Julia Extra Band 0193
nun als Ermahnung für ihn oder für sie selbst gedacht gewesen? Immerhin hatte sie nicht gesagt, dass sie es nicht wollte. Aber wie sollte er ihr so etwas versichern können? Hier, mitten in der Nacht, in seiner Küche, war sie das Verführerischste, das er seit Langem gesehen hatte.
“Eine Garantie kann ich dafür nicht geben”, sagte er schließlich bedachtsam. “Und ich glaube, Sie können das auch nicht.”
Sie hatte gerade ihre gespülte Tasse wieder in den Schrank gestellt und schwang zu ihm herum. “Als Nächstes werden Sie noch den alten Spruch herauskramen, dass es Schicksal sei und somit stärker als wir beide zusammen, was?”
“Sind Sie so sicher, dass es das nicht ist? Können Sie mir in die Augen sehen und ehrlich sagen, dass Sie es nicht gespürt haben, seit wir uns das erste Mal begegnet sind?” Er hatte nicht so schnell damit herauskommen wollen, aber wenn er es nicht tat, würde sie die Beine in die Hand nehmen und verschwinden, und er würde nie herausfinden, was genau diese Sache zwischen ihnen war.
Sie senkte die langen Wimpern. “Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.”
“Dann werde ich Ihre Erinnerung wohl ein bisschen auffrischen müssen.”
Mit zwei langen Schritten war er bei ihr und zog sie in seine Arme. Sobald er sie berührte, war seine Müdigkeit verschwunden, durch eine Energie ersetzt, die von ihrem Körper auf seinen überzugehen schien.
Er ließ ihr Zeit, zu protestieren, ihn abzuwehren, aber sie tat keines von beidem. Im Gegenteil, nach einem anfänglichen Zögern legte sie die Hände auf seine Schultern, genau da, wo sie hingehörten.
Sie seufzte leise auf, und sein Herz floss über. Sie schloss die Lider, flatternd, als kämpfe sie einen Kampf gegen sich selbst. Er behielt seine Augen offen, um jedes kleinste Detail ihres schönen Gesichtes zu studieren. Sie duftete nach Zahnpasta und einem Hauch Kakao, ein Duft, der ihn mehr erregte als das teuerste Parfum. Er konnte nicht anders, er musste es einfach auf seiner Zunge schmecken.
Er beugte den Kopf und strich flüchtig über ihre Lippen, hörte, wie sie den Atem anhielt, schmeckte die Mischung aus Minze und Schokolade, als ihre Lippen nachgaben und sich unter seinem Kuss öffneten. Alles in ihm drängte danach, sie wild an sich zu reißen und sie hier und jetzt zu verführen, seine Gier nach ihr endlich zu stillen. Doch er wollte sie nicht verschrecken.
So vertiefte er nur den Kuss, und sie erwiderte ihn mit der gleichen Leidenschaft, bis sein ganzer Körper vor Verlangen schmerzte. Wenn er jetzt nicht aufhörte, würde er die Kontrolle über sich verlieren. Aber zu mehr war sie noch nicht bereit. Sie würde es sein, später, wenn er es irgendwie bewerkstelligen konnte.
Als er schwer atmend den Kopf hob, sah sie ihn mit vor Verlangen glühenden Augen an. “Verstehst du jetzt, was ich meine?” fragte er rau.
Sie lehnte sich an die Anrichte und stützte sich Halt suchend mit den Händen zu ihren Seiten ab, ihre Beine schienen sie nicht tragen zu wollen. “Ich verstehe genau. Und du hast mir gerade den Grund gegeben, warum ich am besten so schnell wie möglich meine Sachen wieder zusammenpacke.”
“Wovor hast du eigentlich Angst?” fragte er aus einem Impuls heraus.
Sie wickelte den Morgenmantel fest um sich und verknotete energisch den Gürtel. Schade, dachte er, sie hatte sich so wunderbar weich und warm angefühlt, wie sie sich da gegen ihn gepresst hatte. Es war ja geradezu eine Sünde, so viel Schönheit zu verstecken.
“Vor dir zumindest nicht”, sagte sie. “Oder muss ich vor dir Angst haben?”
“Du lieber Himmel, nein! Ich würde mich dir nie aufzwingen.” Als sie den Mund öffnete, um zu protestieren, fügte er hinzu: “Das habe ich auch jetzt nicht getan.”
Sie war ehrlich genug, es zuzugeben. “Stimmt. Na schön, da gibt es also etwas zwischen uns. Aber es kann nicht mehr sein als bloße Chemie.”
Warum eigentlich nicht? wollte er fragen, ließ es aber dann. Irgendetwas hatte sie misstrauisch gegenüber Männern gemacht. Und das hieß, er musste langsam und behutsam vorgehen. “Und wenn ich verspreche, dass ich dich das nächste Mal nur küsse, wenn du mich darum bittest?”
Es war ein unüberlegter, übereilter Vorschlag, er konnte nicht mit Sicherheit sagen, dass er ein solches Versprechen auch würde halten können. Aber es wirkte. Er sah, wie sie sich entspannte.
“Es wird kein nächstes Mal geben.”
“Also bleibst du?”
“Es ist eine vernünftige Lösung. So
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