Julia Exklusiv Band 0197
Ich habe mit meiner Tochter zu reden.“
Schweigend verließen sie das Haus und stiegen in Leandros’ Ferrari. Unterwegs hielten sie, um Chloe abzusetzen. Sie war schon ausgestiegen, als sie sich noch einmal zu Isobel herunterbeugte.
„Es ist alles meine Schuld“, sagte sie unter Tränen. „Wenn ich Diantha nicht eingeredet hätte, dass sie einen meiner Brüder heiraten …“
„Damals wart ihr Kinder“, fiel Leandros ihr ungehalten ins Wort. „Eine erwachsene Frau sollte zwischen Wunsch und Wirklichkeit unterscheiden können.“
„Ich habe ihr gegenüber nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich Isobel nicht mochte. Wenn ich geahnt hätte, was für absurde Schlussfolgerungen sie daraus zieht …“
Als sie Isobels schmerzverzerrten Gesichtsausdruck sah, verstummte sie. „Ich wusste gar nicht, dass Nikos und sie früher zusammen waren“, sagte sie stattdessen.
„Das waren sie nicht“, widersprach Leandros bestimmt. „Jedenfalls nicht so, wie Diantha es uns weismachen wollte. Nikos war einige Male mit ihr aus, mehr nicht. Seitdem hing sie wie eine Klette an ihm und machte ihm aberwitzige Szenen. Als sie nach Washington zog, war er regelrecht erleichtert. Ich halte es übrigens für wenig klug, wenn du ihm von dem Vorfall erzählst. Der Zeitpunkt ist denkbar ungünstig.“
„Versprochen“, erwiderte Chloe. Als Leandros schon losfahren wollte, legte sie Isobel die Hand auf den Arm. „Kannst du mir noch einmal verzeihen?“, erkundigte sie sich leise.
Das fragte sich Isobel schon die ganze Zeit. Die Liste derer, die sie um Verzeihung baten, wollte kein Ende nehmen. Doch ob es ihnen damit auch ernst war, musste sich vor allem im Alltag erweisen.
„Sicher“, erwiderte sie, wenn auch nicht ganz überzeugt, als Leandros plötzlich die Geduld verlor. Er beugte sich vor und schloss die Beifahrertür, ehe er dann mit quietschenden Reifen losfuhr.
„Warum bist du eigentlich die ganze Zeit schon so aggressiv?“, erkundigte sie sich irritiert.
„Ich bin nicht aggressiv“, widersprach er ihr wenig glaubhaft. „Ich habe nur keine Lust, mich länger von dir verdächtigen zu lassen.“
„Wie bitte?“
„Ich weiß genau, was du denkst“, sagte er aufgebracht, „aber ich habe nie mit Diantha geschlafen. Nie, verstehst du? Ich weiß gar nicht, was plötzlich in sie gefahren ist. Wie kommt sie nur darauf, derart infame Behauptungen aufzustellen? Dabei habe ich ihr nie Hoffnungen oder gar Versprechungen gemacht. Sie war mir sympathisch, ja, vielleicht auch ein bisschen mehr, aber ich habe sie nie angerührt.“
„Willst du eigentlich mich oder dich überzeugen?“
Er bremste so unvermittelt, dass nur der Sicherheitsgurt Isobel davor bewahrte, mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe zu prallen. Kaum stand der Wagen still, öffnete Leandros die Fahrertür und stieg aus.
So aufgebracht hatte sie ihn noch nie erlebt – und dass er sich nicht beherrschen konnte, machte sie maßlos wütend. Wenn jemand das Recht hatte, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen, dann doch wohl sie! Wessen Vertrauen wurde denn seit Tagen auf eine denkbar harte Probe gestellt und trotzdem bei jeder Gelegenheit in Zweifel gezogen?
Um es Leandros unmissverständlich klarzumachen, stieg auch sie aus. Als sie die Tür zuwarf, drehte er sich um und sah sie über den roten Ferrari hinweg an. Alles war wie damals, als sie sich auf der Automobilausstellung begegnet waren – nur dass sich dieses Mal statt eines leidenschaftlichen Flirts ein handfester Streit anbahnte.
„Wenn du mich umbringen willst, mach nur so weiter“, sagte Isobel sarkastisch. „Aber vielleicht darf ich dich darauf hinweisen, dass mir mindestens genauso übel mitgespielt wurde – und zwar vor allem von dir“, fügte sie verächtlich hinzu. „Du lässt mich nach Athen kommen, um dich scheiden zu lassen. Kaum bin ich hier, überlegst du es dir wieder anders. Dann taucht plötzlich das Gerücht auf, dass meine Nachfolgerin schon in den Startlöchern steht und dich nur wirtschaftliche Erwägungen daran hindern, sie zu heiraten. Du beteuerst, dass kein Wort davon stimmt, und erwartest, dass ich dir glaube. Schließlich werden mir diese Fotos zugespielt, und selbst wenn es Fälschungen sein sollten …“
„Es sind Fälschungen“, unterbrach Leandros sie. „Das weißt du ganz genau.“
„Glaubst du, deswegen würde es weniger wehtun, sie ansehen zu müssen? Glaubst du, es wäre leicht, Diantha gegenüberzustehen und mir all die Lügen über euch
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