Julia Extra Band 0198
…
“Also, wo liegt das Problem?”
Julia zuckte zusammen, als Charlotte ihr die Hand auf die Schulter legte. “Wovon redest du überhaupt?” Sie blinzelte. “Es gibt kein Problem”, log sie.
“Aha. Du knetest diesen Teig also nur deshalb zu Tode, weil du kein Problem hast.”
Julia sah hinunter auf den Tisch, an dem sie stand. Ihre Arme waren bis zu den Ellbogen mehlbestäubt, der Teig vor ihr hatte mittlerweile eine goldgelbe, glänzende Farbe angenommen. “Diese Brötchen werden die besten selbst gebackenen Brötchen sein, die wir je serviert haben”, meinte sie gespielt unbeschwert.
“Du hast wieder Streit mit Kelly, stimmt’s?”
Julia stöhnte auf. “Von diesem Kind kriege ich noch graue Haare!”
Charlotte grinste. “Das ist doch der einzige Grund, aus dem Teenager erfunden wurden. Wusstest du das nicht?”
Julia begann den Teig in kleine Bällchen zu portionieren. “Auf jeden Fall lerne ich es im Moment ganz schnell.”
Charlotte ging zum Herd und überprüfte das herrlich duftende Roastbeef, das in der Backröhre brutzelte. “Ich dachte, seit deiner Verabredung mit Ryan sei zwischen euch alles in bester Ordnung.”
“O ja”, Julia legte ein Teighäufchen auf das Backblech, “das war es auch. Für circa eine Woche.” Ein zweites Teighäufchen folgte. “Und dann begann sie, Fragen zu stellen. Warum Ryan sich nicht mehr meldet, ob wir nicht wieder ausgehen wollten, wie ich es ‘versaut’ hätte. Kannst du dir das vorstellen? Sie sagte ‘versaut’.” Julia schnaubte entrüstet. “Schließlich habe ich ihr klipp und klar gesagt, dass ich nicht vorhabe, mich noch mal mit ihm zu verabreden. Sie wurde richtig wütend. Behauptete, ich hätte gar nicht vor, mein Leben zu ändern, und sei nur mit ihm ausgegangen, um sie ruhigzustellen.”
Charlotte, die gerade Möhren schälte, hielt in der Arbeit inne. “Aber ist es denn nicht genau das, was du getan hast?”
“Natürlich”, gab Julia heftig zu. “Aber das sollte Kelly doch nicht herausfinden.” Sie sah, dass Charlotte sich ernsthaft bemühte, sich das Grinsen zu verkneifen. “Und jetzt ist alles schlimmer als vorher, und ich habe keine Ahnung, was ich tun soll.”
“Vielleicht würde Ryan ja …”
“Nein! Auf keinen Fall! Es ist mein Problem, nicht seins.”
Den wahren Grund wagte sie einfach nicht zuzugeben. Seit dem Abend letzte Woche verfolgte dieser Mann sie in ihren Träumen. Immer und immer wieder durchlebte sie diesen Abschiedskuss, der sinnliche Fantasiebilder in ihr hochsteigen ließ und …
Julia blinzelte und konzentrierte sich wieder auf ihren Brötchenteig. Nein, sie musste Abstand zu Ryan halten. Zu ihrem eigenen Besten. Zu ihrem Schutz. Um ihm nicht über den Weg zu laufen, rief sie auch vorher immer an, bevor sie zu Charlotte fuhr, um diskret herauszufinden, wann Ryan in seiner neuen Kanzlei sein würde.
“Komm, lass uns zusammen eine kleine Pause einlegen und etwas essen, dann können wir in Ruhe reden”, schlug Charlotte gerade vor, als die Küchentür aufgerissen wurde und Ryan hereinstürmte.
Julia gestand es sich nur ungern ein, aber ihr Herz machte einen kleinen Sprung, als sie ihn erblickte. Und dass er sich sofort an sie wandte und nicht etwa an Charlotte, war zwar überraschend, aber auch sehr, sehr angenehm.
“Gut, dass ich Sie endlich gefunden habe!”, stieß er atemlos hervor. “Ich habe den ganzen Morgen über versucht, Sie anzurufen.”
“Ich war unterwegs”, stammelte sie perplex. “Die Zutaten einkaufen, für die Party heute Abend, die wir beliefern.”
“Sie müssen mitkommen”, sagte er gehetzt. “Sie müssen einfach mitkommen. Jetzt.”
Julia griff nach dem Küchenhandtuch und hielt sich daran fest, als hinge ihr Leben davon ab. Mit großen Augen starrte sie ihn an. Wollte er sie etwa jetzt sofort hier aus Charlottes Haus wegzerren?
“Warum atmest du nicht erst einmal tief durch und erzählst uns, was los ist?”, mischte sich Charlotte jetzt ein. “Was ist passiert?”
Erst jetzt schien Ryan zu bemerken, dass seine Cousine auch anwesend war. “Jim hat heute Morgen angerufen. Er erzählte mir, dass Cherry die ganze Woche über damit zugebracht hat, eine Wohnung für mich zu suchen. Er ist so stolz auf sein kleines Mädchen, dass sie mir helfen will. Und scheinbar hat Cherry tatsächlich ein paar passende Wohnungen gefunden, die ich mir ansehen soll. Mit ihr. Heute Nachmittag.” Ryan blickte gehetzt wieder zu Julia. “Sie müssen einfach mitkommen, Julia. Wir
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