Julia Extra 360
informierte Ellie ihn.
Finn ging weiter in die Küche, die sehr freundlich wirkte mit den buttergelben Wänden und weißen Einbaumöbeln. Es gab kein Durcheinander, nur einige hübsche Gegenstände standen herum, die eine persönliche Note hinzufügten: eine handbemalte Keramikschale mit Obst, eine grüne Vase mit Gänseblümchen und ein kleiner Jadedrache, den Ellie vermutlich aus China mitgebracht hatte.
Sonnenschein strömte durchs Fenster und ließ ihre Locken golden glänzen. Am liebsten hätte er sich eine davon um die Finger gewickelt.
„Ich hätte gern einen Blaubeermuffin“, sagte Finn schließlich.
„Okay.“
Sie wandte sich rasch dem Brotkasten zu. Der Deckel klapperte, sie zog die Schachtel mit dem Gebäck heraus und drehte sich wieder zurück. Dabei fiel ihr die Schachtel aus der Hand, und der Inhalt verteilte sich auf dem Küchenfußboden.
Ellie fluchte und bückte sich, um die Muffins aufzuheben. Finn hatte dieselbe Idee im selben Moment gehabt. Kein Wunder, dass sie mit den Schultern zusammenstießen. Seit wann war er so schwerfällig?
„Tut mir leid“, sagte er leise.
„Es war mein Fehler“, entgegnete sie und griff nach dem Muffin, der ihr am nächsten lag.
Genau das tat er auch. Ihre Hände berührten sich. Ellie zuckte förmlich zurück und stand rasch auf, wobei sie beinah vornüber gefallen wäre. Wenn sie nicht die Hand ausgestreckt hätte, um sich abzustützen. An ihm . Ihre Handfläche berührte kurz seine nackte Brust, bevor sie sie so eilig zurückzog, als hätte sie sich verbrannt.
Ein Stromstoß schien ihn zu durchzucken, und er musterte Ellie, die ihn groß ansah, die Lippen leicht geöffnet.
„Tut mir leid“, entschuldigte Finn sich nochmals.
„Mir auch.“ Sie blickte auf das Durcheinander auf dem Boden. „Ich könnte auch Toast machen, wenn du magst.“
Anscheinend hatte die zufällige Berührung ihr gar nichts ausgemacht, sonst hätte sie bestimmt nicht so sachlich nach seinen Wünschen gefragt.
„Ich bin nicht hungrig“, erklärte er rasch. „Am besten mache ich mich dann gleich auf den Weg ins Büro.“
„Ich räume das auf“, meinte Ellie mit einem weiteren Blick auf die Krümel. „Du könntest inzwischen duschen.“
„Ja, gut. Gut!“ Er warf die Bruchstücke, die er schon aufgehoben hatte, in den Mülleimer und wandte sich um.
„Finn?“
Sein Name klang von ihren Lippen so sanft und leicht. Er fragte sich, wie es wäre, sie jeden Tag seinen Namen so sagen zu hören. Mehrmals. Morgens und abends.
Finn drehte sich nochmals um. Ellie stand da und schenkte ihm ihr strahlendes Lächeln.
„Was ist?“, fragte er.
„Der Kaffee ist fertig.“
Während Finn sich duschte, rasierte und anzog, wurde er von Enttäuschung beinah erdrückt. Ellie hatte ihm also nur sagen wollen, dass er Kaffee trinken könnte. Was hatte er denn erwartet? Dass sie ihn bitten würde, bei ihr zu bleiben? Sie zu küssen? Sie ins Schlafzimmer zu tragen?
Nein, so etwas wollte er doch gar nicht, sondern genau die platonische Beziehung, die er jetzt hatte und die seinen Kopf freiließ für die Arbeit. Und die seine Welt nicht auf den Kopf stellte.
Das Bild, wie Ellie in der Küche stand und sich zur Musik wiegte, ging ihm allerdings nicht aus dem Sinn. Ich war zu lange allein, sagte Finn sich. Nur deshalb berührte ihn ihr Anblick so sehr.
Finn machte sich fertig und verließ die Wohnung, ohne sich von Ellie zu verabschieden. Er hatte ihr einen Zettel hingelegt, dass er später zu ihr ins Büro bei WW Architektur-Design kommen würde.
Das fand er ja selbst feige, aber er war etwas durcheinander, seit er in ihrem Gästezimmer aufgewacht war.
Alles ging viel zu schnell. Er brauchte ein bisschen Zeit für sich allein, um sich an alles zu gewöhnen.
Am späteren Vormittag begab Finn sich, begleitet von seinen zwei Mitarbeitern Noel und Barry, im Lift in den zehnten Stock des Gebäudes, in dem sich die Büros von WW befanden. Die beiden Architekten hatten sich bereits mit dem Piedmont- Projekt befasst, brauchten also nicht gebrieft zu werden.
Sie wurden oben in einen Konferenzraum geführt, wo Ellie und ihr Team bereits versammelt waren. Sie trug jetzt eine Jacke zum Rock und hatte die Haare aufgesteckt, kurz gesagt, sie war ganz Geschäftsfrau.
Ellie machte ihr Team mit dem von Finn bekannt, dann ging er zu ihr und stellte sich neben sie ans Kopfende des Konferenztischs.
„Bevor wir anfangen, möchten wir, also Finn und ich, Ihnen etwas mitteilen“, sagte sie und sah
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