Julia Extra Band 0198
Dann wissen wir wenigstens beide, woran wir sind und was der andere von ihm erwartet.”
“Genau.” Sie war erleichtert, dass er genauso dachte. Aber dann überkam sie Panik. Wie sollte sie ihm klarmachen, was sie erwartete? Dass sie es nicht ertragen würde, von ihm berührt zu werden? Sie würde es nicht überleben, wenn seine Finger ihren Rücken streicheln, seine Lippen sich auf die ihren pressen sollten, auch nicht, wenn sie von vornherein wusste, dass solche Zärtlichkeiten nur gespielt waren und zu ihrer Abmachung gehörten.
Sofort überkam sie die Erinnerung an den Kuss vor ihrer Haustür. Schön, sie war diejenige gewesen, die diesen Kuss initiiert hatte, Ryan darum gebeten, ja, angefleht hatte. Seine Lippen waren so warm gewesen, so fest … Und sie hatte seither jede Nacht davon geträumt. Dieser Kuss war ein eindeutiger Fehler gewesen. So etwas durfte sie nicht noch einmal zulassen. Es musste Grenzen geben. Feste Grenzen, an die sie sich beide hielten.
“Ich, äh …” Gott, konnte sie denn nicht einen einzigen Satz zu Ende bringen, ohne zu stottern? Sie riss sich zusammen und atmete tief durch. “Ich weiß, ich habe Ihnen an jenem Abend diesen Kuss aufgezwungen. Ich habe Ihnen auch meine Gründe dafür erklärt. Aber ich weiß jetzt, dass es falsch war.”
Er warf ihr einen kurzen, fragenden Seitenblick zu, ohne etwas zu sagen. Trotzdem wusste sie, dass er versuchte, den Sinn hinter ihren Worten zu verstehen. Also musste sie sich deutlicher ausdrücken.
“Es war ein Fehler von mir”, setzte sie erneut an, “Sie in diese Situation zu zwingen. Und ich möchte, dass Sie wissen, dass ich ein solches … Verhalten nicht mehr von Ihnen verlangen werde.”
“Aber, Julia”, sie hörte das Lächeln in seiner Stimme, ohne ihn ansehen zu müssen, “fanden Sie nicht auch, dass diese kleine Showeinlage eigentlich der beste Teil des ganzen Abends war?”
O ja! Sie konnte sich gerade noch zurückhalten, diese in ihren Gedanken aufblitzenden Worte auszusprechen. Erstens durfte sie das nie zugeben, und zweitens neckte Ryan sie nur. Dennoch verletzte es sie, dass alles nur ein Spaß für ihn war.
“Trotzdem sollten wir darauf achten, dass wir … nun, Sie wissen schon … dass wir körperliche Distanz wahren”, sagte sie lauter als nötig.
Schweigen hing für einen Augenblick über ihren Köpfen wie eine dunkle Wolke, dann stählte Julia sich und sah ihn an. Als er ihren Blick spürte, wandte er den Kopf zu ihr, und seine blauen Augen glitzerten diabolisch.
“Wissen Sie, Julia”, seine Stimme war weich wie Samt, “ich bin mir nicht sicher, ob mir diese Regel gefällt.”
Ein wohliger Schauer rann ihren Rücken hinab. Oh, dieser Mann wusste ganz genau, wann er seinen Charme einsetzen musste! Und deshalb war es jetzt dringend nötig, diesen wunderbar leichten Kokon aus Flirten und Sinnlichkeit mit der spitzen Nadel der Realität zum Platzen zu bringen! “Ryan, ich versuche lediglich, diese … diese Sache, auf die wir uns hier einlassen, von vornherein zu klären, damit keine Missverständnisse aufkommen”, sagte sie ernst und sehr sachlich.
“Ist ja schon gut.” Er gluckste leise. “Wissen Sie, es ist einfach nur so furchtbar einfach, Sie nervös zu machen.”
Wenn er wüsste, wie recht er hatte! “Genau deshalb ist es mir so wichtig, dass Sie sich zurückhalten. Wir sollten nie aus den Augen verlieren, was wir mit unserer Abmachung erreichen wollen.”
“Also kein Austausch von körperlichen Zärtlichkeiten”, meinte er nachdenklich. “Und wie sollen wir dann sowohl Kelly als auch Cherry davon überzeugen, dass wir ein Paar sind, wenn wir uns nie anfassen?”
Eine durchaus logische und berechtigte Frage. “Wir müssen eben überzeugend sein.” Gott, klang das lahm! “Sie wissen schon, mit Worten, wie wir miteinander umgehen. Wir sagen uns kleine Nichtigkeiten, nennen uns mit Kosenamen …”
Er überlegte. “Auf jeden Fall müssen wir uns duzen.” Dann grinste er breit. “Das könnte funktionieren … mein Herz.”
Sein übertrieben liebenswürdiger Ton brachte sie zum Kichern, sie konnte nichts dagegen tun. Und plötzlich war die Atmosphäre in dem engen Wagenfond unbeschwert und beschwingt.
“Ryan, du wirst dir schon ein wenig mehr Mühe geben müssen”, meinte sie gespielt tadelnd.
“Wirklich? Wie wär’s dann damit – Darling?”
Das Wort triefte vor Übertriebenheit, und wieder lachte sie. “Nein, keine Chance, nicht sehr überzeugend.” Dann wartete sie
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