Julia Extra Band 0198
sicher keine Hilfe, wenn Sie auch eine Liebesgeschichte haben.”
Randal Harding warf Pippa ein schwaches Lächeln zu.
„Sie scheinen vernünftiger zu sein, als es Ihr Alter ahnen lässt. Sicher haben Sie recht. Ich möchte alles vermeiden, was meinem Sohn Schaden zufügen kann.” Er machte einen Schritt zurück. „Und ich möchte Sie auch nicht verletzen, Pippa. Aber ich fürchte, ich habe mich in Sie verliebt.”
Wieder streichelte er ihr übers Gesicht.
„Sie sind so sanft und freundlich, ich kann die Sehnsucht nach Ihnen einfach nicht unterdrücken.”
Randal zog sie zu sich heran, um sie zu küssen, doch Pippa wies ihn zurück.
„Nein, bitte nicht”, sagte sie mit belegter Stimme.
„Du möchtest es doch auch, Pippa”, stieß er hervor, wobei er sie unvermittelt duzte. Sie hatte auf einmal Angst davor, seiner Leidenschaft nicht mehr lange widerstehen zu können, schließlich hatte sie auch Lust darauf. Sie sehnte sich mit jeder Faser ihres Körpers danach, wieder von ihm geküsst zu werden, von ihm in den Armen gehalten zu werden, sich ihm hinzugeben. Wenn er sie jetzt küsste, wäre sie verloren. Seine heimliche Liebhaberin zu werden, das konnte Pippa aber nicht ertragen. Rasch wandte sie sich von ihm ab.
Am nächsten Freitag reichte sie ihre Kündigung ein. Miss Dalton akzeptierte sie mit einem triumphierenden Lächeln. Pippa aber war das vollkommen egal. Sollten die anderen im Büro doch denken, was sie wollten, ihr ging es vor allem darum, Randal Harding aus dem Weg zu gehen. Zum Glück war er die ganze Woche über auf einer Geschäftsreise in den Vereinigten Staaten. Bevor er nach London zurückkam, hatte Pippa bereits ihre Wohnung aufgegeben und war in die Innenstadt gezogen. Sie hatte einen Job in einer Versicherung gefunden, für die sie immer noch tätig war. Mit der Zeit hatte sie einige Ersparnisse angehäuft und konnte es sich schließlich leisten, ein Haus auf dem Land zu kaufen. Sie hatte keinen Kontakt mehr zu Mitarbeitern aus Randals Firma, da sie es auf jeden Fall vermeiden wollte, ihm noch einmal über den Weg zu laufen.
Und das war ihr auch gelungen. Bis jetzt …
Die letzten vier Jahre hatten kaum Spuren hinterlassen, auch wenn sein Gesicht härter geworden zu sein schien. Und sein Blick hatte zuweilen einen dunklen Ausdruck, den Pippa früher niemals gesehen hatte. Ob seine Frau immer noch Liebesaffären hatte? Vielleicht machte Randal es jetzt genauso. Sicher hatte er doch nicht vier Jahre lang ohne Frau gelebt.
Pippa fühlte sich viel älter und reifer und meinte, sich besser unter Kontrolle zu haben. Sie sagte bestimmt: „Du bist verheiratet, und ich feiere nächste Woche Hochzeit.”
„Ich bin nicht mehr verheiratet.”
Diese wenigen Worte waren wie ein Schock für Pippa.
3. KAPITEL
Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn ungläubig an.
„Du bist nicht mehr verheiratet? Was meinst du damit?”
Er lächelte trocken.
„Renata hat mich vor zwei Jahren verlassen. Sie ist mit einem Golfspieler nach Schottland durchgebrannt. Golf war schon immer eine ihrer Leidenschaften. Vielleicht wollte sie daher mehr als nur eine Affäre mit dem Spieler, sie wollte ihn heiraten. Deshalb hat sie mich um die Scheidung gebeten. Ich war einverstanden, und sie hat ihn wenig später geheiratet.”
Pippa schaute Randal nachdenklich an. Wie hatte er sich wirklich gefühlt, als seine Frau ihm eröffnet hatte, dass sie die Scheidung wünschte? Sie erinnerte sich daran, dass er sich nicht scheiden lassen wollte. War es da ein Schock gewesen, als er sich das endgültige Scheitern seiner Ehe eingestehen musste?
„Ich nehme an, es hat in den Zeitungen gestanden, aber ich lese keine Klatschpresse. Was ist aus deinem Sohn geworden?”
„Er lebt bei mir.”
Das konnte Pippa nicht verstehen. Wie konnte eine Mutter nur ihr Kind alleinlassen? Sicher, Renata Harding hatte es immer schon vorgezogen, ihr Leben mit Liebhabern zu teilen und nicht mit der Familie, doch deshalb ihren Sohn aufgeben? Oder hatte Randal es zur Bedingung gemacht, um in die Scheidung einzuwilligen?
„Renata hat mir gesagt, dass ihr zukünftiger Ehemann kein Kind wünsche. Das sei einfach nicht sein Stil. Sie reisen von einem Turnier zum anderen, da ist kein Platz für Kinder. Aber Renata war sowieso niemals eine fürsorgende Mutter.”
Auch daran erinnerte Pippa sich gut.
„Dann lebt dein Sohn bei dir.”
Randal verzog das Gesicht.
„Das wäre nicht ganz einfach. Wie du weißt, bin ich sehr viel auf Reisen.
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