Julia Extra 360
bewahrst du mich davor, mir über die Firma Sorgen zu machen. Übrigens“, er legte die Hand auf ihre, „mache ich mir keine Sorgen über dich als Chefin. Du bist fähig und klug und willst genau wie ich, dass die Firma floriert. Es geht darum, dass ich die Arbeit vermisse. Und die gehört doch so zu mir wie mein rechter Arm.“
Ellie seufzte. Ihr Vater konnte hartnäckig wie ein Bullterrier sein. Wahrscheinlich war es besser, ihm einige ausgesuchte Informationen über WW zukommen zu lassen, damit er endlich Ruhe gab.
„Na gut, Dad, aber wenn dein Blutdruck nur einen Muckser macht, rede ich für den Rest meines Besuchs nur noch übers Gärtnern.“
Er verzog das Gesicht, als sie das Thema nannte, das ihn am wenigsten interessierte.
„Ich verspreche dir, mich nicht aufzuregen, Ellie!“
„Okay.“
Kurz gefasst berichtete sie ihm von Farnsworths Kündigung, den daraus resultierenden Problemen und dem Abkommen mit Finn, das die Lösung darstellte.
Sie erwähnte nicht, dass sie ihn inzwischen geheiratet hatte.
„Du arbeitest also mit Finn McKenna zusammen“, stellte ihr Vater neutral fest.
Ellie nickte. „Er hat die Erfahrung, die wir brauchen, er ist fähig und klug. Wir hatten nicht genug Zeit, einen neuen Architekten anstelle von Farnsworth zu engagieren, weil die ersten Begutachtungen der Pläne schon am Fünfzehnten sind.“
„Aber Finn McKenna? Dem Mann sollte man nicht blind vertrauen. Er hat eine wahre Kunstform daraus gemacht, Firmen wie unsere zu schlucken. Und er ist unser Konkurrent. Das weißt du doch, oder?“
„Ja, sicher, Dad. Wir haben mit ihm ein freundschaftliches und faires Abkommen getroffen. Seine Firma hatte leichte Schwierigkeiten und …“
„Hat er dir gesagt, welche?“, unterbrach ihr Vater sie.
„Er hat keine Einzelheiten erwähnt“, gab sie zu, und ihr wurde flau zumute.
Der Ton ihres Vaters verriet ihr, dass sie etwas Wesentliches übersehen hatte. Weil sie wegen der Adoption abgelenkt war. Sie hätte Finn drängen müssen, ihr mehr zu erzählen. Stattdessen hatte sie nur an Jiao gedacht.
„Er hat sich mit der Tochter eines Konkurrenten eingelassen“, berichtete ihr Vater. „Als die Beziehung nicht mehr so recht klappte, sind einige seiner Kunden zur Konkurrenz übergelaufen. Finn hat deswegen Wirbel geschlagen, aber es war zu spät. Viele haben gemunkelt, er hätte die andere Firma übernehmen wollen, aber seine Freundin habe stattdessen seine Kunden gestohlen, als er von ihr nichts mehr wissen wollte.“
Und ich bin auch die Tochter eines Konkurrenten, sagte Ellie sich beklommen. Hatte Finn sie geheiratet, um Kontrolle über WW Architektur-Design zu bekommen? Hatte sie etwa einen Pakt mit dem Teufel geschlossen?
Ihr Gefühl sagte Nein. Finn war nicht der Halsabschneider, als den die Medien ihn hinstellten.
Aber wie gut kenne ich ihn denn?
Immer wenn sie versuchte, ihm nahezukommen, zog er sich zurück.
Hatte sie nicht deshalb all die Jahre vermieden zu heiraten? Weil sie bei ihren Eltern gesehen hatte, wie es war, wenn zwei Menschen unter demselben Dach nebeneinanderher lebten wie Fremde? Es sollte ihr nicht passieren, dass sie Verliebtheit für wahre Liebe hielt.
Na ja, die Ehe würde so oder so bald geschieden werden. So war es besser für alle Betroffenen.
„Sei bitte vorsichtig“, bat ihr Vater. „Es heißt, Finn wäre skrupellos. Du weißt, wie sie ihn nennen?“
„Ja: Hawk.“
Hatte sie da etwas übersehen, als sie den Spitznamen für einen Scherz hielt? Hatte Finn sie nur geheiratet, um seine Firma zu sanieren – indem er ihre vereinnahmte? Hatte er nur sich selbst helfen wollen?
„Es wird alles bestens“, versicherte Ellie, ebenso sich selbst wie ihrem Vater. „Er ist wirklich klug und war bisher beim Projekt ein echter Gewinn.“
„Ich wäre trotzdem äußerst vorsichtig bei der Verbindung mit ihm“, warnte er. „Er ist einer von den Männern, die um jeden Preis gewinnen wollen.“
„Mir gegenüber war er völlig offen und ehrlich, Dad. Ich glaube nicht, dass er Hintergedanken hegt.“
Konnte sie da wirklich so sicher sein? Völlig offen war er ja nicht, zumindest nicht, wenn es um Persönliches ging. Für jeden Schritt, den sie sich ihm zu nähern versuchte, wich er zwei zurück.
„Vertrau ihm nicht blind“, riet ihr Vater ihr nochmals eindringlich. „Er steht mit dem Rücken zur Wand und könnte alles Mögliche tun, um aus dieser Situation herauszukommen.“
Ja, zum Beispiel eine völlig Fremde heiraten – um ihr
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