Julia Extra Band 0198
Obst?”
Sie schüttelte den Kopf.
„Nein, vielen Dank, ich habe schon mehr als genug gegessen.”
Sie verließen die Suite und fuhren mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage. Sie sah sofort Randals roten Sportwagen mit der imposanten Motorhaube und den breiten Reifen. Das letzte Mal, als sie den Wagen gesehen hatte, war er arg zerbeult und zerschrammt gewesen, doch davon war jetzt nichts mehr übrig.
„Der Wagen sieht ja wie neu aus. Hoffentlich war die Reparatur nicht zu teuer”, bemerkte Pippa.
„Es war nicht ganz billig, aber dafür sind Versicherungen schließlich da.”
Elegant hielt er ihr die Beifahrertür auf, bevor er sich hinters Lenkrad gleiten ließ. Die Fahrt dauerte beinah eine Stunde. Um diese Tageszeit waren alle Ausfahrtstraßen verstopft. Randal war recht schweigsam. Pippa versuchte, ihn nicht zu lange anzuschauen, doch auch wenn sie den Blick aus dem Seitenfenster wandte, war sie sich seiner Nähe nur zu deutlich bewusst. Der Wagen war schmal, und wenn sie sich nicht ganz tief in den Sitz gedrückt hätte, hätte sie es kaum vermeiden können, Randal zu berühren.
Endlich kamen sie aufs offene Land. Pippa kurbelte das Fenster herunter und atmete tief die frische Luft ein. Ihr Haar wehte fröhlich im Fahrtwind. Soweit das Auge reichte, erstreckten sich Felder. In gut einem Monat würden sie über und über mit weißen Blumen bedeckt sein. Von Zeit zu Zeit kamen sie durch altertümliche Dörfer, wie sie so typisch für Essex waren. Sie sahen hier und da einen Pub mit einem metallenen Schild, das im Wind quietschte. Die Landstraße war von alten, hohen Bäumen gesäumt, die Schatten spendeten.
Alles hier sah friedlich und vertraut aus. Doch Pippa fühlte sich gar nicht beruhigt. Das aber lag an ihr selbst. Ihr Leben war durcheinandergeraten. Zuweilen hatte sie das Gefühl, sich mitten in einem Orkan zu befinden und die Orientierung verloren zu haben.
„Wohin geht jetzt der Weg?”, fragte Randal an einer Straßenkreuzung, und Pippa gab ihm die nötige Beschreibung.
„Es ist nicht mehr weit”, fügte sie hinzu. „In drei Minuten sind wir bei mir.”
„Gefällt es dir, auf dem Land zu leben?”
„Ja, sehr.”
Er fuhr besonders langsam, als sie zu der Kreuzung kamen, an der sie letzte Nacht den Unfall gehabt hatten.
„Woher bist du gekommen gestern Abend?”
„Ich war bei einem Geschäftspartner zum Essen eingeladen. Dann aber habe ich mich verfahren, ich kenne mich hier kaum aus.”
Wenige Augenblicke später kamen sie bei dem Bauernhaus an. Randal hielt den Wagen an und schaute sich lange um.
„Vielen Dank dafür, dass du mich hierhergebracht hast”, sagte Pippa rasch und machte die Wagentür auf. Randal aber war schon ausgestiegen und reichte ihr die Hand.
„Das Haus sieht sehr schön aus. Hast du die Dekoration selbst gemacht, nachdem du es gekauft hast?”
„Ja.” Dabei fürchtete sie, dass die Nachbarn sehen könnten, dass sie von einem anderen Mann als Tom nach Hause gebracht wurde. Das konnte nur Klatsch und Tratsch geben.
„Ich würde es mir gern näher anschauen.”
Heftig schüttelte sie den Kopf.
„Leider kann ich dich nicht hereinbitten. Tom wird hierherkommen, da er sich fragt, warum ich heute Nachmittag nicht bei der Arbeit war. Normalerweise fahren wir zusammen nach Hause.”
„Nur eine schnelle Runde”, fuhr Randal fort. „Er wird doch nicht gleich kommen, oder?”
Dabei schloss er das Auto ab, so sicher war er sich seiner Sache.
„Warum muss alles mit dir in einen Kampf ausarten?” fragte Pippa seufzend und gestand dann ein: „Außerdem setzt du immer deinen Willen durch.”
Er lachte sanft auf.
„Das liegt nur daran, dass du immer Widerstand leistest. Sonst könnte alles viel einfacher sein.”
Sie machte die Haustür auf. Dabei wusste sie gar nicht mehr, wo ihr noch die Sinne standen.
„Ich möchte nur, dass du mich in Ruhe lässt, das weißt du doch genau.”
Samson kam auf sie zugelaufen. Natürlich hoffte er darauf, das Abendessen zu bekommen.
Randal lächelte: „Das sehe ich anders, Pippa. Ich bin vor allem dabei, dich vor einer großen Dummheit zu bewahren.”
Pippa schluckte. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, was er da sagte. Machte er sich nur über sie lustig? Dabei klang er ehrlich. Und sein Blick war offen und sanft. Aber hatte er nicht vielleicht noch andere Hintergedanken? Würde er etwa bleiben und Tom alles erzählen? Vor allem das, was vorhin in der Hotelsuite geschehen war? Dabei war es doch gar nicht so schlimm
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