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Julia Extra Band 0193

Julia Extra Band 0193

Titel: Julia Extra Band 0193 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moyra Tarling Kathryn Ross Alison Fraser Valerie Parv
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gefunden, als es an der Tür klingelte. Es war Dray, Cass wusste es. Er hatte sich am Nachmittag telefonisch knapp angekündigt.
    Als sie die Tür weit öffnete und zur Seite trat, um Dray einzulassen, schien er verdutzt zu sein. Hatte er geglaubt, die Tür einschlagen zu müssen?
    „Du bist gekommen, um sie zu holen?“, fragte sie ohne Gruß.
    Die tiefe Falte auf seiner Stirn glättete sich nicht. „Weshalb sonst?“
    „Sie ist hinten in der Küche.“ Cass wollte vorausgehen, doch er hielt sie zurück.
    Cass sah auf die Finger hinunter, die ihren Arm mit eisernem Griff festhielten. „Dray, ich will keinen Streit“, meinte sie müde.
    „Mich interessiert nicht im Geringsten, was du willst“, knurrte er. „Es dauert volle zwei Monate, bevor du dich dazu herablässt, nach dem Kind deiner Schwester zu sehen, und dann wirst du auf einmal zur liebenden Tante … Aber das ist alles nur Show, nicht wahr? Für einen Tag kann man so etwas ja mal auf sich nehmen, wenn man damit Eindruck schinden kann. Aber dieser eine Tag reicht dir, nicht wahr?“
    Cass merkte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg, als sie zu erklären versuchte: „Ich weiß, ich habe unüberlegt und voreilig gehandelt, und du hast sicherlich alles Recht der Welt, verärgert zu sein …“
    „Verärgert?“, unterbrach er sie wütend. „Verärgert ist die Untertreibung des Jahres! Verärgert kommt noch nicht einmal in die Nähe dessen, was ich bin. Was zum Teufel hast du dir eigentlich eingebildet, plötzlich Mary Poppins zu spielen? Wieso hast du das Mädchen vor die Tür gesetzt?“
    „Sie war nicht geeignet für die Stelle.“ Cass hatte sich wieder ein wenig gefangen. „Ich fragte sie, was sie tun würde, sollte Ellie sich verschlucken oder ihr Atem plötzlich aussetzen, und sie wusste es nicht. Ich denke, das sind zwei durchaus legitime Fragen an ein Kindermädchen. Außerdem hatte sie eine schwere Erkältung, und Neugeborene sind sehr anfällig für Luftwegserkrankungen.“
    „Frau Doktor hört sich an wie ein Sachbuch für Kinderpflege“, erwiderte er sarkastisch. „Aber mehr kann man von Frau Doktor ja auch nicht erwarten, nicht wahr? Deine Erfahrung mit Kleinkindern beschränkt sich ja auf das Wissen aus Sachbüchern.“
    „Nein, durchaus nicht.“ Schließlich hatte sie während ihrer Teenagerzeit ihr Taschengeld mit Babysitten aufgebessert.
    Plötzlich kniff er misstrauisch die Augen zusammen. „Also stimmt es doch?“
    „Was?“
    „Deine Schwester deutete einmal an, dass du als Teenager ein Kind bekommen hättest.“
    „Sie hat was?“ Cass blieb der Mund offen stehen. „Pen hat behauptet, ich hätte ein Kind bekommen?“
    „Nicht direkt. Aber sie machte eine entsprechende Andeutung, nachdem du unsere Beziehung beendet hattest.“
    Das würde Cass nicht durchgehen lassen. „Ich war nicht diejenige, die unsere Beziehung beendet hat“, stellte sie richtig.
    „Nein, stimmt, so viel Mut hattest du nicht, es selbst zu tun. Pen erklärte mir dann, dass du aufgrund deiner Erfahrung zynisch gegenüber Männern geworden bist. Dass Männer nur ihren Spaß haben wollen, und die Frauen dann mit dem Baby zurückbleiben.“
    Cass runzelte nachdenklich die Stirn. Ja, sie hatte damals wohl etwas Ähnliches zu Pen gesagt, aber warum hatte Pen das dann vor Dray wiederholt?
    „Allerdings konnte ich ja nicht ahnen, dass sie Erfahrungen aus erster Hand meinte“, hörte sie Dray fortfahren. „Und ehrlich gesagt, war es mir damals auch egal.“
    Ja, natürlich, weil es in seine Pläne gepasst hatte, weil Pens achtlos dahingesprochene Worte ihm die Entschuldigung geliefert hatten, mit seinem Leben weiterzumachen, als hätte es sie nie gegeben.
    „Also, gab es da ein Kind oder nicht?“
    Warum wollte er das überhaupt wissen? Cass wusste nicht, was sie tun sollte. Sie hatte Tom versprochen, nichts von Pens erster Schwangerschaft zu sagen.
    „Ich sehe dein Schweigen als ein Ja an“, hörte sie ihn jetzt sagen. „Was ist mit dem Kind passiert?“
    „Es war ein Junge. Er ist gestorben.“ Sie hatte sachlich klingen wollen, doch ein plötzlicher Schmerz durchzuckte sie, sodass ihre Stimme schwankte.
    Dray entging es nicht, und sein „Das tut mir leid“ klang ehrlich.
    Cass schüttelte den Kopf. Sie wollte sein Mitgefühl nicht. Sie war ja auch nicht die Person, der es hätte gelten müssen.
    Sie war erleichtert, als ein beharrliches Schreien an ihr Ohr drang. „Ellie ist wach geworden.“
    Dray ließ sie los, und doch zögerte sie einen

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