Julia Extra 360
einer derartigen Party hätte mir ohnehin nichts gelegen. Aber ich rufe dich auch aus dem Grund an, weil ich dich um Vorschläge bitten wollte, wie ich jetzt mit Ellie feiern soll. Ich dachte daran, sie zum Essen auszuführen, aber …“
„… dann ist dir klar geworden, dass es ebenso lahm klingt wie ein Picknick im Park“, fiel ihm Riley ins Wort.
„He! Was ist an einem Picknick lahm?“, protestierte Finn.
„Aha, das war also deine zweite Idee“, schloss Riley scharfsinnig.
Finn wollte nicht gestehen, dass es seine erste Idee gewesen war, die er aber aufgegeben hatte, als ihm Ameisen im Essen und womöglich feuchter Rasen einfielen. Beim Planen von Dates war er ein bisschen eingerostet, wie er selber zugeben musste. Natürlich ging es hier nicht um ein Date! Sondern nur darum, die Geschäftsverbindung mit Ellie in einem angemessenen Rahmen zu zelebrieren.
„Da eine Heirat kein alltägliches Ereignis ist, sollte man sich zur Feier etwas Ausgefallenes einfallen lassen“, kalauerte Riley und machte dann ein paar ausgefeilte Vorschläge, die wirklich gut klangen.
Nach wenigen Minuten verabschiedete Finn sich. Ellie kam zu ihm, wobei sie das Handy einsteckte.
„Tut mir leid“, entschuldigte sie sich. „Die Pflicht hat gerufen.“
„Mich ruft sie auch ständig“, meinte Finn und lachte leise.
Wie zur Bestätigung begann sein Handy zu klingeln. Bevor er den Anruf annehmen konnte, legte Ellie ihre Hand auf seine. Ein Stromstoß schien ihn bei der leichten Berührung zu durchzucken.
„Lass uns die Telefone ausschalten“, schlug Ellie vor. „Ich möchte mich jetzt nicht um die Arbeit kümmern.“
„Ich auch nicht“, stimmte er ihr zu und schaltete sein Handy aus. „Ich habe nämlich andere Pläne für Sie, Mrs McKenna.“
Sie schaute ihn groß an. „Und welche?“
„Das wirst du schon sehen“, sagte er geheimnisvoll.
Hoffentlich kann ich alles so gut arrangieren, wie Riley es tun würde, dachte Finn.
Denn heute wollte er seine frischgebackene Ehefrau umwerben.
Morgen würde er sich wieder ausschließlich ums Geschäft kümmern.
Und dabei würde es dann bleiben – bis ans Ende dieses befristeten Abkommens.
Wie hat er das bloß geschafft?, dachte Ellie und bestaunte den Anblick, der sich ihr bot.
Blühende Stauden standen in großen Terrakottatöpfen auf der Dachterrasse und wurden von elektrischen Fackeln dezent beleuchtet, die in bronzenen Haltern steckten. Zwei weiße Korbstühle mit dicken weichen Kissen waren an einen Tisch gerückt, der bereits mit einer blütenweißen Decke, geblümtem Porzellan und funkelnden Gläsern gedeckt war. Kerzen in schönen Haltern verbreiteten ein sanftes Licht.
Die Sonne ging gerade unter und ließ die Skyline Bostons rosa schimmern. Lichter glitzerten in der Ferne, und das Hafenbecken war wie getupft von den grünen und roten Positionsleuchten der Boote und Schiffe.
Ellie hatte keine Ahnung gehabt, dass Finn eine Feier plante. Und wie er es geschafft hatte, das alles zu organisieren, war ihr ein Rätsel. Wie verabredet hatten sie ja ihre Handys ausgeschaltet.
Auf dem Heimweg hatten sie sich über alles und nichts unterhalten.
Sie hatte erfahren, dass Finn Spinat hasste und das Team der Red Sox liebte, dass er nur einmal eine Zwei im Zeugnis gehabt hatte – und zwar in Chemie, in der siebten Klasse –, ansonsten immer Einsen. Sein erster Job war es gewesen, Zeitungen auszutragen.
Sie erzählte im Gegenzug, dass sie am liebsten Kuchen aß und dass sie als Letzte in ihrer Straße das Radfahren gelernt hatte. Einmal war sie im Bahnhof verloren gegangen, und sie hatte früher eine Zahnspange getragen.
So viel hatte sie seit Langem keinem Menschen mehr anvertraut.
Als sie vor dem Haus ankamen, in dem Finn wohnte, hatte er sich ihr zugewandt und gemeint: „Alle diese Details sind bestimmt hilfreich, wenn wir die Leute von der Adoptionsbehörde treffen.“
Das hatte sie daran erinnert, dass die Ehe ja nur eine Scheinehe war.
Und warum hat er sich dann all die Mühe gemacht, einen wirklich romantischen Rahmen für das Abendessen zu gestalten? fragte Ellie sich nun.
„Das ist wirklich unglaublich schön, Finn“, lobte sie ihn ehrlich. „Wie hast du das arrangiert?“
„Na ja, als wir an der Raststation angehalten haben, habe ich einige Telefonate erledigt, während du nicht bei mir warst.“
„Die waren sehr erfolgreich, wie man sieht.“
„Ja, ich bin ein Mann, der Dinge gern rasch und effektiv erledigt.“ Er nahm sie bei der Hand
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