Julia Extra 260
zuckte die Schultern. „Ich würde eventuell darüber nachdenken – falls du dich weiter vor mir ausziehst. Die Nacht auf dem Bett gegen eine kleine Stripshow?“
Plötzlich pulsierte ihr Blut heftig im Nacken, rasch hob sie die Hand zum Hinterkopf und massierte sich, um zu verbergen, welche Wirkung seine halb scherzhaften, halb ernsten Worte auf sie hatten.
„Ehrlich gesagt – ich würde sogar Geld dafür bezahlen!“, fügte er hinzu.
„Ach, weißt du, nein danke. Das würde für mich ja auch einen ziemlichen krassen Berufswechsel bedeuten, oder?“, gab sie schlagfertig zurück.
„Jeder sollte die Chance haben, seiner Karriere eine völlig andere Richtung zu geben, findest du nicht?“
Sie schaute ihn ernst an, und ihre langen Wimpern umrahmtenreizvoll ihre Augen. „So, wie du es getan hast.“
„Na ja, ich mache nicht wirklich etwas anderes.“
„Hör mal, vom Kameramann preisgekrönter Dokumentationen aus Krisengebieten zum Kameramann für Lokalnachrichten – also, das nenne ich schon einen entscheidenden Wechsel.“
Sean verzog das Gesicht. „Ich schätze, einige Leute würden es als Rückschritt bezeichnen.“
„Sicher, einige Leute würden das tun. Aber was ist mit dir? Empfindest du unsere Arbeit hier als degradierend, jetzt, wo du es eine Weile machst?“
Einen Moment lang überlegte er, sah sie prüfend an, dann erschien ein kleines Lächeln auf seinen Lippen. „Und wenn schon. Dann denken es eben einige Leute. Ich bin nicht ihrer Meinung. Du wärst nicht möglicherweise bereit, an dieser Stelle das Thema zu wechseln, verehrte Mary Margaret?“
Maggie musste bei der Erwähnung ihres vollen Namens lachen. Für jeden anderen war sie immer nur schlicht Maggie. Wenn Sean sie „Mary Margaret“ nannte, dann eigentlich meistens, um sie zu ärgern. Doch hier, in dieser Umgebung, in dieser Situation, hatte es fast etwas von einem Kosenamen.
„Und kann es vielleicht sein, dass du auf Teufel komm raus ein normales Gespräch vermeidest, indem du immer wieder diesen Flirtton anschlägst, Sean O’Reilly?“
„Es könnte sein, dass ich ganz offen zu dir bin, wenn du dich hier neben mich legen würdest.“
„Würdest du das?“, fragte Maggie forsch.
Die Frage stand zwischen ihnen. Sean zögerte und wich schließlich ihrem Blick aus. Übertrieben genau betrachtete er das Muster auf der Überdecke und strich ganz automatisch immer wieder darüber. „Wenn du mir eventuell dahingehend vertrauen würdest, dass ich dich heute Nacht nicht belästigen werde, würde ich in Betracht ziehen, dir einige Fragen zu beantworten.“
Da war sie wieder, diese tiefe Stimme. Maggie dachte über sein Angebot nach. Bisher war ihre Freundschaft auf alltägliche Gespräche beschränkt gewesen, über Familie und Freunde. Sie hatten auf ihren langen Fahrten durch das Land über Filme und Bücher gesprochen, über aktuelle Ereignisse – aber über nichts Tiefergehendes. Allerdings war sie ihm dabei schon so nahe gekommen, dass er ihr etwas bedeutete. Doch sie wollte mehr darübererfahren, warum er sein Leben so drastisch verändert hatte. Diese Information, das war ihr klar, würde alles andere ins richtige Licht und sie ins Bild setzen.
Diese Gelegenheit war einfach zu gut, als sie nicht zu nutzen.
Doch zuletzt hatte sich eine gewisse Spannung zwischen ihnen aufgebaut. Eine sehr sexuelle Spannung. Und es gab nur einen einzigen Weg, ihn davon abzulenken: ihn zum Lachen zu bringen. Schließlich war es undenkbar, etwas mit ihm anzufangen, egal, wie sehr sie es auch wollte und ihr Körper auf ihn reagierte. Nicht, solange sie Sorgen hatte, die über ihr hingen wie dunkle Wolken.
„Okay, ich muss dir wohl vertrauen, dass du ein guter Junge bist.“
Sofort lächelte er wie erwartet und zwinkerte ihr zu. „Baby, ich bin mehr als gut.“
Maggie rollte mit den Augen. „Das glaube ich dir aufs Wort!“
„Du könntest es auch herausfinden.“
„Nein, das könnte ich nicht.“ Sie stand auf und ging hoch erhobenen Hauptes zum Badezimmer. „Ich vertraue dir. Es wird nämlich rein gar nichts passieren.“ An der Badezimmertür drehte sie sich noch einmal um und lächelte süß. „Ich werde dir nämlich so lange persönliche Fragen stellen, bis du in einen tiefen Schlaf fällst und vor morgen früh nicht mehr aufwachst.“
Die Tür schloss sich hinter ihr, und Sean lächelte weiter. Das hier bedeutete einen großen Schritt für ihn, einen riesigen sogar. Schließlich hatte er noch mit niemandem wirklich über
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