Julia Extra 360
zu ihm hoch.
Er nickte. Sie hatten am Vorabend darüber gesprochen, wie sie die Neuigkeit am besten verbreiteten, und sich sozusagen auf den Frontalangriff geeinigt.
„Ellie und ich haben gestern geheiratet“, verkündete Finn ohne Vorrede.
Mit offenen Mündern starrten die Mitarbeiter sie an.
„Sie haben geheiratet?“, wiederholte Larry. „In echt?“
„Ja. Gestern Nachmittag.“ Ellie lächelte strahlend wie eine überglückliche Braut. „Es war ein ganz spontaner Entschluss.“
„Arbeiten wir deswegen zusammen?“, erkundigte Noel sich bei Finn, wobei er ziemlich ungehalten klang.
Finn beabsichtigte nicht, seine Mitarbeiter über die wahren Motive für die Heirat aufzuklären. Das würde die Zusammenarbeit bestimmt belasten und das Projekt negativ beeinflussen. Da sollten lieber alle glauben, es wäre bei ihm und Ellie ein Fall unwiderstehlicher Leidenschaft.
Was ja leider nicht stimmte.
„Nein, unsere Ehe ist nicht der Grund für die Zusammenarbeit“, stellte Finn deutlich klar. „Ellie und ich haben beschlossen, für die Dauer des Piedmont-Projekts unsere beiden Firmen zu fusionieren. Danach gehen wir wieder getrennte Wege.“
„Beruflich“, fügte Ellie hinzu und hakte sich bei ihm unter, wobei ihn wieder einmal ein Stromstoß zu durchzucken schien.
Sie blickte zu ihm auf und lächelte ihn so zärtlich an, dass er beinah geglaubt hätte, sie würde ihn wirklich lieben.
Donnerwetter, diese Frau war eine begnadete Schauspielerin. Oder Heuchlerin …
„Ich kann einfach nicht glauben, dass Sie spontan geheiratet haben, Finn. Tut mir leid, aber das passt irgendwie nicht zu Ihnen“, meinte Noel und lachte verlegen.
„Geben Sie mir die Schuld“, sagte Ellie und schmiegte den Kopf an Finns Schulter. „Ich wollte kein großes Trara und Tamtam, also habe ich zu Finn gesagt: Lass uns doch einfach zum nächstbesten Gericht gehen und die Sache in wenigen Minuten durchziehen. Dann können wir uns wieder ohne Verzug der Arbeit widmen.“
Sie schenkte Finn einen warmen, zärtlichen Blick.
„Die Flitterwochen holen wir dann nach, wenn wir mehr Zeit haben“, fügte sie vielsagend hinzu.
„Ja, so ist es“, stimmte Finn zu und malte sich aus, wie es wäre, mit Ellie Flitterwochen zu machen. Vor allem dachte er an das, was passieren würde, wenn abends die Lichter gelöscht waren …
„Dann wünschen wir Ihnen alles erdenklich Gute“, sagte Larry und schüttelte Ellie und Finn die Hand.
Die anderen im Team gratulierten ebenfalls. Ellie nahm alles völlig gelassen hin und zuckte nicht mit der Wimper.
„Und nun an die Arbeit“, sagte sie schließlich anfeuernd. „Wir würden uns ja gern die Zeit für eine kleine Feier nehmen, aber wir müssen uns ins Projekt stürzen und die Einzelheiten klären.“
Als wäre ein Damm gebrochen, begannen Ideen und Vorschläge den Konferenzraum förmlich zu überfluten. Jeder trug seinen Teil dazu bei, es ging nicht darum, ob jemand zu Finns oder zu Ellies Team gehörte, nein, sie zogen jetzt alle an einem Strang. Das tat der Kreativität ungeheuer gut.
Ellie notierte die Vorschläge auf der Tafel, und bald war kaum noch Platz darauf. Finn machte sich Notizen auf dem Laptop, seine Finger flogen förmlich über die Tastatur. Innerhalb von nur einer Stunde wurde ihm klar, dass er und Ellie ein gutes Team bildeten. Keiner versuchte, den anderen auszustechen, sondern ihre Gedanken schienen sich ideal zu ergänzen.
Er war daran gewohnt, die Führung zu übernehmen, und nun fand er es angenehm, die Arbeit und Verantwortung zu teilen.
Als die Gruppe zum Mittagessen ging, blieb er mit Ellie noch im Konferenzraum.
„Unsere Zusammenarbeit klappt tadellos“, bemerkte Finn und ging zu ihr, um ihr beim Säubern der Tafel zu helfen.
„Das tut sie“, bestätigte Ellie.
Draußen in der Lobby standen die Mitarbeiter, tuschelten miteinander und warfen bedeutungsvolle Blicke durch die Glastür in den Konferenzraum.
„Es scheint, dass man über uns redet“, meinte Finn.
„Das musste ja so kommen. Ich hätte mir nur gewünscht, wir hätten etwas mehr Zeit gehabt, um …“
„Unsere Geschichte auszufeilen?“, ergänzte er den Satz.
„Ja. Da hätten wir gestern Abend ausführlicher drüber sprechen sollen, aber leider habe ich nicht daran gedacht.“
„Ich auch nicht“, gab Finn zu. „Ich war ganz auf die Arbeit fokussiert.“
„Ich weiß, was du meinst. So ist es mir auch immer ergangen.“ Sie lachte und dehnte die Schultern, um die verkrampften
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