Julia Extra 360
mich auch nach den zwei Kindern, dem Haus im Grünen und sogar nach dem Hund.“
Sein Kaffee wurde kalt, die Minuten verstrichen, aber das war ihm egal. Ihn interessierte jetzt nur, was Ellie ihm erzählte.
„Was für eine Rasse soll der sein?“, erkundigte Finn sich.
„Das klingt jetzt total klischeehaft und beinah kitschig …“
„Lass mich raten: Du hättest gern einen Golden Retriever.“
Sie errötete zart. „Richtig.“
„Als ich ein Junge war, habe ich mir vom Weihnachtsmann immer einen Hund gewünscht“, erzählte Finn. „Da meine Mutter allergisch gegen Tierhaare war, habe ich natürlich nie einen bekommen. Nur einen Goldfisch – was ja nicht dasselbe ist.“
„Und was für einen Hund wolltest … ach so! Einen Golden Retriever, richtig?“, fragte Ellie.
Damit hatten sie also eine weitere Gemeinsamkeit entdeckt. Etwas, das sie trotz allem verband.
Aber das war natürlich Zufall.
„Warum hast du dir denn keinen Hund zugelegt, als du erwachsen warst?“, wollte sie weiter wissen.
„Weil ich für ihn verantwortlich wäre. Ich arbeite viel. Es wäre dem Hund gegenüber nicht fair, wenn ich keine Zeit für ihn hätte.“
„Jeder Junge sollte irgendwann seinen Traum verwirklichen“, meinte sie leise.
Das klang gut und schön, aber er war jetzt erwachsen. Er glaubte nicht mehr an den Weihnachtsmann, und in seinem Leben war kein Platz für einen Hund.
Wofür ist denn Platz in deinem Leben? hätte Riley jetzt sicher gefragt.
Finn wusste es nicht. Nicht mehr. Seit er Ellie kannte, waren seine Pläne für die Zukunft nur noch verschwommene Schatten.
„Manchmal gehe ich in ein Tiergeschäft und schaue mir die Hunde an“, gestand Ellie und lehnte sich vor. Ihr dezent blumiges Parfüm hüllte ihn förmlich ein. Sie stand auf und hielt ihm die Hand hin. „Was hältst du davon, wenn wir das jetzt machen?“
„Jetzt sofort? Ich dachte, du müsstest zu einer Besprechung“, wandte Finn ein.
„Die kann ein bisschen warten.“ Sie nahm ihr Handy und schickte eine SMS. „So, erledigt. Jetzt habe ich eine Stunde Zeit, bevor man die Suchtrupps nach mir ausschickt.“
Auf seinem Schreibtisch türmte sich die Arbeit zu wahren Gebirgen. Er musste unglaublich viel erledigen und sollte eigentlich schon längst wieder in seinem Büro sein. Statt hier mit Ellie Fantasien von häuslichem Glück auszutauschen.
Trotzdem nahm auch er sein Handy und schickte ebenfalls eine Nachricht an seinen Assistenten.
„Erledigt! Ich habe mir auch eine Stunde freigenommen.“
„Das ist schön, Finn.“
Er nahm sie bei der Hand und beschloss, in den nächsten sechzig Minuten ausnahmsweise ans Unmögliche zu glauben.
10. KAPITEL
Ellie wäre am liebsten sofort wieder aus dem im Café gegangen, als sie Finn entdeckt hatte, aber Riley hatte geflüstert: „Gib ihm eine Chance. Er ist sanfter als man denkt. Fast ein Softie.“
Also hatte sie sich zu Finn gesetzt, um herauszufinden, ob er der knallharte Konkurrent war, vor dem ihr Vater sie gewarnt hatte, oder tatsächlich so nett, wie sein Bruder behauptete.
Und wie sie in den vergangenen Tagen selbst immer wieder gefunden hatte …
Heute wirkte Finn vielschichtig und ein bisschen sentimental. Das gefiel ihr. Sehr.
Und das ist gefährlich, warnte eine innere Stimme sie.
Er hatte sie dann völlig überrascht, als er zustimmte, mit ihr Hunde anschauen zu gehen, und noch mehr mit dem Ort, zu dem er sie brachte.
Ich mag ihn nicht nur ein bisschen, ich mag ihn sehr, gestand Ellie sich ein.
Ja, trotz all ihrer Vorsicht und Vorbehalte war er dabei, ihr Herz zu erobern. Sie war dabei, sich in ihren Ehemann zu verlieben.
Die Frage war nur, ob er mit ihr verheiratet bleiben wollte und ob sie ihm vertrauen konnte. Hatte er vielleicht doch hinterhältige Absichten und wollte ihr die Firma entreißen? Scheute er deshalb vor jedem persönlichen Thema zurück? Oder hatte auch er Schwierigkeiten mit dem Konzept einer Ehe, die keine war?
Was wollte er wirklich?
„Guten Tag! Möchten Sie einen Hund aufnehmen?“
Die Frage riss Ellie aus den Überlegungen. „Nein, danke. Noch nicht. Wir möchten uns nur umsehen.“
Finn nickte. Er hatte eine Broschüre des Tierheims in der Hand, die ihm der Leiter überreicht hatte – im Gegenzug für eine großzügige Spende.
Ellie hatte erwartet, sie würden ein Tiergeschäft besuchen, aber Finn war mit ihr ins Tierheim gefahren. Da war ihr ganz warm ums Herz geworden. Er hatte also tatsächlich seine sanften Seiten.
„Wir
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