Julia Extra Band 0198
müssen Cherry überzeugen, dass wir ein Paar sind.”
“Aber”, Julia schüttelte ungläubig den Kopf, “warum sollte sie so etwas tun? Ich meine, nachdem sie doch gesehen hat, dass Sie … vergeben sind?”
Ryan fuhr sich nervös durch das Haar. “Cherry ist letzte Woche zweimal bei mir in die Kanzlei hineingeplatzt, unangemeldet und uneingeladen.” Er seufzte. “Sie hat es zwar nicht offen gesagt, aber ich bin überzeugt, sie glaubt, dass unsere Verabredung nur eine Finte war.”
Julia wrang das Handtuch. “Da ist sie nicht die Einzige.”
Ryan kniff die Augen zusammen. “Was meinen Sie?”
“Ach, nichts.” Sie atmete tief durch. “Ryan, sehen Sie, ich kann nicht mit Ihnen kommen. Charlotte und ich müssen das Essen für eine Party heute Abend vorbereiten, und …”
“Jetzt hör mal, Julia”, fiel Charlotte ihr ins Wort, “ich sehe keinen Grund, warum du nicht für ein paar Stunden mit Ryan mitgehen kannst. Der Braten ist im Ofen und muss sowieso erst auskühlen. Und die Brötchen …” Sie sah auf die Küchenuhr. “Wenn du gegen drei wieder zurück bist, haben wir genügend Zeit, um alles andere vorzubereiten, und können rechtzeitig liefern.”
Die Vorstellung, den Nachmittag mit Ryan zu verbringen, ließ in Julia die unterschiedlichsten Gefühle erwachen: Angst und Vorfreude, Nervosität und eine Ausgelassenheit, die sie fast schwindlig machte.
“Außerdem …” merkte Charlotte noch an, “… würde es bei Kelly nicht einen guten Eindruck machen, wenn du dich wieder mit Ryan triffst?”
Ja, daran hatte Julia noch gar nicht gedacht. “Natürlich”, stimmte sie ein wenig atemlos zu. Natürlich wäre es schön, mit Kelly wieder in Frieden zu leben. Hilflos sah sie an sich herab. “Schau mich doch nur an! So kann ich unmöglich Cherry gegenübertreten.”
Ryan trat auf sie zu. “Sie sehen großartig aus. Perfekt.”
Er war ihr plötzlich viel zu nah. Die Luft in der geräumigen Küche schien auf einmal zu dick zum Atmen zu sein. Und er kam noch näher und nahm ihr das Handtuch aus der Hand.
“Außer …” murmelte er, “… diesem Mehl auf Ihrer Nasenspitze.”
Als er ihr mit dem Handtuch das Mehl abtupfte, veranstaltete ihr Herz einen rasenden Trommelwirbel und das Blut rauschte in ihren Ohren. Sie musste etwas sagen, irgendetwas, um diesen Bann zu brechen, mit dem dieser Mann sie belegte.
“Ich gehe nur wegen Kelly mit.”
Es hörte sich steif an, gezwungen. Aber Ryan schien es nichts auszumachen.
“Sicher”, stimmte er sanft zu. “Und ich brauche Sie ja auch nur, um mir Cherry vom Hals zu halten und trotzdem Jims Freundschaft nicht zu verlieren.” Er lächelte. “Abgemacht?”
“Abgemacht.”
5. KAPITEL
Auf dem Weg zur Stadt bemühte Julia sich verzweifelt, ihre überspannten Nerven zu beruhigen. Dass sie beide das Paar spielten, war die Lösung für ihrer beider Probleme. Trotzdem konnte Julia die Angst nicht unterdrücken. Angst, weil sie sich viel zu stark zu Ryan hingezogen fühlte. Weil da diese seltsame Anziehungskraft war. Weil Ryan ihr sehr gefährlich werden konnte.
Jedes Mal, wenn sie ihn ansah, so wie jetzt, setzte ihr Herz einen Schlag lang aus, begann ihr Puls zu rasen, hatte sie Schmetterlinge im Bauch.
Warum ausgerechnet bei Ryan Shane? Sie fand keine Antwort, wusste nur, dass er auf sie wirkte wie die verkörperte Versuchung. Dabei wollte sie nie wieder von einem Mann in Versuchung geführt werden. Niemals. Auch nicht von Ryan Shane.
Aber sie hatte sich trotzdem auf diesen Handel mit ihm eingelassen, und jetzt steckte sie bis zum Hals drin. Nein, tiefer.
Na schön, sagte sie sich still, entspann dich einfach. Du bist eine erwachsene, intelligente Frau. Das schaffst du schon. Wir haben eine Abmachung, auf mehr musst du dich ja nicht einlassen.
Sie musste nur sicherstellen, dass Ryan die Grenzen dieser Abmachung anerkannte. Und sie selbst sich an sie hielt.
Sie sah auf sein markantes Profil und räusperte sich. “Äh, Ryan …” setzte sie stammelnd an, “… könnten wir vielleicht über … über diese Abmachung reden, die wir getroffen haben?”
Er sandte ihr einen argwöhnischen Blick. “Sie wollen doch keinen Rückzieher machen, oder?”
“Nein, nein”, versicherte sie hastig, “es ist nur …” Wie sollte sie es ausdrücken? Sie holte tief Luft. “Ich möchte nur, dass alle Bedingungen klar sind.”
“Klare Bedingungen”, wiederholte er und nickte leicht. “Ja, das ist wahrscheinlich in dieser Situation angebracht.
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