Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
bekannt gegeben, wofür der Erlös des Abends bestimmt war. Er sollte Kindern in Not zukommen. Gina wunderte sich nicht, dass die Harlows zu den größten Spendern gehörten. Zu ihrem Entsetzen wurde sie dann gebeten, zusammen mit Ross ans Mikrofon zu treten, um die Anwesenden um weitere Spenden zu bitten.
„Lass es einfach über dich ergehen“, flüsterte er ihr beruhigend zu.
Ihr blieb nichts anderes übrig. Also lächelte sie entschlossen gegen ihre Aufregung und das ungute Gefühl, Zielscheibe neugieriger Spekulationen zu sein, an. Trotzdem war der Weg auf die Bühne das Schlimmste, was sie bisher erlebt hatte. Wieder bewunderte sie Ross, der sogleich mit Leichtigkeit das Wort ergriff, um kurz und überzeugend für den guten Zweck des Abends zu werben.
Anschließend wurden Körbe an die Gäste gereicht, in die sie Schecks und Geldscheine legten. Verwundert bestaunte Gina die Bereitwilligkeit, mit der die Schönen und Reichen spendeten. Sicher, hier waren nur vermögende Menschen versammelt, aber Reichtum zog ja nicht automatisch Freigiebigkeit nach sich.
„Ich gebe nicht auf, Ross zu bearbeiten, sich ein Haus zu kaufen“, sagte Meryl etwas später, als die beiden Frauen sich in der Damentoilette trafen. „Aber er will nicht. Und ich kann es ihm nicht einmal verdenken. Sein Apartment ist einfach umwerfend. Finden Sie nicht auch?“
„Ich kenne es nicht“, gab Gina zu.
„Wirklich?“ Meryl schien ehrlich überrascht. „Aber ich dachte doch …“
Entschieden packte Gina den Stier bei den Hörnern. „Reden wir nicht um den heißen Brei herum. Ross und ich sind im Moment sicher in aller Munde.“
„Das kann man wohl sagen.“ Meryl lachte erleichtert auf. „Eine echte Überraschung, diese Hochzeit. Ich schätze, auch für Ross. Bislang konnte er sich ja erfolgreich vor der Ehe drücken. Obwohl ich mindestens eine Person kenne, die ernsthaft versucht hat, ihn vom Gegenteil zu überzeugen.“
„Ist sie heute Abend auch hier?“ Auf einmal musste sich Gina sehr konzentrieren, um die Lippen ordentlich nachzuziehen.
„Wenn Sie nicht aufgetaucht wären, säße sie heute an unserem Tisch. Jetzt schäumt sie vor Wut. Dione Richards ist es nicht gewohnt, dass man sie auslädt.“
Ginas Magen zog sich zusammen. „ Die Dione Richards?“, flüsterte sie erschrocken.
„Genau! Kennen Sie ihre Filme?“
„Einige.“
„Als Schauspielerin ist sie nicht gerade Weltklasse, aber ein Kassenschlager. Die Männer sind verrückt nach ihr. Sogar meiner“, bemerkte Meryl trocken und schaute Gina im Spiegel an. „Sie können sich allerdings auch sehen lassen. Nicht nur wegen Ihrer Figur. Ross hat Glück gehabt. Sie hätten ja auch unattraktiv sein können.“
Als ob das noch einen Unterschied machte, dachte Gina. Dione Richards war im vergangenen Jahr zur schönsten Frau der Welt erklärt worden. Mit der konnte es keine Frau aufnehmen.
Trotzdem ermutigte sie das kleine intime Lächeln, das Ross ihr schenkte, als sie an den Tisch zurückkam. Auch wenn Dione jeder Frau die Show stahl, diesen Mann bekam sie nicht. Jedenfalls nicht an diesem Abend. Heute begehrte er Gina. Inzwischen konnte sie an nichts anderes mehr denken.
Als das Fest zu Ende war, wartete das Taxi bereits vor der Tür. Ross bat den Fahrer, sie zum Harlow in Beverly Hills zu bringen, woraufhin Gina keinen Einspruch erhob. Auch als er sie küsste, ließ sie ihn gewähren.
„Darauf habe ich mich den ganzen Abend gefreut“, murmelte er.
„Und warum hast du dich zurückgehalten?“, fragte sie. Er lachte leise. „Man sollte nichts beginnen, was man nicht beenden kann.“
Von dem Champagner, den sie getrunken hatte, war ihr etwas schwindlig, was durch die Autofahrt und Ross’ Nähe nicht besser wurde.
„Das sehe ich genauso“, flüsterte sie und überließ sich bereitwillig wieder seinen leidenschaftlichen Küssen.
Doch als sie ausstiegen, wurde ihr plötzlich fürchterlich übel. Entschieden kämpfte sie dagegen an und hoffte, dass es vorüberginge. Obwohl sie gar nicht viel getrunken hatte, war sie unsicher auf den Beinen, und als der Fahrstuhl nach oben sauste, wurde alles noch viel schlimmer. Nur mit Mühe konnte sie aufrecht stehen. Oben angekommen, führte Ross sie sofort in ein Badezimmer – gerade noch rechtzeitig.
Auch nachdem sie sich erleichtert hatte, hörte die Welt nicht auf, sich zu drehen. Insgesamt fühlte sie sich elend. Sie hätte keinen Champagner trinken dürfen.
Nun musste sie für ihren Leichtsinn bezahlen und
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