Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
eine Begleiterin eingeladen.“
„Stimmt.“
„Und nun ist sie verärgert. Über alles, fürchte ich.“
Der Schalk saß ihm in den Augen. „So könnte man sagen, ja.“
„Aber du hast ihr doch wohl erzählt, dass unsere Ehe nur von kurzer Dauer sein wird?“
„Ich sehe keine Veranlassung, darüber mit anderen zu sprechen. Das geht nur uns beide etwas an.“
„An andere denkst du wohl nie“, sagte sie scharf.
Lässig lehnte er sich zurück und sah sie mit einem ironischen Lächeln an. „Überrascht dich das? Du hältst mich doch schon längst für einen Halunken.“
„Richtig“, schnaubte sie. „Frauen sind für dich doch nur Kanonenfutter.“
„Ich habe es nicht schlimmer getrieben als andere Männer meines Alters.“
„Und dabei nie an Heirat gedacht.“
„In dieser Stadt enden Ehen immer in einer Katastrophe.“
„Aber die von deiner Mutter und meinem Großvater hat gut funktioniert.“
„Ausnahmen bestätigen die Regel.“
Nach diesem Wortgefecht schwiegen sie eine Weile. Als Ross weitersprach, hatte sich sein Ton geändert. „Wie hat deine Familie die Neuigkeit eigentlich aufgenommen?“
„Ich habe meinen Eltern noch nichts erzählt“, gestand Gina widerwillig.
Erstaunt zog er die Brauen zusammen. „Und warum nicht?“
„Ich muss mich selbst erst an den Gedanken gewöhnen. Vielleicht rufe ich sie morgen an.“
Im Moment war Gina innerlich mit ganz anderen Sorgen beschäftigt. In wenigen Minuten würde sie eine Welt betreten, die sie bislang nur aus den Medien kannte. Und Ross hatte angekündigt, dass sie im Mittelpunkt stehen würde. Um die kommenden Stunden zu überstehen, brauchte sie all ihr Selbstbewusstsein. An das, was ihr in den nächsten Tagen und Wochen bevorstand, wollte sie gar nicht erst denken. Warum hatte sie diesem Theater nur zugestimmt?
Als sie vor dem Harlow-Hotel im Geschäftsviertel ausstiegen, empfing sie ein Blitzlichtgewitter. Energisch bahnte Ross sich einen Weg durch den Pulk von Fotografen und zog Gina mit sich in das Gebäude. Weil Gina das Hotel noch nicht kannte, überraschte sie seine Größe.
Das elegante Foyer wimmelte von Menschen. Von allen Seiten wurde Ross begrüßt und angesprochen. Wie locker und schlagfertig er darauf reagierte, nötigte Gina Respekt ab. Während er sich benahm, als seien solche Ereignisse an der Tagesordnung, zogen an ihr viele bekannte Gesichter aus Film und Fernsehen vorbei. Sie fühlte sich überfordert.
Gleich zwei Teams filmten die Gäste. Als ein Reporter ihnen den Weg abschneiden wollte, lenkte Ross Gina eilig zu einem Fahrstuhl, dessen Türen sich gerade schlossen. Während sie nach oben fuhren, hielt er sie immer noch am Ellbogen fest. Auf den hohen Schuhen reichte sie ihm gerade bis zum Kinn. Versonnen betrachtete sie seine glatt rasierte, sonnengebräunte Haut und atmete den Duft seines Aftershaves ein. Was sie jetzt erregte, hatte mit Lampenfieber nichts mehr zu tun.
Im Festsaal glitzerten unzählige Kronleuchter, Silber und Kristall funkelten auf den Tischen, und der Teppich war so weich, dass Ginas Absätze darin versanken. Ihr Tisch lag am anderen Ende des Saals, in der Nähe der Tanzfläche. Für Gina war der Weg dorthin ein reiner Spießrutenlauf, denn viele Leute hatten ihre Plätze bereits eingenommen. Tapfer, aber angestrengt lächelte sie in fremde Gesichter.
An ihrem Tisch saß auch ein Freundespaar von Ross: Meryl und Jack Thornton, beide in den Dreißigern und beide im Immobiliengeschäft tätig. Innerhalb weniger Minuten nahmen sie Gina die Befangenheit. Falls sie neugierig waren, ließen sie es sich nicht anmerken.
Das aufwendige Menü fand Gina viel zu verschwenderisch. Aber schließlich sollte der Erlös der Veranstaltung wohltätigen Zwecken zufließen. Zwischen den fünf Gängen wurde getanzt.
Als sie mit Ross tanzte, presste er sie so eng an sich, dass sie die Muskeln seiner Oberschenkel spürte. Willig schmiegte sie sich an ihn. Vollkommen sinnlos, sich daran zu erinnern, wie skrupellos er war. Nach wie vor begehrte sie ihn. Sinnlich streifte er mit den Lippen ihre Wange. „Bewahr dir deine Gefühle bis nachher“, murmelte er und streichelte mit seinem Atem ihre Haut. „Dieses Fest geht irgendwann zu Ende.“
Sie hatte nicht die Kraft, ihn abzuweisen. Dass er sie hier, inmitten lauter weiblicher Schönheiten, immer noch anziehend fand, ließ die Schmetterlinge in ihrem Bauch tanzen. Warum sollte sie die gemeinsame Zeit mit ihm nicht genießen?
Erst nach Mitternacht wurde
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