Julia Extra 0357
Unfälle“, sagte sie leise.
„Keine Unfälle“, korrigierte er sie scharf, „sondern Fehler .“
Laura hob rebellisch das Kinn. „Mein Kind ist kein Fehler!“
„Du meinst, es war geplant?“, erkundigte er sich sarkastisch. „Also, wer ist der Vater? Irgendein gut aussehender Farmer? Oder vielleicht ein früherer Schwarm von der Highschool?“
Robby, der die ganze Zeit über keinen Mucks von sich gegeben hatte, begann zu schniefen. Sicher war ihm kalt, und Laura fror ebenfalls. Sie drückte den Kleinen fest an sich, um ihn vor der Kälte zu schützen. „Wie ich bereits sagte, geht dich das alles nichts an.“
„Ist er hier?“
„Nein.“
„Hat er dich verlassen?“
„Dazu habe ich ihm keine Gelegenheit gegeben, da ich zuerst gegangen bin.“
„Aha.“ Gabriels Anspannung ließ sichtbar nach. „Dann liebst du ihn also nicht. Wird er Ärger machen, wenn du das Kind mit nach Rio nimmst?“
„ Nein! “
„Das ist gut.“
„Ich meinte, dass ich Robby nicht mitnehme, weil ich gar nicht beabsichtige, nach Rio zu fliegen“, stellte Laura klar, bevor sie mit einem knappen „Leb wohl, Gabriel“ auf die Haustür zusteuerte.
„Warte …“, rief er ihr nach, und etwas in seiner Stimme ließ sie innehalten. Zögernd drehte sie sich noch einmal zu ihm um. Er kam langsam auf sie zu, und dabei entdeckte Laura etwas an seiner Haltung, seinem Ausdruck, das sie nie zuvor an ihm gesehen hatte.
Verwundbarkeit.
„Geh nicht“, bat er sie leise. „Ich brauche dich.“
Sie hatte diesen Mann einmal geliebt. Hatte ihm Tag und Nacht zu Diensten gestanden, ja, praktisch nur dafür gelebt, ihn zufriedenzustellen. Die Macht der Gewohnheit drängte sie dazu, es auch jetzt zu tun, aber sie war wild entschlossen, nicht wieder in ihr altes Verhaltensmuster zurückzufallen.
„Sind hunderttausend Dollar nicht genug?“ Gabriel kam noch einen Schritt näher. Seine dunklen Augen glänzten im Mondlicht. „Dann sagen wir eben eine Million. Eine Million Dollar, Laura, für eine einzige Nacht.“
Eine Million … Für einen Moment schien der Boden unter Lauras Füßen nachzugeben.
„Denk daran, was dieses Geld für dich und deine Familie bedeutet …“ Langsam fuhr er mit den Fingerspitzen über ihre Wange – eine federleichte Liebkosung, die augenblicklich jede Empfindung von Kälte aus Lauras Körper vertrieb. „Und ich verlange nichts weiter dafür, als dass du ein extravagantes Abendkleid anziehst, ein paar Stunden lächelst, Champagner trinkst und so tust, als ob du mich liebst.“
So tun als ob? Wenn es nicht so bitter wäre, hätte Laura es für einen guten Witz gehalten.
„Wahrscheinlich wirst du dich ein bisschen überwinden müssen, um den letzten Punkt zu erfüllen“, fügte Gabriel trocken hinzu. „Aber du bist sicher nicht selbstsüchtig genug, um dieses Angebot abzulehnen.“
Laura atmete tief durch und ballte die Hände zu Fäusten. „Vielleicht bin ich es inzwischen ja doch.“
„Die Laura, die ich kannte, hat die Menschen, die sie liebt, immer an die erste Stelle gesetzt. Und ich würde jede Wette eingehen, dass sich daran nichts geändert hat.“ Sein sinnlicher Mund verzog sich zu einem wissenden Lächeln. „Wahrscheinlich warst du die halbe Nacht auf, um die Hochzeitstorte für deine Schwester zu machen.“
Verflixt, dieser Mann kannte sie viel zu gut!
„Ich hasse dich, Gabriel Santos!“
„Von mir aus hasse mich, aber wenn du nicht mit mir nach Rio kommst …“, für einen Moment trat ein hoffnungsloser, gequälter Ausdruck in seine dunklen Augen, „… werde ich das Erbe meines Vaters für immer verlieren.“
Laura wusste besser als jeder andere, was die Açoazul Company für Gabriel bedeutete. Jahrelang hatte sie miterlebt, wie er einen Versuch nach dem anderen startete, um wieder die Kontrolle über das Unternehmen zu erlangen. Es war sein Erbe, und er wollte es um jeden Preis zurückhaben. Sie konnte das gut verstehen, denn sie war selbst auf einem – wenn auch kleinen – Besitz aufgewachsen, der seit vielen Generationen ihrer Familie gehörte.
Sie blickte in sein angespanntes Gesicht. Er flehte sie förmlich an, und Laura wurde schwach. Das konnte ihm unmöglich entgangen sein.
Eine Million Dollar.
Für eine einzige Nacht in Rio.
Eine Nacht voller Schönheit, Luxus und Vergnügen.
Laura betrachtete das Kind in ihren Armen und hielt sich vor Augen, was sie mit diesem Geld alles für ihren Sohn erreichen konnte. Für ihre ganze Familie. Andererseits durfte
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