Julia Extra 0357
eines Tages vor ihr stünde und genau diese Worte aussprach. Sie hatte ihn wie verrückt vermisst, als sie schwanger war und schließlich allein ihren gemeinsamen Sohn zur Welt brachte. Und in den darauffolgenden sechs Monaten war es nicht anders gewesen.
Sie hatte sein ansteckendes Lachen vermisst, seine Freundschaft und das Gefühl bedingungslosen gegenseitigen Vertrauens. Er hatte nie wirklich aufgehört, ein Teil ihres Lebens zu sein, und nun war er schließlich zu ihr gekommen.
War es tatsächlich möglich, dass er auch nur halb so oft an sie gedacht hatte, wie sie an ihn?
„Was genau meinst du damit?“, fragte sie ihn so ruhig, wie es ihr aufgewühlter Zustand zuließ.
„Ich meine damit, dass ich dich brauche.“ Der rote Widerschein des Feuers flackerte in Gabriels dunklen Augen. „Jede Frau, der ich im letzten Jahr begegnet bin, war im Vergleich mit dir nur ein blasser Schatten, und zwar in jeder Hinsicht.“
Mittlerweile schlug Lauras Herz so heftig, dass es wehtat. War es ein Fehler gewesen, Gabriel zu verlassen und ihm Robbys Existenz zu verschweigen? Was, wenn seine Gefühle ihr gegenüber sich verändert hatten und er am Ende doch etwas für sie empfand? Was, wenn …
Er beugte sich leicht vor und verzog die sinnlichen Lippen zu einem Lächeln. „Du musst unbedingt wieder für mich arbeiten.“
Laura meinte, ihr Herz würde einen Schlag lang aussetzen, bevor es nur langsam seinen Rhythmus wiederfand. Sie hätte wissen müssen, dass es das war, was er von ihr wollte. Einen langen Augenblick betrachtete sie schweigend Gabriels männlich schönes Gesicht, das in Erwartung ihrer Antwort angespannt und hart wirkte.
Um wieder klar denken zu können, wandte sie den Blick von ihm ab und sah in diesem Moment ihre Mutter am hinteren Ende des Flurs stehen. Sie hatte Robby noch immer auf dem Arm und balancierte in ihrer freien Hand einen Teller mit einem Stück Hochzeitstorte.
Laura atmete tief ein. Wie hatte sie auch nur für einen Augenblick aufhören können, an die Sicherheit ihres Sohnes zu denken? Hastig griff sie nach Gabriels Hand und zog ihn vor die Haustür.
Es war ein frostklarer Februarabend. Auf dem gekiesten Weg zwischen dem alten Farmhaus und der Scheune parkten dicht an dicht die Fahrzeuge der Gäste. Jenseits der alten Steinmauer, die die gegenüberliegende Seite der Straße begrenzte, ragten die Umrisse der schneebedeckten Hügelkette auf, die sich bis zu den großen nördlichen Wäldern erstreckte.
Eine Weile beobachtete Laura, wie sich der weiße Nebelhauch ihres Atems in der eisigen Luft mit dem von Gabriel mischte, bis ihr plötzlich bewusst wurde, dass sie Gabriels Hand noch immer festhielt. Eilig ließ sie sie wieder los und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ich werde nicht wieder für dich arbeiten“, teilte sie ihm entschlossen mit. „Tut mir leid, dass du die weite Reise umsonst gemacht hast.“
„Willst du dir nicht erst anhören, um was für einen Job es sich handelt und …“, er machte eine effektvolle Pause, „… wie viel ich dir dafür bezahle?“
Laura dachte an ihren Kontostand, der zurzeit genau dreizehn Dollar betrug. Davon konnte sie kaum die Windeln für eine Woche bezahlen, geschweige denn Lebensmittel oder gar Kleidung. Dennoch durfte sie auf keinen Fall das Risiko eingehen, dass ihr Geheimnis ans Licht kam und sie am Ende noch das Sorgerecht für Robby verlor.
Entschlossen hob sie das Kinn. „Keine Summe, egal wie hoch, könnte meine Meinung ändern.“
Gabriel stieß langsam die Luft aus. „Hör zu, ich weiß, dass das Zusammenleben mit mir nicht immer einfach war …“
„Nicht einfach? Es war ein Albtraum! “
In seinen Augen blitzte es amüsiert auf. „Das ist die diplomatische Miss Parker, wie ich sie kenne.“
Laura funkelte ihn wütend an. „Such dir eine andere Sekretärin.“
„Ich bitte dich nicht, als Sekretärin für mich zu arbeiten.“ Gabriels Stimme war weich, dunkel und ungemein verführerisch. „Ich möchte, dass du eine Nacht in Rio mit mir verbringst. Als meine Geliebte.“
Laura konnte nicht fassen, was Gabriel ihr soeben vorgeschlagen hatte.
„Ich stehe nicht zum Verkauf wie eine Preiskuh“, rief sie empört. „Du meinst wohl, weil du reich bist und gut aussiehst, könntest du dir alles kaufen, wonach dir der Sinn steht! Hast du ernsthaft geglaubt, ich würde brav in dein Bett steigen und am nächsten Morgen mit einem Scheck in der Hand wieder verschwinden?“
„Eine nette Idee.“ Ein humorloses
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