Julia Exklusiv Band 0197
da. Der Abschied fiel ihr schwerer als erwartet. Aber es muss sein, sagte sie sich energisch und steuerte das Auto den Kiesweg hinab.
Später konnte sie sich kaum an die Rückfahrt nach London erinnern. Ein Wunder, dass sie nicht in einen Unfall verwickelt worden war. Müde stieg sie aus dem Wagen und sperrte die Haustür auf.
Seltsam – dieses Haus mit der exquisiten Einrichtung, den wertvollen Kunstschätzen und Antiquitäten, das Zeit ihres Lebens ihr Heim gewesen war, erschien ihr beinahe fremd. Sie hoffte, ihr Vater wäre nicht da. Nun brauchte sie erst einmal ein paar Stunden für sich selbst, musste duschen und etwas gegen ihre Müdigkeit und Erschöpfung unternehmen.
Aber als sie die Halle durchquerte, öffnete sich die Salontür, und ihr Vater kam heraus. „Cleo!“, rief er überrascht. „Was um alles in der Welt machst du hier?“
Mit einem solchen Empfang hatte sie nicht gerechnet. Freute er sich denn nicht, sie wiederzusehen? Plötzlich wurde ihr bewusst, dass er sie während ihres Aufenthalts in Maxims Haus kein einziges Mal angerufen hatte. Das passte nicht zu ihm. Normalerweise meldete er sich spätestens alle zwei Tage bei ihr. Und auf die letzten beiden Telefonate, die von ihr ausgegangen waren, hatte er ziemlich ungeduldig reagiert.
„Ich bin früher zurückgekommen, weil …“, begann sie und verstummte abrupt. Hinter ihrem Dad trat eine Frau aus dem Salon, Ende dreißig, attraktiv, elegant gekleidet, mit strahlenden, intelligenten Augen und einem liebenswerten Lächeln.
„Hallo, Cleo! Wir kennen uns noch nicht, aber Ihr Vater hat mir schon viel von Ihnen erzählt.“
Er schaute etwas unbehaglich drein. „Cleo, ich möchte dir Laura Brenton vorstellen, eine – sehr gute Freundin. Laura, du weißt ja bereits, dass das meine Tochter ist.“
„Endlich treffen wir uns“, sagte Laura, dann wandte sie sich Cleos Vater zu. „Jetzt muss ich leider gehen. Ich habe einen wichtigen Termin, den ich nicht absagen kann. Sehen wir uns morgen?“
„Ja, natürlich“, antwortete er ohne Zögern.
„Auf Wiedersehen, Cleo. Verzeihen Sie, dass ich sofort verschwinde, nachdem wir uns zum ersten Mal begegnet sind.“ Lauras Stimme klang sanft und melodisch. „Aber wir werden sicher bald eine Gelegenheit finden, uns ausführlich miteinander zu unterhalten.“
Sie verließ das Haus, und Cleo runzelte verwirrt die Stirn. Was ging hier vor?
Ihr Vater hatte Laura zur Tür begleitet. Nun kehrte er zurück, und Cleo folgte ihm in den Salon. „Ich habe dich noch nicht zurückerwartet“, erklärte er und goss sich einen Drink ein. „Ist das Portrait fertig?“
„Das Portrait?“, wiederholte sie. Das hatte sie fast vergessen. „Nein“, fügte sie unsicher hinzu und erinnerte sich, warum das Bild noch unvollendet war. „Und ich glaube auch nicht …“ Was sollte sie bloß sagen? „Hör mal, es tut mir leid, aber …“
Gleichmütig zuckte er die Schultern. „Nicht so wichtig.“
Cleo blickte auf. „Wie meinst du das? Du hast mich geradezu genötigt, in den Lake District zu fahren, um mich malen zu lassen, und Maxim bestochen …“ Oh, wie schwer es ihr fiel, diesen Namen auszusprechen. „… mit einer beträchtlichen Spende für den Brenner Trust.“
„Ich werde ehrlich zu dir sein, Cleo“, erwiderte ihr Vater in entschuldigendem Ton. „Ja, ich habe mir das Portrait gewünscht. Aber ich wollte dich auch für ein oder zwei Wochen aus dem Haus haben. Und als du diesen grippeartigen Virus bekamst und noch länger bei Mr. Brenner bleiben musstest, bedauerte ich das natürlich. Andererseits war es ein glücklicher Zufall. Laura und ich haben uns erst vor Kurzem kennengelernt, während deiner Fototermine auf den Bermudas. Doch die Dinge entwickelten sich sehr schnell, und – nun ja, es ist etwas schwierig, wenn die Tochter unter demselben Dach wohnt.“
Fassungslos ließ Cleo sich in den nächstbesten Sessel sinken. „Das glaube ich einfach nicht!“, rief sie ziemlich schrill. „Du wolltest mich aus dem Haus haben, um in aller Ruhe deine Affäre mit Laura Brenton zu genießen?“
„Das ist keine Affäre“, entgegnete er und warf ihr einen strengen Blick zu. „Wir lieben uns, also sei in Zukunft bitte etwas vorsichtiger, wenn du über Laura redest.“ Cleo war zu schockiert, um zu antworten, und so sprach er weiter. „Ich hätte nie gedacht, dass so etwas passieren würde. Aber es ist nun mal so, und du musst es akzeptieren. Ich weiß, das wird dir einige Schwierigkeiten bereiten,
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