Julia Extra Band 0198
Auf dem Tisch standen Käse, Fleisch, Salat und Brot. „Ich habe noch gar nichts gegessen heute”, fuhr Randal fort. „Zum Frühstück gab es nur eine Tasse Kaffee, für mehr hatte ich keine Zeit. Ich bin gerade erst von einer längeren Reise zurückgekommen. Da bleibt kaum einmal die Gelegenheit, zu mir nach Hause zu fahren. Sogar in London lebe ich oft im Hotel.”
„Hast du noch das gleiche Haus?” Small Talk würde ihnen vielleicht helfen, die Zeit herumzubringen, ohne dass es zu gefährlich wurde. Pippa entspannte sich ein wenig. Wenn er versuchen würde, sich ihr zu nähern, würde sie ihn zurückweisen. Schließlich war sie keine Frau für ein schnelles Abenteuer. Doch hatte er es darauf abgesehen?
Pippa fragte sich, was sie eigentlich über ihn wusste. Sie hatte ihn einige Tage gekannt, aber das war schon vier Jahre her. Wie sollte sie da wirklich wissen, was für ein Mann er war?
„Nein, ich habe ein Apartment genommen. Das macht das Leben einfacher. Außerdem habe ich eine Zugehfrau. Aber ich bin ja so selten zu Hause. Johnny hat natürlich sein eigenes Zimmer. Vor allem während der Schulferien wohnt er dort. Ich habe den Eindruck, dass es ihm gefällt.”
„Hast du ihn schon einmal gefragt, ob es ihm nach den Ferien auch gefällt, wieder in das Internat zurückzukehren.”
„Nein. Meinst du, ich sollte das tun?”
Pippa zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht ist es ein bisschen zu spät dafür. Du hast ihm ja keine Wahl gelassen. Aber das nächste Mal, wenn du wieder eine Entscheidung zu treffen hast, die ihn angeht, solltest du ihn vielleicht vorher um seine Meinung fragen.”
Randal lehnte sich in dem Stuhl zurück und schaute Pippa eindringlich an.
„Du meinst, wenn ich wieder heiraten möchte, oder?”
Sie riss die Augen auf.
„Ich … nun, ja, daran habe ich gedacht.” Wieder schlug ihr Herz wie verrückt. „Hast du es denn vor?”
„Vielleicht. Meinst du, ich sollte meinen Sohn um seine Meinung bitten, bevor ich einer Frau einen Antrag mache?”
„Kennt er diese Frau schon?”
„Nein, noch nicht.”
„Ich denke, er spielt schon eine wichtige Rolle bei solch einer Entscheidung, aber natürlich sollte dein Sohn nicht darüber bestimmen, wie dein Leben aussieht.”
Pippa konzentrierte sich auf das Essen, da es sie wieder ärgerte, einen schmerzhaften Stich zu verspüren, wenn sie daran dachte, dass Randal wieder heiraten würde. Es war doch einfach zu dumm, eifersüchtig zu sein. Sie würde selbst in wenigen Tagen heiraten. Und es war schon vier Jahre her, dass sie sich die Schwäche gegeben hatte, ihn nicht zurückzuweisen, als er sie geküsst hatte. Seitdem aber war vieles geschehen. Sie war älter und reifer geworden und hatte dazugelernt. Mit zwanzig war sie ein romantisches Ding gewesen, dem ihr Chef den Kopf verdreht hatte. Jetzt aber war sie eine Frau, die sich nicht mehr so einfach von einem Mann wie Randal Harding beeindrucken ließ.
„Wie lange kennst du deinen Versicherungsagenten denn schon?”
Pippa schaute zu ihm hinüber, und im gleichen Augenblick musste sie sich eingestehen, dass ihre Selbstsicherheit wohl doch nur eine Illusion gewesen war. Konnte sie Randal wirklich widerstehen? Spürte sie nicht genau, wie sie körperlich von ihm angezogen war? Vom ersten Augenblick an, als sie ihn in der Nacht des Autounfalls wiedergesehen hatte, war ihr klar gewesen, dass er noch die gleiche Anziehungskraft auf sie ausübte wie damals, als sie in seiner Firma gearbeitet hatte. Sie hatte versucht, sich vom Gegenteil zu überzeugen, doch hatte sie schnell einsehen müssen, dass sie sich damit nur selbst belog.
„Vier Jahre”, sagte sie rasch.
„Seitdem du vor mir fortgelaufen bist.”
„Ich bin nicht fortgelaufen! Es war einfach an der Zeit, den Job zu wechseln, das ist alles.” Dieses Mal hielt sie seinem Blick stand. Wieso erlaubte er sich nur, in ihr Zweifel zu wecken, während er selbst doch dabei war, wieder zu heiraten. „Außerdem ist der Job in der Versicherungsgesellschaft interessanter. Dann habe ich dort Tom kennengelernt.”
„Wie lange hat es gedauert, bis du das erste Mal mit ihm ausgegangen bist?”
Pippa schoss das Blut in die Wangen.
„Was sollen all diese Fragen? Mein Privatleben geht dich nichts an.”
Es hatte lange gedauert, bis sie eine Einladung von Tom angenommen hatte, doch würde Randal das wieder so auslegen, wie es ihm in den Kram passte. Das aber wollte Pippa auf jeden Fall vermeiden.
„Liebst du ihn?”, fragte er
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