zum Lunch zu treffen. Aber der Anrufbeantworter schaltete sich ein, und Kate legte auf, ohne eine Nachricht zu hinterlassen.
Vielleicht arbeitete Ryan und wollte nicht gestört werden. Oder er war ausgegangen – mit irgendjemandem. Seltsamerweise wollte Kate es gar nicht genau wissen.
Trotz der quälenden Gedanken gelang es ihr, die Arbeit zu erledigen, wenn auch etwas langsamer und unkonzentrierter als sonst.
Sie hatte gerade das Angebot für die Feier einer Silberhochzeit fertig, als Louise hereinstürmte.
„Kennst du ein griechisches Restaurant? Jemand will seine Frau am Hochzeitstag zum Dinner einladen. Es soll sie ein bisschen an Korfu erinnern, wo sie die Flitterwochen verbracht haben.“
„Warum fliegt er nicht einfach mit ihr noch einmal hin?“, fragte Kate mürrisch.
„Das ist bestimmt nicht die richtige Antwort“, erwiderte Louise vorwurfsvoll. „Wir haben uns auf besondere Anlässe spezialisiert. Oder hast du das vergessen?“
Kate seufzte. „Ich weiß – es tut mir leid.“
Louise betrachtete sie prüfend. „Warum machst du nicht jetzt schon Feierabend? Du warst den ganzen Tag auffallend ruhig. Es tut dir sicher gut, früher nach Hause zu gehen. Verbring etwas Zeit mit Ryan, und macht es euch ganz besonders schön.“
„Vielleicht ist das gar keine schlechte Idee“, sagte Kate langsam.
Ich werde es einmal auf die kühle Art versuchen, nahm sie sich auf der Fahrt nach Hause vor. Nach den mehr oder weniger plumpen Versuchen, Ryan zu verführen, hatte sie sich nur gedemütigt gefühlt und war total frustriert gewesen. Stattdessen wollte sie sich endlich einmal mit ihm unterhalten und herausfinden, ob sie noch Gemeinsamkeiten hatten.
Und wenn wir keine mehr haben? fragte sie sich verzweifelt. Was dann? Was sollte sie tun, und wie könnte sie überleben?
Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Noch vor achtundvierzig
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