Julia Extra Band 0193
mitnimmst.“
„Aber … aber …“ Stammelnd starrte sie ihm nach, als er ohne weiteres Wort den Raum verließ.
Endlich kam Bewegung in Cass. Sie rannte hinter ihm her, doch als sie um eine Ecke bog, stoppte sie abrupt ab. Tom hatte sich zu Dray und Onkel Charles gesellt, um die Gäste zu verabschieden. So konnte sie ihn unmöglich nochmals auf das Thema ansprechen.
Also zog sie sich in das große Wohnzimmer zurück und wartete ab. Weglaufen hatte keinen Sinn, Dray würde sie früher oder später doch wieder aufsuchen. Wahrscheinlich früher.
Er musste wissen, worum Tom sie gebeten hatte. Ein solcher Plan würde niemals ohne seine Zustimmung entworfen werden.
Sie musste nicht lange warten, bevor Dray im Türrahmen auftauchte. Seine Miene zeigte nichts als Verachtung.
„Ich kann nicht glauben, dass du das getan hast.“
„Was?“
„Du hast Tom gesagt, dass du das Baby mitnimmst.“
Cass schüttelte nur den Kopf. Sie war es leid, von dieser Familie für Dinge verurteilt zu werden, die sie nie begangen hatte. „Das habe ich nicht.“
„Er sagt es aber.“
Und natürlich war klar, wem Drayton Carlisle glaubte. „Ich habe nichts dergleichen gesagt. Tom hat gehört, was er hören wollte.“
Er funkelte sie verärgert an, dann zuckte er die Schultern. „Was auch immer. Ich gehe davon aus, dass du keinerlei Absichten in dieser Richtung hast.“
Was bildeten sich diese Menschen eigentlich ein? Cass war es endgültig satt. „Hast du tatsächlich gehofft, ich würde es tun? War das der Plan? Mich zu der Beerdigung zu locken und mir dann das Baby in die Arme zu legen? Damit wäre das Problem für euch gelöst, nicht wahr?“
„Wohl kaum.“ Er lachte hart. „Schließlich bist du nicht unbedingt der mütterliche Typ.“
„Woher solltest ausgerechnet du das wissen?“, fauchte sie. „Du kennst mich doch kein bisschen!“
Sein Mund wurde schmal. „Außer im biblischen Sinne, meinst du?“
Cass verlor die Geduld. „Warum musst du ständig in der Vergangenheit herumwühlen? Das ist alles lange vorbei und vergessen.“
„Vorhin unten am Fluss hatte ich aber einen ganz anderen Eindruck.“ Er zog gespielt erstaunt eine Augenbraue in die Höhe. „Aber du hast recht. Das Thema steht hier nicht zur Debatte, wir sollten uns auf das Wichtige konzentrieren. Entscheidungen müssen getroffen werden hinsichtlich des Babys deiner Schwester. Sicher hat Tom dir von seiner Vermutung berichtet, dass es nicht sein Kind sei. Er glaubt, dass jemand anders der Vater ist. Und hier müssen wir ansetzen.“
Fragte er sie etwa nach ihrer Meinung? „Tom will das Mädchen zur Adoption freigeben.“
„Ja, und das wird wahrscheinlich die beste Lösung sein, falls das Mädchen wirklich nicht von ihm ist.“
„Falls?“, wiederholte Cass fragend. „Du teilst seine Ansicht also nicht?“
„Noch nicht, nein. Erst will ich die Ergebnisse des Bluttests abwarten.“
Cass runzelte die Stirn, „Aber Tom sagte doch …“
„Stimmt“, unterbrach Dray, „er hat keinen Bluttest machen lassen. Aber ich. Als Bruder müsste meine DNS ähnlich genug sein, um die Familienzugehörigkeit feststellen zu können.“
Das wusste Cass auch, aber … „Und Tom hat dem zugestimmt?“
„Er hat die nötigen Unterlagen unterschrieben, ja.“
Etwas in seiner Stimme ließ sie aufhorchen. „Aber er hat diese Papiere nicht gelesen, bevor er sie unterschrieb, oder?“
Dray grinste kurz, dann wurde er wieder ernst. „Das tut nichts zur Sache. Wichtig ist, dass die Vaterschaft bestimmt wird, falls sie Toms Tochter ist.“ Er hielt kurz inne. „Er sagte, dass du keine Ahnung hast, wer als möglicher anderer Kandidat infrage kommt?“
„Nein.“ Ihr Blick forderte ihn auf, es anzuzweifeln.
„Na schön. Dann werde ich es also dabei belassen.“ Er legte die Hand auf den Türgriff.
Es dauerte einen Moment, bis Cass klar wurde, dass sie entlassen war. „Ich kann gehen?“
„Ja.“
Einfach so? Er sprach ihr wirklich jegliches Gefühl ab! „Sollte sich herausstellen, dass das Baby tatsächlich nicht von Tom ist …“
„Keine Sorge. Ich werde dich damit nicht behelligen.“
Eigentlich hätte Cass erleichtert sein sollen. Sich um ein Baby kümmern zu müssen hätte ihre Karriere völlig durcheinandergebracht, eine Karriere, die sie mit viel Mühe und Anstrengung nach der Unterbrechung wieder aufgebaut hatte. Aber es verletzte sie trotzdem, dass er sie für unfähig hielt, sich um ein Kind zu kümmern.
„Warum hast du darauf
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