Julia Exklusiv Band 0197
Ort mit dem Mann zu verlassen, mit dem sie ihr Leben verbringen würde. Doch als sie neben ihm stand und seine Hand nahm, musste sie feststellen, dass Diantha den Kampf noch nicht verloren gegeben hatte.
„Die Szenen auf den Fotos sind gestellt, aber dass wir miteinander geschlafen haben, wirst du doch nicht abstreiten wollen, Leandros?“, sagte sie drohend, ehe sie zu ihrem vernichtenden Schlag ausholte. „Willst du Isobel nicht von den unvergesslichen Nächten erzählen, die wir auf deiner Jacht verbracht haben? Und bevor sie es von jemand anderem erfährt, sagst du ihr besser jetzt gleich, dass deine Mutter sie für ein Flittchen hält und Chloe ihr am liebsten die Augen auskratzen würde, weil sie versucht hat, dir ein Kind unterzuschieben. Zum Glück ist dir diese Schmach erspart geblieben. Hast du eigentlich herausgefunden, wer der Kerl war, der sie geschwängert hat?“
Aus Angst, das Gleichgewicht zu verlieren, umklammerte Isobel seine Hand und blickte zu Leandros auf. Inständig hoffte sie, in seinen Augen dasselbe ungläubige Entsetzen zu sehen, das sie in diesem Moment empfand.
Doch er wurde lediglich aschfahl und schwieg, anstatt Diantha entschieden zu widersprechen. Schließlich entzog er Isobel sogar die Hand und strich sich durchs Haar, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
„Was ist bloß in dich gefahren, Diantha?“
Chloe war wie aus dem Nichts aufgetaucht und versuchte, ihre Freundin zur Besinnung zu bringen. „Ich verstehe überhaupt nicht, warum du …“
„Dann misch dich auch nicht ein“, fiel Diantha ihr ins Wort. „Das hier ist eine Sache zwischen mir und deinen Brüdern.“
Die drei anderen sahen sich befremdet an. Hatte Diantha wirklich in der Mehrzahl gesprochen?
Die Bestätigung folgte umgehend. Diantha hatte endgültig die Kontrolle über sich verloren und zeigte nun ihr wahres Gesicht.
„Mein ganzes Leben durfte ich mit ansehen, wie du von ihnen und deinem Vater auf Händen getragen wurdest, während ich eine Zurückweisung nach der anderen erleben musste. Mein Vater hat mich nicht geliebt, weil er sich einen Sohn gewünscht hat. Und dein Bruder hat mich nur so lange geliebt, bis er meiner überdrüssig …“
„Wie kannst du so etwas sagen?“, platzte Leandros heraus. „Ich habe dir nie …“
„Von dir redet niemand“, unterbrach Diantha ihn schroff. „Dein feiner Bruder Nikos hat mir vor vier Jahren den Laufpass gegeben. Immerhin hat er sich bemüht, es mir schonend beizubringen. ‚Wir sind noch viel zu jung, um uns zu binden‘, hat er gesagt, ‚und was Liebe ist, wissen wir auch nicht.‘ Ich nehme an, er wollte es gar nicht wissen, denn mir war sehr wohl klar, dass ich ihn liebe, und nichts hätte ich lieber getan, als mich an ihn zu binden. Vier Jahre habe ich in Washington gesessen und gefleht, dass er kommt und mich zu sich holt.“
Diantha hatte sich so in Rage geredet, dass sie einige Male tief durchatmen musste, um fortfahren zu können. „Stattdessen bist du gekommen, Leandros, und hast mich über alles auf dem Laufenden gehalten, was in Athen passiert. Nur Nikos hast du nie erwähnt. Also bin ich zurückgekommen, um ihn notfalls zu zwingen, mich zu heiraten. Aber da war er schon mit dieser Carlotta verlobt und ich wieder mal allein. Als Chloe mir erzählt hat, dass du in San Estéban Hilfe brauchst, habe ich sie überredet, mich fahren zu lassen. Ich wusste doch, dass du genauso einsam bist wie ich. Warum sollten wir uns nicht gegenseitig trösten?, habe ich mir gedacht. Und eines wirst du nicht abstreiten können, Leandros. Du hast sehr wohl mit dem Gedanken gespielt, mich zu heiraten. Sonst hättest du Onkel Takis nicht noch von Bord deiner Jacht aus angerufen und ihn beauftragt, die Scheidung in die Wege zu leiten.“
„Hat er dir das erzählt?“, fragte Leandros entgeistert.
„Nein“, beteuerte Diantha. „Das habe ich alles selbst herausgefunden.“
„Auch dass Isobel und ich keinen Ehevertrag abgeschlossen haben?“
Diantha blieb eine Antwort schuldig, weil ihr nicht schnell genug eine passende Lüge einfiel.
„Ich denke, an dieser Stelle sollten wir das Gespräch beenden“, erklärte Dianthas Vater, der unbemerkt ins Haus gekommen war.
„Haben Sie schon mit der Redaktion telefoniert?“, erkundigte sich Leandros.
„Sie haben mir versprochen, den Artikel wieder zu streichen“, bestätigte Mr. Christophoros. „An gefälschten Fotos hat nicht einmal eine Boulevardzeitung Interesse. Jetzt muss ich Sie aber bitten zu gehen.
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