Julia Extra 360
nicht so leicht, den Spieß umzudrehen, wenn man seine eigene Libido nicht im Griff hatte. Leidenschaft ließ sich nicht lenken.
„Bist du nun doch bereit für deine erste Reitstunde, nachdem du dich abreagiert hast?“ Lautlos war er hinter ihr aufgetaucht.
Gerne wäre sie seinem spöttischen Blick ausgewichen. „Allzeit bereit“, log sie und spürte heiß an ihrem Körper, wo Diegos Hände sie kurz zuvor berührt hatten.
„Ich habe das perfekte Pferd für dich.“
„Sprichst du von einem wilden Hengst, der mich in den Staub schleudert, oder von einem braven Esel?“, fragte sie ironisch.
„Du wirst mir schon vertrauen müssen.“ Grinsend stieg er durch das Gatter und steuerte auf die Pferde zu, während Maxies Blick an seinem knackigen Po hängen blieb.
Sein athletischer Körper strahlte Kraft aus. Keine Frage, Diego hatte eindeutig Sex-Appeal. Sehr verlockend!
Minuten später kam er mit einem großen, grauen Pony zurück, das er zusammen mit Maxie zum Sattelplatz führte. Nachdem sie es geputzt und aufgesattelt hatten, zeigte er ihr genau, wie sie die Zügel halten musste. Dann half er ihr beim Aufsteigen und setzte ihre Füße in der richtigen Position in die Steigbügel.
„Hörst du mir eigentlich zu, Maxie?“, wollte er wissen, während er sie zum Reitplatz führte.
„Natürlich“, erwiderte sie abwesend.
„Dann lass die Zügel etwas lockerer!“
Er ist ein so großer, muskulöser Mann, dachte sie und betrachtete seine breiten Schultern. Ob es vielleicht zu viel ist, wenn ich mit ihm im Bett …?
„Hacken runter!“ Die Lautstärke seiner Stimme verriet ihr, dass er diesen Befehl nicht zum ersten Mal gab. „Du bist mit den Gedanken ständig woanders.“
„Ich hänge doch buchstäblich an deinen Lippen“, widersprach sie und hätte die Worte im gleichen Moment gern wieder zurückgenommen. Wie konnte sie nur derart ins Fettnäpfchen treten?
Um ihren Patzer wieder wettzumachen, gab sie sich während der Reitstunde besonders viel Mühe, und Diego schien auch höchst zufrieden mit ihr zu sein.
Als sie das Pony später zurück auf die Weide brachten, suchte Maxie nach einem Grund, allein wieder zum Haus zurückzukehren. „Ich muss Holly dringend anrufen“, verkündete sie. „Außerdem erwarte ich noch einen Anruf.“
„Von deinem Ehemann?“, scherzte er. „Oder von deinem Lover?“
„In meinem Leben gibt es nur mich und meinen Vater.“ Sie seufzte. „Und du brauchst nicht so überrascht aus der Wäsche zu gucken. Für mich ist das mehr als genug.“
„Dann hast du keine Geschwister?“
„Das kommt dir wohl komisch vor, nachdem du ja praktisch in einer Großfamilie aufgewachsen bist, was? Zumindest in einer großen Familie. Wie war das überhaupt für dich?“, fragte sie in einem Versuch, von sich abzulenken.
„Laut und chaotisch.“ Diego hob die Schultern. „Nacho hat uns praktisch erzogen, und wir haben es ihm nicht leicht gemacht. Man hatte keine Privatsphäre …“
„Kein Wunder, dass es dir auf der Insel so gut gefällt“, warf sie ein. „Es muss aber doch toll gewesen sein, so viel Platz zu haben, wenn einen Freunde besuchen, oder?“
„Ja, das stimmt“, gab er zu. „Und was ist mit deinem Vater? Siehst du ihn häufiger?“
„Nein“, antwortete sie prompt. Etwas zu hastig. Die Alarmglocken in ihrem Kopf schrillten immer lauter. Warum interessierte Diego sich so für ihre Familienverhältnisse? Sie hatte alles dafür getan, stets die Anonymität ihres Vaters zu wahren. Sogar der Vertrag mit dem Pflegeheim war mit einem falschen Namen versehen, und das Personal benahm sich loyal und verschwiegen. „Wieso fragst du ständig nach ihm?“
„Ich bin nur neugierig. Er heißt Peter, oder?“
Geschäftlich hatte Maxies Vater nie mit Südamerika zu tun gehabt, da war sie sicher. Diego konnte ihn gar nicht kennen …
„Nein. Wie kommst du darauf?“ Ihr wurde schlecht, weil sie Diego belügen musste, und das lag ihr ganz und gar nicht. Aber sie hatte sich geschworen, dieses Geheimnis zu wahren.
„Ich kannte nur mal jemandem mit dem Namen Parrish“, erklärte er. „Das ist alles. Du redest wohl nicht gern über deine Familie, Maxie?“
„Da gibt es auch nicht viel zu reden.“ Seine Sensibilität und sein Einfühlungsvermögen waren erschreckend. Maxie ballte die Hände zu Fäusten, um nicht zusammenzubrechen und ihm doch alles zu erzählen.
Im Haus zog Diego sich zurück, um seinen Privatdetektiv zu kontaktieren. Er hatte mehr Fragen denn je an
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