Julia Extra 0357
brasilianische Tycoon gesagt, nachdem er ihre Bewerbungsmappe begutachtet hatte. Dann hatte er sie angesehen. „Sie sind noch sehr jung, sodass ich wohl davon ausgehen kann, dass Sie nicht sofort wieder wegen Schwangerschaft kündigen. Nein, bei Ihnen hat das noch gut und gerne zehn Jahre Zeit. Perfeito …“
Jetzt sah Gabriel sie wieder mit diesen dunklen Augen an, die nichts von ihrer Anziehungskraft eingebüßt hatten. „Komm als meine Vorzeigegeliebte mit nach Rio“, bat er sie erneut. „Und ich zahle dir dafür hunderttausend Dollar.“
Fast hätte Laura auf der Stelle Ja gesagt. Doch dann dachte sie an Robby und die Gefahren, die es mit sich brachte, wenn sie auf dieses Angebot einging. „Tut mir leid“, lehnte sie entschieden ab. „Aber du musst dir jemand anderen suchen.“
Gabriel zog ungläubig die Brauen hoch. „Aber warum? Es ist doch offensichtlich, dass du das Geld brauchst.“
„Ich schulde dir keine Begründung.“
„Aber ich verdiene eine.“
Am liebsten hätte Laura laut aufgeschrien. Warum ließ er es nicht einfach gut sein? Offenbar glaubte er, sie würde immer noch springen, wenn er pfiff, und obendrein noch fragen, wie hoch. Nur war sie nicht mehr seine gehorsame kleine Sekretärin.
Sie atmete tief durch und schloss für einen Moment die Augen. Es war Zeit, nun alles loszulassen. Den tiefen, warmen Klang seiner Stimme, den sie fünf Jahre lang gehört hatte, wenn er sagte: „ Miss Parker, Sie sind einfach unbezahlbar!“ Das Aufleuchten in seinen Augen, wenn er um sechs Uhr morgens nach Hause kam, und sie ihn mit frisch aufgebrühtem Kaffee und einem gebügelten Anzug erwartete, damit er – Was würde ich bloß ohne Sie anfangen, Miss Parker? – pünktlich zu seiner Morgenbesprechung kam. Die Erinnerung an die unvergesslichen Stunden in seinem Bett, als seine dunklen Augen sie mit unausgesprochenen Worten der Liebe liebkosten und seine Lippen brennende Feuerspuren auf ihrer Haut hinterließen. Das unbeschreibliche Gefühl, ihn in sich zu spüren, während er immer wieder ihren Namen hervorstieß … Laura, ich brauche dich! …
Als würde sie aus einem Traum erwachen, öffnete sie wieder die Augen. „Nein, Gabriel“, sagte sie. „Du verdienst keine Erklärung. Die Antwort lautet einfach nur Nein.“
Eine Weile schwiegen sie beide, dann fragte er sie sanft: „Was ist zwischen uns falsch gelaufen, Laura?“
Jetzt bloß nicht weinen! befahl sie sich und presste die Fingernägel in die Handflächen, bis es wehtat. Sie musste an Robby denken.
„Du hättest nicht herkommen sollen“, erwiderte sie schroff. Die kalte Winterluft schnitt ihr in die Wangen. Ihr Körper fühlte sich an wie ein Eisblock und schien doch zu glühen. „Ich möchte, dass du jetzt gehst.“
Anstatt zu tun, was sie sagte, kam Gabriel noch etwas näher. Ein Strahl Mondlicht fiel durch eine Wolkenritze und erhellte sein Gesicht. Erst jetzt bemerkte Laura die dunklen Schatten unter seinen Augen. Sie fragte sich, wann er wohl das letzte Mal geschlafen hatte, und spürte wieder dieses wohlbekannte Ziehen in der Herzgegend. Nein! Sie durfte nicht zulassen, dass er ihr wieder etwas bedeutete!
„Wenn du nicht gehen willst, tue ich es eben“, verkündete sie, doch bevor sie ihren Entschluss in die Tat umsetzen konnte, hielt Gabriel sie am Handgelenk fest.
„Ich kann dich nicht gehen lassen.“
Sekundenlang war nur das Geräusch ihrer beider Atem zu vernehmen. Dann wurde die Haustür aufgestoßen und das Weinen eines Babys durchdrang die Stille. Hastig befreite Laura sich aus Gabriels Griff und wollte zum Haus stürzen, doch es war schon zu spät.
„Da bist du ja, Laura!“, rief ihre Mutter erleichtert, während Robby sich ungehalten in ihren Armen wand. „Ich suche dich schon seit einer Ewigkeit. Was tust du denn da draußen in der Kälte?“
„Geh wieder ins Haus zurück, Mum“, bat Laura sie angespannt. „Ich komme in einer Sekunde nach.“
Aber Ruth hatte inzwischen Gabriel entdeckt, und ein freudiges Strahlen ging über ihr Gesicht. „Sind Sie das, Mr Santos?“, rief sie ungläubig.
„Hallo, Mrs Parker.“ Lächelnd ging Gabriel auf sie zu. „Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit Ihrer Tochter. Sie müssen sehr stolz auf sie sein.“
„Ich bin auf alle meine Töchter stolz.“ Sie ergriff seine ausgestreckte Hand und drückte sie herzlich. „Wie sehr ich mich freue, Sie wiederzusehen!“
Laura musste sich zu jedem Atemzug zwingen, während sie hilflos die Szene beobachtete.
Weitere Kostenlose Bücher